Bertsch Energy wirtschaftlich abgebrannt

Das Unternehmen kann in bestehender Form nicht fortgeführt werden.
Am Mittwoch wurde das seit rund zwei Wochen im Raum stehende Konkursverfahren über den Kraftwerksanlagenbauer Bertsch Energy GmbH & Co KG in Bludenz offiziell am Landesgericht Feldkirch eröffnet.
Konkrete Zahlen liegen vor
Der Antrag vor Gericht wurde von der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Fellner Wratzfeld & Partner eingebracht. Damit liegen auch die konkreten Zahlen zur wirtschaftlichen Situation des Unternehmens vor und die Geheimniskrämerei und Schönfärberei der Bertsch-Energy-Geschäftsführung hat ein Ende – wie berichtet veröffentlicht das Unternehmen seit 2019 keine Jahresabschlüsse mehr.

Hoffnungslos verschuldet
Die Zahlen im Konkursantrag zeigen auch den vermutlich wahren und von der wpa bereits im Vorfeld angedeuteten Grund, warum kein Investor bereit war, in dieses Unternehmen in der bestehenden Form zu investieren. Denn Bertsch Energy hat Schulden in Millionenhöhe angesammelt und ist de facto hoffnungslos überschuldet.
Nach Angaben des KSV1870 Vorarlberg gibt es gemäß Darstellung durch den Schuldner Aktiva in Höhe von 26,5 Millionen Euro. Sie sind allerdings mit 23,4 Millionen Euro durch Pfandrechte belastet, bleiben also etwa 3,1 Millionen Euro an verwertbaren Aktiva. Dem gegenüber steht ein Berg von Passiva, konkret 138,3 Millionen Euro. Berücksichtigt man bevorrechtete Forderungen in Höhe von 23,4 Millionen Euro, so bleiben noch immer Passiva in Höhe von fast 115 Millionen Euro stehen.
Keine Fortführung in dieser Firma
Von dieser Großinsolvenz – die größte Firmenpleite in Vorarlberg seit 2008 – sind rund 465 Gläubiger betroffen. Es gibt 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da das Unternehmen nicht mehr über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, kommt eine Fortführung dieser Firma im Rahmen eines Sanierungsplanes nicht mehr in Frage. Wie in der Vergangenheit berichtet, konnten bereits keine November-Bezüge und keine Weihnachtsgeld-Sonderzahlungen mehr ausbezahlt werden.

Mögliche Auffanggesellschaft
Die Hoffnung für den Fortbestand des an sich zukunftsträchtigen Geschäftsmodells (der Bau von Kraftwerksanlagen) liegt jetzt in einer Auffanggesellschaft, in welche die Assets respektive das operative Geschäft und die bestehenden Aufträge übernommen werden. In diese mögliche Auffanggesellschaft dürften vermutlich auch große Teile der Belegschaft wechseln. Bewerkstelligt werden soll das vor allem durch externe Investoren, welche die „guten Teile“ aus der Insolvenzmasse herauskaufen. Entsprechende Gespräche seien am Laufen, wie es bei Bertsch Energy wiederholt heißt.
Für die Belegschaft ist die Aussicht auf eine Beschäftigung in einem neuen Unternehmen (der Auffanggesellschaft), die dem gleichen Geschäftszweck im besten Fall am gleichen Standort in Bludenz nachgeht, also durchaus positiv. Dazu kommt, dass die noch offenen Lohn- und Gehaltsansprüche zur Gänze vom Insolvenzentgelt-Fonds übernommen werden.
Schlechte Karten
Deutlich anders sieht es für nicht besicherte Gläubiger aus, die angesichts der vorliegenden Zahlen vermutlich zum allergrößten Teil in die Röhre schauen werden. Denn die Quote in dem Konkursverfahren über die Bertsch Energy GmbH & Co KG hängt insbesondere maßgeblich davon ab, wie viel Geld ein Investor für Assets, operatives Geschäft, Aufträge & Co bereit ist zu zahlen. Dieser Betrag fließt dann in die Masse und kann vom Masseverwalter unter den Gläubigern verteilt werden.
Günther Bitschnau/WPA