Ein Milliardär prüft UEFA auf Herz und Nieren

FC Chelsea hat Transfer-Wahnsinn in diesem Winter auf die Spitze getrieben.
Der Fußball bricht wieder einmal in neue Dimensionen auf, und der bevorzugte Spielplatz ist die finanzielle Ebene. Dabei wird der Strafraum permanent belagert, Grenzen werden nicht einmal mehr neu definiert, sie sind abgeschafft. Das Motto lautet: Geld ist da, um es auszugeben. Der amerikanische Milliardär Todd Boehly, ein Hedgefonds-Manager, begreift dies natürlich als Investition und so lässt es sich der Chelsea-Eigentümer nicht nehmen, das spielende Personal des Klubs aufzustocken, koste es, was es wolle. Und der UEFA fehlen die taktischen bzw. rechtlichen Mittel, das wilde Treiben zu unterbinden. Als Kontrollorgan wird Europas Fußballverband gnadenlos ins Abseits gestellt.
Die Frage, die sich bei den aktuellen Transfersummen aufdrängt: Wofür ist das Financial Fairplay gut? Einige Namen gefällig? Enzo Fernandez, Joao Felix und Mychajlo Mudryk. Es sind nur drei von insgesamt neun neuen Spielern des FC Chelsea. Das Trio kostet mehr als 200 Millionen Euro, seit Sommer wurden über 600 Millionen Euro verbraucht, das brachten die anderen vier Topligen in ihrer Gesamtheit nicht zustande. Insgesamt wurden alleine in diesem Wintertransferfenster von den fünf europäischen Top-Ligen 1,1 Milliarden Euro ausgegeben, 75 Prozent davon entfallen auf die Premier League.
Wie ist das möglich?
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Toptransfers des FC Chelsea:
- Enzo Fernandez (121 Mio. Euro)
- Wesley Fofana (80,4 Mio. Euro)
- Mykhaylo Mudryk (70 Mio. + Boni)
- Marc Cucurella (65 Mio. Euro)
- Raheem Sterling (56 Mio. Euro)
- Benoit Badiashile (38 Mio. Euro)
Was macht die UEFA?
Die UEFA plant nun als Gegenmaßnahme, das Reglement insofern zu straffen, als sich die Vertragslaufzeiten auf maximal fünf Jahre belaufen dürfen, um derartigen Aktionen vorzubeugen. Vereine könnten dann die Vertragslaufzeit nicht mehr im Übermaß nutzen, um die Transferausgaben im Rahmen des Erlaubten zu halten. Ob sich das tatsächlich umsetzen lässt, bleibt allerdings fraglich.
Die Super League ist zwar vorerst vom Tisch, aber zu viele Einschränkungen könnten die Großklubs dazu animieren, die Idee wieder aufleben zu lassen. Die Abspaltung schwebt wie ein Damoklesschwert über dem europäischen Klubfußball. Ein Freibrief wäre andererseits das Ende jeglicher Regeln des wirtschaftlichen Fairnessgebots, die ohnehin schon astronomischen Ablösesummen würden sich endgültig in die Absurdität verabschieden, auch wenn lange Vertragslaufzeiten auch für die Klubs Risiken bergen. Der Machtkampf ist noch lange nicht entschieden.