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Der Vorarlberger Poetry-Slam-Champion ist …

14.04.2023 • 20:14 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Acht Poetinnen und Poeten traten im Slam gegeneinander an. <span class="copyright">Maximilian Kathan</span>
Acht Poetinnen und Poeten traten im Slam gegeneinander an. Maximilian Kathan

Am Donnerstag gingen im Theater am Saumarkt die Vorarlber Landesmeisterschaften im Poetry Slam übe dei Bühne.

Acht Poetinnen und Poeten traten am Donnerstag in der Poetry-Slam-Landesmeisterschaft gegeneinander an und performten ihre selbstgeschriebenen Texte vor dem begeisterten Publikum.

Das Format Poetry Slam lebt von der Vielseitigkeit und der Publikumsinteraktion, die auch beim Slam im ausverkauften Theater am Saumarkt zu spüren war. Als Moderatoren führten Samuel Rhomberg und Ines Strohmaier durch den Abend.

Die in jeweils sechs Minuten vorgetragenen und eigens kreierten Gedichte nahmen sehr unterschiedliche Formen an. Zwischen kritischen und künstlerischen Inhalten gab es auch sehr emotionale Texte und klare Botschaften zu hören.

Lia gewinnt die Vorarlberger Landesmeisterschaft.<span class="copyright">Maximilian Kathan</span>
Lia gewinnt die Vorarlberger Landesmeisterschaft.Maximilian Kathan

Lügen und Tricks

Felix Streibert startet mit seinem polemischen Text „Amazon für Menschen“, in dem er das Dating-Verhalten auf digitalen Plattformen humoristisch zerlegt. Fröhlich erzählt er von der verlogenen Selbstdarstellung „im größten Supermarktregal der gesamten Menschheitsgeschichte“ und den Tipps und Tricks, überzogen die eigene Person mit den besten Eigenschaften anzureichern. Kritisch betrauert er zum Ende den Verlust des Kennenlernens im realen Leben.
Konstantin Eberle begab sich auf eine poetische Suche nach der Inspiration und sprach tiefsinnig über die Freiheit der Gedanken. Symbolhaft vergleicht er Inspiration und Kreativität mit einem Zug, auf den man wartet, ohne das Ziel zu kennen.

Kreativ und anschaulich

Simon Ludescher greift bei seinem Text, wie er sagt, auf sein alltägliches Leben zurück und erzählt eine lustige Geschichte in Versen. Kreativ und anschaulich beschreibt er in sprachlichen Spielereien die Suche nach dem passenden Möbelstück und den vielen Schwierigkeiten und Hindernissen, in die er dabei gerät.
Ivica Mijajlovic überzeugt das Publikum mit einem sehr emotionalen und ergreifenden Text über die Wahrnehmung von Krieg und Flucht aus der Perspektive eines Kindes. Gefühlvoll mitgerissen vermittelt er in schnellen Sätzen den von Armut, Bomben, Angst und Verzweiflung bestimmten Alltag.

Freudige Begeisterung im Theater am Saumarkt.<span class="copyright">Maximilian Kathan</span>
Freudige Begeisterung im Theater am Saumarkt.Maximilian Kathan

Witzig und kritisch

Jay Man hat die Wahrheiten über Wirtschaftsflüchtlinge in eine direkte und komische Erzählung verpackt. Lebhaft performt er seine Witze über österreichisch-Deutsche Klischees und kuriose sprachliche Unterschiede, das Publikum lacht.

Sozialkritisch zeigt Lia Hartl in ihrem Gedicht demonstrativ auf Geschlechterungerechtigkeiten und Rollenzuschreibungen im Westen, spricht aber auch wütend über Misshandlungen von Frauen in anderen Kulturkreisen. Wahre Worte, mit denen sie das Publikum und die Jury auf ihre Seite holt. Während Hartl klar den Blick der Frauen schildert, gibt Daniel Furxer in seinem Gedicht frische Einblicke in die Welt eines privilegierten „hereosexuellen Cis-Mannes“, der sich über die Grenzen der Männlichkeit hinauswagt. Er erzählt von grünen Fingernägeln und Ballettstunden und sinniert über die Akzeptanz von Ambivalenz im Jahr 2023.

Selbstliebe

Um Körper und Identität, aber auch um Selbstliebe dreht sich der Text von Theresia Gröchenig. Eindrücklich spricht sie über körperliche Veränderungen, die mit Beleidigungen und einer schwierigen Pubertät voller Schmerz, Wut und Bodyshaming einhergehen. Am Ende gewinnt doch die Selbstliebe.

In der Vorrunde setzten sich Lia, Ivica Mijajlovic und Simon Ludescher durch und gaben ein zweites Gedicht zum Besten, bis Lia Hartl schließlich als neuer Vorarlberger Poetry Slam Champion hervorging. Sie gewinnt einen Starplatz für die österreichischen Meisterschaften im Poetry Slam, einen Startplatz für die deutschsprachigen Meisterschaften und eine Kuhglocke als Wanderpokal.

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