Das große Vorsorge-ABC: Was ist wichtig?

Die Österreichische Gesundheitskasse übernimmt eine Reihe von Vorsorgeleistungen. Die Untersuchungen sind vor allem für die Krebs-Früherkennung wichtig.
Eine der unliebsten Fragen, die Mann oder Frau von ihren Liebsten gestellt bekommt, ist wohl die Frage „Hast du an deinen Vorsorgetermin gedacht?“ Was eigentlich so wichtig ist und daher höchste Priorität haben sollte – es gewährt unsere Gesundheit – sorgt dennoch bei vielen für ein ungutes Gefühl. Nach dem Motto „es kostet Zeit, und es könnte etwas Schlimmes dabei herauskommen“ ignorieren viele Menschen die Dringlichkeit der Termine.
Dabei ist der Zugang zu Gesundheits-Check-ups in Österreich einfach. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) übernimmt für alle Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren einmal pro Jahr die Vorsorgeuntersuchung. Sie kann bei den meisten Hausärztinnen und -ärzten durchgeführt werden. Dabei werden die Patienten von Kopf bis Fuß durchgecheckt: Die Untersuchung des Harns, eine Blutuntersuchung und die Erkennung von Zahnfleischerkrankungen gehören genauso dazu wie die Kontrolle des Bewegungsapparats.
Zusätzliche Untersuchungen
Für Frauen und Männer gibt es zudem zusätzliche und geschlechtsspezifische Untersuchungen. Ein Gebärmutterhalsabstrich dient den Frauen als Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs. Ab dem 40. Lebensjahr – ab diesem Alter steigt laut Studien das Risiko immens an – fallen die Frauen außerdem ins Brustkrebs-Früherkennungsprogramm. Männer ab 50 Jahren werden mit Hilfe einer speziellen Untersuchung auf ein Prostatakarzinom untersucht. Alle Personen unabhängig ihres Geschlechts fallen ab 50 Jahren unter die Darmkrebs-Früherkennung und haben daher Anspruch auf die Untersuchung des Stuhls sowie gegebenenfalls eine Darmspiegelung. Bei Personen, die das 65. Lebensjahr überschritten haben, wird außerdem das Hör- und Sehvermögen getestet.
Der Gang zum Spezialisten
Das gewöhnliche Gesundheits-Check-up deckt alle nötigen Untersuchungen ab. „Ab 40 Jahren empfehle ich aber, zu mir zu kommen“, sagt Urologe Dr. Manfred Zinthauer. Insbesondere, wenn es bei Patienten familiäre Vorerkrankungen gebe, sei das Ausschließen von Prostatakrebs enorm wichtig. Zumal die Untersuchung keine Vorsorge, sondern eine Früherkennung ist, wie der Arzt betont. „Bei Frauen kann man Veränderungen am Gebärmutterhals sehen und ist damit darauf vorbereitet, dass sich Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Das ist also eine richtige Vorsorgeuntersuchung im eigentlichen Wortsinn.“ Bei Männern sei das anders, er könne den Krebs erst feststellen, wenn er schon da ist. „Aber wenn man früh genug kommt, kann man ihn ohne bleibende Beschwerden behandeln“, so Zinthauer.
Vor dem Gang zum Urologen haben aber dennoch viele Patienten Angst. „Das kann ich gut verstehen“, sagt Zinthauer, „Aber wenn sich der Arzt genügend Zeit nimmt, ist die Untersuchung wirklich nicht so schlimm.“ Viele Patienten würden ihm im Anschluss an das Abtasten der Prostata berichten, dass sie sich die Untersuchung viel unangenehmer vorgestellt haben. Die 30 Sekunden, die man sich als Arzt mehr Zeit für einen Patienten nähme, machten am Ende den Unterschied.
„Die Prostata-Untersuchung ist keine eigentliche Vorsorge, sondern eine Früherkennung”
Dr. Martin Zinthauer, Urologe
Ablauf des urologischen Termins
Bevor es aber zum Abtasten der Prostata kommt, macht der Urologe eine Reihe anderer Untersuchungen. Jeder Besuch in der Praxis fängt mit einer klassischen Anamnese an. Im Anschluss versucht der behandelnde Arzt eventuelle Probleme etwa beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsakt zu erörtern. Im Anschluss erfolgt eine Ultraschalluntersuchung von Blase, Nieren und Prostata.
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird den Patienten Blut abgenommen. Dieses wird auf den so genannten PSA-Wert untersucht, der die Aktivität des Prostatagewebes anzeigt. Um zu überprüfen, ob die Patienten im Rahmen der Anamnese den Fragebogen zum Urinieren wahrheitsgemäß ausgefüllt haben, ist auch das Wasserlassen auf einem speziellen Stuhl Teil der Untersuchung. Dabei wird eine Harnkurve erstellt, die zeigt, ob der Harnfluss gleichmäßig, ähnlich einer Gaußschen Glockenkurve, erfolgt. Mit Hilfe einer Restharnuntersuchung wird geschaut, ob sich die Blase vollständig entleert. „Zum Abschluss schauen wir unter die Motorhaube“, sagt Zinthauer. Will heißen, der Arzt betrachtet das Genital und die Hoden und tastet sie auf eventuelle Verhärtungen ab. Zum Abschluss der Früherkennungsuntersuchung wird dann die Prostata über den Anus untersucht.

Untersuchung beim Gynäkologen
Bei Frauen gehört der Besuch beim Gynäkologen turnusmäßig ins Jahresprogramm. Auch hier beginnt der Termin zunächst mit einem Anamnesegespräch. Beschwerden werden abgefragt, ebenso wie die Regelmäßigkeit des Zyklus. Im Anschluss darf die Frau auf dem berühmt-berüchtigten Stuhl Platz nehmen. Der Arzt oder die Ärztin kontrollieren mit Hilfe eines Spekulums den Gebärmutterhals auf eventuelle Veränderungen. Diese würden gegebenenfalls auf eine beginnende Krebserkrankung hindeuten. Außerdem können mittels Ultraschallgerät, das in die Vagina eingeführt wird, die Eileiter untersucht werden. Blase und Nieren werden von außen mit dem Ultraschall geprüft. Sind die Frauen über 40, so gehört die Brustkrebsprävention ins Programm. Dabei wird die Brust auf Knoten oder andere Verhärtungen abgetastet.
Weitere Arzttermine
Neben der Prävention von Krebs gehört auch die Kariesvorsorge in den Kalender eines Jeden. Dafür empfiehlt die Österreichische Zahnärztekammer (Özäk), zwei Mal jährlich zum Zahnarzt zu gehen. Neben der Untersuchung auf Karies wird das Zahnfleisch auf Paradontitis, eine entzündliche Zahnfleischerkrankung, geprüft. Um dem vorzubeugen, empfiehlt die Özäk, regelmäßige Mundhygiene zu betreiben und einmal jährlich eine solche Behandlung beim Zahnarzt durchführen zu lassen. Für Kinder und Jugendliche zwischen dem vollendeten 10. und dem vollendeten 18. Lebensjahr ist die Durchführung laut ÖGK ein Mal jährlich kostenlos möglich.
Hautkrebsscreening
Auch Hautkrebs spielt eine zunehmend größere Rolle. „Für Menschen ohne erhöhtes Risiko ist zwischen dem vollendeten 20. und dem vollendeten 80. Lebensjahr alle fünf Jahre eine Vorsorgeuntersuchung bei den niedergelassenen Hautärztinnen beziehungsweise -ärzten mit Kassenvertrag möglich“, schreibt die ÖGK auf ihrer Webseite. Screenings, die häufiger als alle fünf Jahre durchgeführt werden, gelten seit dem 1. Jänner 2020 in Österreich als Privatleistung.
Du hast einen Tipp für die NEUE Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@neue.at.