Dieses Tier ist nach 17 Jahren wieder in Vorarlberg heimisch

Die Zahl der Biber, die erst seit wenigen Jahren wieder heimisch sind, steigt ständig. Derzeit sind ihre Spuren vielerorts gut sichtbar.
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Er wird über einen Meter lang, kann bis zu 30 Kilo wiegen und ist das zweitgrößte heute lebende Nagetier der Welt bzw. das größte Nagetier Europas. Die Rede ist vom Biber, der in Vorarlberg im 17. Jahrhundert ausgerottet wurde und erst seit etwa 17 Jahren wieder heimisch ist. 2006 sind die braunen Nager vermutlich aus der Schweiz wieder eingewandert – und seither steigt ihre Anzahl hierzulande kontinuierlich.

Population
Waren es vor sieben Jahren noch etwa 60 Tiere, die die Population umfasste, so dürften es mittlerweile an die 200 bis 250 Exemplare sein, die sich an heimischen Gewässern tummeln, erzählt Agnes Steininger. Derzeit sei man wieder damit beschäftigt, sie und ihre Reviere zu zählen. Die Biologin ist seit 2014 Biber-Beauftragte des Landes und kümmert sich um das Bibermanagement in Vorarlberg. Denn ganz ohne Management kann es durchaus zu gröberen Konflikten zwischen Mensch und Tier kommen.

Konflikte
Die Nager bevölkern mittlerweile das gesamte Rheintal bzw. sind von der Leiblach bis nach Feldkirch anzutreffen, informiert Steininger. Dazu kommt der Bregenzerwald, wo sie an der Bregenzerach, aber auch an deren Nebenflüssen ihre Siedlungsplätze haben. Ganz friktionsfrei läuft ihr vermehrtes Auftreten aber nicht immer ab: „Natürlich gibt es Konflikte“, so die Expertin.

Gewässerstruktur
„Die Gewässerstruktur hat sich in den 400 Jahren Biber-Abwesenheit stark verändert“, erläutert die Biologin, „links und rechts ist einfach weniger Platz“. Das Problem sei halt, dass „Biber unglaublich gern bauen“. Und sie wüssten halt auch nicht, dass ein verlockender Apfel- oder Birnenbaum jemandem gehöre. So kann es schon vorkommen, dass der Apfelbaum im Garten, der am Tag davor noch stolz in die Höhe ragte, am nächsten Tag verschwunden ist und nur mehr ein „Biberbleistift“ – wie Steiningers Neffe die abgenagten Stümpfe nennt – zu sehen ist. Die feinen Äste oder eventuell noch Früchte ganz oben und die Rinde sind im Winter nämlich die Nahrung der reinen Vegetarier – und mit dem Klettern haben sie es nicht so.

Siedlungsgebiet
„Es gibt Bereiche, in denen wir intensiver beschäftigt sind, und andere, wo es einfacher geht“, beschreibt die Expertin ihre Arbeit. Schwierig werde es naturgemäß immer dann, wenn die Biber nahe an dichtem Siedlungsgebiet ihre Arbeit verrichten. Der Baumfäller im Garten oder der Dammbauer an Gewässern, der Wasserstände erhöht, wo es überhaupt nicht passt, würden immer wieder mal für Probleme Sorgen.
Allerdings bekomme man sehr viel Hilfe von den Mitarbeitern der Bauhöfe und Naturschutzorganisationen, betont Steininger, die darüber sehr froh ist. Damit gelinge es, das Zusammenleben für beide Seiten halbwegs erträglich zu gestalten.

Selbstregulierend
Wie viele Biber Vorarlberg noch verträgt, lasse sich so nicht beantworten, erklärt die Expertin. „Wie wir aus anderen Gegenden wissen, ist es im Prinzip so, dass sich der Bestand von selber regelt“, oder anders gesagt, „der Biber ist der größte Feind des Bibers“. Die braunen Nager würden es nämlich nicht so lustig finden, wenn Artgenossen in ihre Reviere eindringen, in denen sie als Familie, Paar oder allein leben.

Jungtiere müssen sich nämlich mit etwa zwei Jahren eigene Reviere suchen. Wenn zu viele davon unterwegs sind, gehe auch der Nachwuchs zurück, informiert Steininger. Grundsätzlich erreiche etwa die Hälfte des Nachwuchses das Erwachsenenalter. Derzeit gehe man aber davon aus, dass der Bestand weiter wachsen werde. „Vorarlberg hat noch viele Gewässer“, fügt sie mit einem Grinsen hinzu.

Ausbreitung
„Wir erwarten, dass die Biber den Walgau auch noch erreichen“, sagt Steininger, Wie weit sie ins Montafon vordringen werden, könne man nicht sagen. Laut Literatur bewegten sich Biber eher in Tallagen, an Gebirgsbächen werde man sie eher nicht finden. Allerdings sei die Frage, wie weit sich die Tiere an die Literatur halten würden, so die Expertin. Den Menschen begegnen die nachtaktiven Tiere nicht so häufig.
„Im Frühjahr sind sie recht aktiv. Da kann man sie am frühen Morgen schon mal sehen, aber es braucht Glück“
Agnes Steiniger
Bei Problemen mit den Biber kann man sich melden: Kontakt unter www.bibervorarlberg.at