Künstliche Intelligenz: Falschbilder fluten das Internet

Experte Andre Wolf über KI-Missbrauch in Zeiten der Krise(n).
Ein tobender Donald Trump, der von US-Cops abgeführt wird (mittlerweile ist er tatsächlich angeklagt), Wladimir Putin, der den tiefen Kniefall vor Chinas Staatschef Xi Jinping übt, ein weltlich wirkender Papst Franziskus im modischen Daunenmantel – und wer noch nicht genug hat, kann sich Bilder des vermeintlich brennenden Wiener Burgtheaters anschauen: von künstlicher Intelligenz (KI) generierte Falschbilder fluten das Netz.
Was von ihnen zu halten ist, wie sie zu entlarven sind und wohin all das führen soll, sind hochaktuelle Fragen einer Zeit, die von Krise zu Krise taumelt. Einer, der sich mit der Macht digitaler Täuschung beschäftigt, ist Andre Wolf: Der Experte kämpft im Rahmen der Plattform Mimiakama (“Erst denken, dann klicken”) seit Jahren an vorderer Front gegen Internetmissbrauch.
Drei Ebenen der Täuschung
Im Interview mit der Kleinen Zeitung hält er zunächst fest: “Wir kennen das schon länger – es sind ‘Hybridfälschungen’. Ein Inhalt wird mit falschen Bildern wiedergegeben. Nur: Früher gab es die Fotos schon irgendwo – und sie wurden in den falschen Kontext gerückt. Heute haben wir überall Zugang zu ‘Generatoren’ bzw. künstlichen Intelligenzen, die neue Bilder zur Täuschung erzeugen. Die Software ChatGPT (von Italien eben aus Datenschutzgründen gesperrt, Anmerkung) etwa verblüfft seit einigen Monaten die Welt.”

Zur Person
Andre Wolf ist “Fake News”-Jäger und Autor. Der 1977 geborene Deutsche und nun in Wien Ansässige wirkt für “Mimikama”, einen Verein, der über Internetmissbrauch aufklärt.
KI-Entwicklungspause wohl nur “nette PR”
Dass Elon Musk, der sich selbst erst im vergangenen Oktober Twitter einverleibte, und diverse KI-“Gurus” nun das Drücken der Stopptaste wollen und in einem offenen Brief eine sechsmonatige Pause bei der Entwicklung einfordern, ist für Wolf durchschaubar und unrealistisch: “Nette PR! Man kann eine Entwicklung nicht einfach stoppen. Ich finde es gut und richtig, wenn man sich aus medienethischer Sicht Gedanken über verschiedene Regeln macht.”
Das Problem: “Diese Regeln haben keine Geltung. Falls sie umgesetzt werden, passiert das bestenfalls national oder als EU-Richtlinie. Es wäre ein freiwilliger Verhaltenskodex, an dem sich dann Gesetze orientieren können.”