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Wie man nicht auf Spendenbetrüger hereinfällt

18.12.2022 • 03:50 Uhr
Es sollte der Ausweis verlangt werden, bevor Geld in der Dose landet. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Es sollte der Ausweis verlangt werden, bevor Geld in der Dose landet. Shutterstock

Zu Weihnachten wollen viele helfen. NPOs kommt dies zu gute. Sie spüren die Teuerung besonders. Damit das Geld bei Bedürftigen ankommt, sollten Spender achtsam sein.

In der Weihnachtszeit werden nicht nur Freunde und Familien beschenkt. Es wird auch jene gespendet, die besonders auf Hilfe angewiesen sind.

Wie man nicht auf Spendenbetrüger hereinfällt

Derzeit ist dies durch den Ukrainekrieg, die Teuerung und Inflation besonders gefragt. Auch würde sich in der Weihnachtszeit für viele gemeinnützige Organisationen entscheiden, ob bestimmte Hilfsprojekte im nächsten Jahr realisiert werden können, wie Andreas Anker vom Fundraising-Verband Austria mitteilt. Außerdem stehen die Spendenorganisationen derzeit unter Druck. Durch die Teuerung würden österreichische NPOs erstmals einen ­Spendenrückgang befürchten, so Anker.

Elmar Stüttler versorgt bedürftige Familien mit Essenspenden aus den Supermärkten. <span class="copyright">Tischlein Deck Dich </span>
Elmar Stüttler versorgt bedürftige Familien mit Essenspenden aus den Supermärkten. Tischlein Deck Dich

Wohnen, Bildung und Krieg

Diese werden derzeit aber besonders gebraucht. Denn auch vor den Organisationen selbst macht die Teuerung nicht Halt. Elmar Stüttler, Obmann des Vereins „Tischlein deck dich“, berichtet etwa, dass er aufgrund der hohen Nachfrage von Familien derzeit Grundnahrungsmitteldazukaufen muss. Früher hätten die Essenspenden der Supermärkte ausgereicht. Es blieben aber nicht genügend Grundnahrungsmittel für alle Familien mit Berechtigungskarte dort übrig. Denn das Mindesthaltbarkeitsdatum von Reis und Nudeln etwa laufe nicht so schnell ab, dass der Verein sie dann in der nachgefragten Menge bekommt. „Die Familien wollen ja nicht nur Joghurt“, so Stüttler.

Auch bei der Caritas Vorarlberg wird diese Entwicklung wahrgenommen. „Die Zahl der Erstkontakte hat sich im heurigen Jahr erhöht“, so deren Pressesprecher Claudio Tedeschi. Vor allem das Thema leistbares Wohnen, aber auch leistbare Bildung, sei dabei ein Anliegen. Auch sei die Situation von Kindern, die wegen des Krieges auf der Flucht seien, besonders bedrückend.

Dieselkosten doppelt so hoch

Doch nicht nur die Bedürftigen trifft die Teuerung. Auch die Organisationen selbst verzeichnen höhere Kosten. Bei „Tischlein deck dich“ etwa sind täglich sechs bis acht Autos auf den Straßen unterwegs, um bei 130 Geschäften Lebensmittel abzuholen und zu den Ausgabestellen zu transportieren. Die Ausgaben für den Diesel seien monatlich auf über 5000 Euro gestiegen, so Stüttler. Das sei das Doppelte im Vergleich zu vor Einsetzen der Teuerung.
Der befürchtete Spendenrückgang hat sich bei „Tischlein deck dich“ aber auch bei der Caritas Vorarlberg nicht bestätigt. Trotz der existenziell bedrohlichen derzeitigen Situation sei die Spendenbereitschaft weiter hoch und sogar leicht gestiegen, so Tedeschi. Die gesamte Spendensumme sei bei „Tischlein Deck dich“ nicht gesunken. Doch weniger Personen spenden. „Spender geben jetzt aber höhere Summen“, so Stüttler. Viele hätten den Klimabonus gespendet, da sie ihn selbst nicht gebraucht hätten.


Bei regionalen Vereinen oder Sammler wie Sternsinger, kann man auf Bekannte dort vertrauen. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Bei regionalen Vereinen oder Sammler wie Sternsinger, kann man auf Bekannte dort vertrauen. Shutterstock

Er hofft, dass diese Weihnachten das Spendenaufkommen wieder so hoch ist wie 2021. Laut Angaben des Fundraising-Verbands Austria werden ganze 20 bis 30 Prozent des jährlichen Spendenaufkommens in der Weihnachtszeit erziehlt. Österreichweit würden für das gesamte Jahr 2022 etwa 900 Millionen Euro an Spenden erwartet. Dabei zählt Vorarlberg laut der jährlichen Spendenmarktbefragung neben Tirol und Salzburg zu den Bundesländern mit den höchsten Durchschnittsspenden. 163 Euro pro Jahr würden Spendende aus Vorarlberg durchschnittlich geben, wie es vonseiten des Fundraising-Verbands Austria heißt.

Vorsicht Betrüger

Damit dieses Geld auch bei Bedürftigen ankommt, sollte man achtsam sein. Denn manche Betrüger nutzen Gutmütigkeit aus. „An Weihnachten flattern Briefe ins Haus, und es werden an allen Ecken einem Spendendosen unter die Nase gehalten. Dann muss man kritisch sein und Spenden hinterfragen“, rät Karin Hinteregger, Leiterin des Konsumentenschutzes der Arbeiterkammer. Dass in der Weihnachtszeit vermehrt an die Leute appelliert wird zu spenden, bezeichnet sie als wünschenswert. „Wichtig ist nur, dass Spender nicht Betrügern auf den Leim gehen, die für gut klingende Projekte sammeln“, so Hinteregger.

Konsumentenschützerin Karin Hinteregger. <span class="copyright">Hartinger</span>
Konsumentenschützerin Karin Hinteregger. Hartinger

Wenn jemand an der Tür klingle, solle der entsprechende Ausweis und die behördliche Sammelbewilligung verlangt werden, rät sie. Außerdem solle an Organisationen gespendet werden, die einem bekannt seien. Spendenwillige sollten sich laut Hinteregger vorab informieren und schon während des Jahres eine Organisation für die Spende auswählen. Keinesfalls solle man sich unter Druck setzen lassen, so Hinteregger. „Ich bin nicht gezwungen, direkt an der Haustüre Geld zu geben.“ Wer unschlüssig sei, könne auch im Nahhinein Geld überweisen.

Jahresbericht

Bei der Wahl der Organisation können bestimmte Aspekte berücksichtigt werden. „Grundsätzlich ist zu empfehlen, darauf zu achten, dass die Organisation einen Jahresbericht veröffentlicht und transparent macht, wie genau sie die erhaltenen Spenden verwendet“, heißt es vonseiten des Fundraising-Verbands. Wenn kein Jahresbericht veröffentlicht wird, können Interessierte direkt bei den Organisationen um Auskunft bitten.

Auf der sicheren Seite

Hinteregger verweist außerdem auf das österreichische Spendengütesiegel. Bei Organisationen, welche dieses Siegel aufweisen, seien Spender auf der sicheren Seite, so Hinteregger. „Es belegt, dass eine Spendenorganisation mit den ihr anvertrauten Geldern sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht und stellt sicher, dass Spendengelder zweckbestimmt und wirtschaftlich eingesetzt werden“, so Anker. Das Siegel würde gewährleisten, dass die Organisationen geprüft wurden, ergänzt Hinteregger. Das Siegel wird immer nur für ein Jahr verliehen, das bedeutet, dass die Organisation jährlich geprüft wird. Die Kosten dafür muss die Organisation selbst tragen. Das können sich nicht alle leisten. Auch müssen Organisationen bereits drei Jahre bestehen, bevor sie das Siegel beantragen können.
Hinteregger rät, bei kleineren Vereinen ohne Siegel auf Mundpropaganda oder auf das Vertrauen in dort tätige Bekannte zu setzen.