Kein Schwarz-Weiß-Denken mehr – „Wir wollen streiten“

Neues Festival „Versus“ bringt unterschiedlichste Meinungen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Technologie zusammen mit dem Ziel, dass diskutiert wird.
Die Idee für das neue Festival „Versus“ entstand beim Joggen. Und zwar schon 2019, als Verena Eugster, CEO der Eventagentur W3 create, mit Florian Wassel, Gründer und Geschäftsführer der Werbeagentur Towa, ihre Runden drehte. Verena Eugster erzählt: „Wir haben über Wertekulturen gesprochen und dass es keine positive Diskussionskultur, sondern nur noch Schwarz-Weiß-Denken gibt. Man müsste deshalb eine Art Wertefestival veranstalten, sagten wir.“ Florian Wassel meinte, er wisse mit Gerhard Burtscher – dem Vorstandsvorsitzenden der BTV, die Eigentümerin der Silvretta Montafon ist – einen eventuellen Partner. Dann kam die Pandemie und bestärkte die beiden in ihrer Ansicht, die Diskussionskultur fördern zu wollen.
Erstes Versus-Festival
Nun wird das erste Versus-Festival von 23. bis 25. März im Skigebiet Silvretta Montafon über die Bühne gehen. Der Name des Festivals ist dabei Programm. Zu jedem Thema, das sich die Macher ausgedacht haben, haben sie Vertreter gegenteiliger Meinungen und Ansichten gesucht. Die Themen spannen sich von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz zu Start-ups und Traditionsunternehmen hin zu Nachhaltigkeit und Trends von morgen. Dabei wird immer einer Frage nachgegangen, zum Beispiel: „Work versus Life: Wie kann sich Arbeit wieder lohnen?“ oder „Alleine versus zusammen: Wieviel ‚Wir‘ braucht es für den Erfolg?“

Einer der Programmpunkte lautet: „Wachstum versus Verzicht. Die Rezession kommt und die Energiepreise steigen. Wie begegnet man all den unternehmerischen Herausforderungen ab dem Jahr 2023?“ Dazu werden Alpla-CEO Philipp Lehner und Antje von Dewitz sprechen. Sie hat ihr Outdoorbekleidungsgeschäft „Vaude“ auf neue, nachhaltige und ökologische Beine gestellt. Das Marketingbudget wurde reduziert und dafür in Nachhaltigkeit investiert. Philipp Lehner hingegen hat auf TikTok die Initiative „Plastic is fantastic“ gestartet und weist dort unter anderem darauf hin, dass das leichte Plastik weniger Emissionen beim Transport verbraucht als andere Rohstoffe, Glas zum Beispiel. „Man kann nicht sagen: Nur nachhaltige Rohstoffe sind gut und Plastik ist böse. Es gibt nicht ‚nur gut‘ und ‚nur schlecht‘“, sagt Verena Eugster. Michael Uhlemayr, Art Director von Towa, ergänzt: „Wir wollen vom Schwarz-Weiß weg ins Grau, denn dort kann es ganz schön bunt sein.“
Mönch und Olympiasieger
30 Personen werden beim Versus-Festival auf der Bühne sprechen. Unter ihnen namhafte Wirtschaftswissenschaftler, Unternehmer, Sportler, Künstler, Politiker, Journalisten – und ein buddhistischer Mönch aus Vorarlberg. Helmut Gassner vom buddhistischen Kloster Letzehof in Frastanz wird mit Olympiasieger Benjamin Raich das Thema behandeln: „Erfolg versus Zufriedenheit. Wann bin ich erfolgreich?“ Die beiden werden – wie die anderen Expertinnen und Experten auch – auf einer der Freiluftbühnen über ihr Thema reden, danach können alle über das Gehörte diskutieren. Oder anders gesagt: Eine Diskussion ist sehr erwünscht. Wichtig dabei: „Wir sind zwar für alle offen, aber nicht für alles: Populismus, Sexismus oder Rassismus haben auf dem Festival nichts verloren“, erklärt Michael Uhlemayr. Diskutiert werde zudem fair, korrekt und auf Augenhöhe.
„Wir sind zwar für alle offen, aber nicht für alles: Populismus, Sexismus oder Rassismus haben auf dem Festival nichts verloren“
Michael Uhlemayr
Durch das Festival sollen unterschiedliche Menschen an einen Tisch gebracht werden, führt der Kreativ-Direktor von Towa weiter aus. Und: „Wir wollen streiten.“ Ein Ziel neben der Förderung der Diskussionskultur sei zudem: „Wir möchten den Menschen Inputs geben und sie über Dinge informieren, die ihnen vorher unbekannt waren, sodass sie danach sagen können: ‚So habe ich noch nie gedacht, aber das ist ein guter Ansatz‘“, erklärt Verena Eugster.