Mikrokosmos der Natur auf Papier

Autorin und Künstlerin Gabriele Bösch zeigt im Bildungshaus Batschuns akribische Werke in „Zeichen der Zuneigung“
Schriftstellerin Gabriele Bösch, (geboren 1964 in Koblach) zeigt auf den Gängen des Bildungshauses Batschuns ihre fein gearbeiteten Zeichen der Zuneigung. Die Literatin beweist damit, dass sie auch eine wichtige Bildende Künstlerin des Landes ist. Eine Anfrage von Kunstkenner Alwin Rohner ist aufgrund der neuen Ausstellung bereits an die literarische Künstlerin und künstlerische Literatin erfolgt.
Zuneigung für das Leben
Gabriele Bösch arbeitet an einem großen Bild jeweils zwei Wochen ganztägig. Akribisch setzt sie Zeichen um Zeichen mit Tinte auf das Büttenpapier. Dabei kommt sie in eine innere Ruhe, eine der christlichen Kontemplation sehr verwandte Stimmung, die sie mit Zuneigung für das Leben insgesamt beschreibt. Sie setzt Zeichen der Zuneigung, Zeichen hat dabei eine wohltuende Doppelbedeutung, einerseits die Zeichen auf ihrem Werk, andererseits die Geste der Zuwendung, die man dem inneren Seelengarten, aber auch seinen Mitmenschen schenkt. Heute entdecken die Menschen wieder die Langsamkeit und das Innehalten. Die Künstlerin und Wortakrobatin, die unweit des Steinbruchs in Hohenems wohnt, weist mit ihren Kunstwerken einen Weg dorthin.

Bösch geht es um jene Schönheit des bereits Verdorrten. Sie interessiert sich für jene Struktur, die der abgeblätterte wilde Wein an einer Hauswand zurücklässt. Mit dieser Haltung transzendiert sie das konventionelle Gartenverständnis der Gsiberger, das sich im Kaufrausch beim Dehner und der Gartenzwergscheinidylle niederschlägt. Bei ihr ist der natürliche Mikrokosmos von Küchenschelle, Eisenhut, wilder Möhre, Sonnenblume und so weiter die Grundstruktur für ihre fein gearbeiteten, kleinen Formate, die um 200 Euro zu haben sind. Für Kunstsammler heißt es da: Zuschlagen, solange ein Gabriele Bösch noch so günstig zu haben ist!
Konsequenter Kunstwille
Die größeren Werke kosten 2000 Euro und zeugen von einem konsequenten Kunstwillen, der Vergleich mit großen abstrakten Künstlern des 20. Jahrhunderts, wie zum Beispiel der US-Amerikanerin Agnes Martin, muss keineswegs gescheut werden. Wenn die Kunstkritiker sich schon anstellen, um Vernissage-Reden halten zu dürfen, dann hat man es auf dem überschaubaren Ländle-Kunstmarkt definitiv geschafft.
Gabriele Bösch ist wie gesagt bereits literarisch hervorgetreten. Die Erzählung „Der geometrische Himmel“ war 2007 von kompetenter Seite sehr lobend aufgenommen worden. In der Kunst findet die Sprachkünstlerin eine noch größere Freiheit und einen noch direkteren Zugang zu den Menschen. Ein Grund für jeden Kunstliebhaber, dem Bildungshaus Batschuns mit seiner kirchlichen Aura einmal einen Besuch abzustatten. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Religion und Kunst sich nicht nur aus der selben kulturgeschichtlichen, kultischen Quelle speisen, sondern auch in der Gegenwart wie zwei Zwilling zueinander passen. Gabriele Bösch schafft mit ihren „Zeichen der Zuneigung“ den Zugang zur inneren Seelenlandschaft der Liebe und Kontemplation.
Von Wolfgang Ölz