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Lilli Paasikivi wird neue Intendantin

14.12.2022 • 21:04 Uhr
Die designierte Festspielintendantin bei der Pressekonferenz. <span class="copyright">roland paulitsch</span>
Die designierte Festspielintendantin bei der Pressekonferenz. roland paulitsch

Die Finnin Lilli Paasikivi wurde in der gestrigen Pressekonferenz als designierten Intendantin der Festspiele vorgestellt.

Schneller als gedacht haben die Bregenzer Festspiele eine neue Intendantin gefunden. Offenbar habe es auf der Suche keinen Fachkräftemangel gegeben, so Pressesprecher Axel Renner zur Vorstellung der designierten Intendantin ab der Saison 2025 ein.

„Wir haben den großen Luxus gehabt, aus vielen Bewerbungen auswählen zu können und auswählen zu müssen, und wir haben einhellig und nach internen Beratungen uns für die aus unserer Sicht beste Lösung und Option entschieden und freuen uns sehr, dass wir ab 2025 wieder eine Intendantin haben“, sagt Festspielpräsident Hans-Peter Metzler gestern auf der Pressekonferenz.

Finnische Top-Solistin

achdem Intendantin Elisabeth Sobotka nach dem Sommer 2024 an die Staatsoper „Unter den Linden“ in Berlin wechselt, wird die künstlerische Direktorin der Finnischen Nationaloper in Helsinki Lilli Paasikivi ab 2025 die 79. Saison der Bregenzer Festspiele als Intendantin verantworten. Die Amtszeit laufe zunächst über fünf Jahre. Für Lilli Paasikivi sei es „sehr inspirierend und wunderschön, dieses fantastische Festival als Intendantin zu leiten“.
Es sei etwas „ganz anderes“ als das große Opernhaus der finnischen Nationaloper mit rund 600 Mitarbeitern und 200 Abendaufführungen pro Jahr, in dem sie die letzten zehn Jahre als künstlerische Leiterin tätig war. Sie sei „sehr neugierig und glücklich“ über diese neue Herausforderung. „Als Sängerin liegen mir die Oper und die Vokalmusik natürlich sehr am Herzen.“

Internationale Top-Solistin

Paasikivi wurde 1965 im finnischen Imatra geboren und verfügt über tiefgehende und breitgefächerte Erfahrungen in der klassischen Musik. Nach ihrem Studium in Schweden und Großbritannien war sie 18 Jahre lang Ensemblemitglied in Helsinki. Als eine der internationalen Top-Solistinnen ist sie in den wichtigsten Opern- und Konzerthäusern aufgetreten, unter anderem mit dem London Symphony Orchestra und den New Yorker, Wiener und Berliner Philharmonikern. Zudem war sie an der Gründung und Organisation von mehreren Sommerfestivals in Finnland beteiligt. Nach 28 Jahren wird Paasikivi Helsiniki verlassen und erklärt: „Ich liebe die Finnische Nationaloper, sie ist wie meine Familie, aber jetzt ist Zeit für etwas Neues!“

Innovative Technologien

Je mehr Erfahrung man habe, desto mehr könne man den inhaltlichen Content beeinflussen, beschreibt Paasikivi ihre Motivation, die Festspiele zu leiten. „Ich bin immer sehr interessiert an verschiedenen Kunstformen.“ So habe sie in der Oper in Helsinki verschiedene Kunstformen miteinander verbunden, wie beispielsweise Zirkus und Oper und interessiere sich auch sehr für neue Technologien, um damit neues Publikum zu erreichen. Sie sehe „sehr viele wunderschöne Möglichkeiten“, die vielen verschiedenen Bühnen der Festspiele mit unterschiedlichen Formaten gleichzeitig zu bespielen, sagt Paasikivi.
Für Metzler sei es „immer ganz wichtig“ gewesen, jemanden zu finden, der „sehr nahe an dem ist, was wir wollen und was Bregenz ausmacht. Das ist die große Oper am See“.

Die Intendantin Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und die nachfolgende Festspielintendantin Lilli Paasikivi. <span class="copyright">roland paulitsch</span>
Die Intendantin Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und die nachfolgende Festspielintendantin Lilli Paasikivi. roland paulitsch

Rascher Auswahlprozess

Insgesamt seien am Ende 26 Bewerbungen eingegangen. Es haben sich „sehr namhafte Persönlichkeiten aus der Musikwelt“ beworben. Intern seien die Prozesse sehr rasch und zügig vorangetrieben worden und der Auswahlprozess gut und reibungslos vonstattengegangen, sagt Metzler und erklärt: „Die Wechsel, die wir erleben in unserer Welt, sind so stark und so schnell, dass wir vorneweg mit den Entwicklungen sein müssen und uns nicht ausruhen dürfen auf dem, was wir erreicht haben.“

Der Stiftungsvorstand wie auch das Beratergremium (Direktorin der holländischen Nationaloper Sopie de Lint und Generalintendant der Königlichen Dänischen Oper Kasper Holten) habe Lilli Paasikivi einstimmig auf Platz eins unter den Kandidaten gelistet.

Fünfte Intendanz

Im Mai wurde bekannt, dass Elisabeth Sobotka nach der Saison 2024 nach Berlin wechseln wird. In Bregenz erfülle sie laut Festspiele ihren Vertrag vereinbarungsgemäß. Wenn Paasikivi die Festspielintendanz 2025 übernimmt, wird sie als fünfte Leitung in die 79. Saison der Bregenzer Festspiele starten.
Seit der Gründung der Festspiele 1946 haben erst vier Personen die Intendanz des Festivals besetzt. Nach den zwei männlichen Langzeitintendanten Ernst Bär (fast 30 Jahre) und Alfred Wopmann (rund 20 Jahre) folgten für jeweils etwa zehn Jahre David Pountney und Elisabeth Sobotka. Diese Kontinuität sei „ein Riesenvorteil, und zwar weil man leichter planen kann.“, spreche aber auch für „das Gesamtwerk Bregenzer Festspiele“. Die Arbeit mit Elisabeth Sobotka habe die Festspiele „insgesamt in andere Höhen gebracht“ und ein breiteres Angebot ermöglicht, sagt Metzler.

Langfristige Planung

Gedanklich habe die Arbeit für Paasiviki schon begonnen. Sie weiß, das die Seebühne einen besonders langen Zeitverlauf im ohnehin schon zeitlich sehr langfristig geplanten Opernbetrieb hat und es seien erste Gedanken und Ideen da. „Ich denke, wir haben es sehr eilig, wenn es darum geht, das Team für die Seebühnenproduktion für 2026 zu bestimmen und zu verpflichten. Natürlich diskutieren wir bereits über die Parameter der Bühne“, sagt die designierte Festspielintendantin und hofft, dass sie im Frühling schon konkreter werden kann.