Im Wettstreit der zwei Konzertmeister

In Götzis spielte Concerto Stella Matutina am Wochenende zweigeteilt unter der Leitung von Maria Kubizek und David Drabek.
Auf gut gelaunte und inspirierte Art hat das Vorarlberger Barockorchester Concerto Stella Matutina (CSM) sein „Luxusproblem“ gelöst, zwei Konzertmeister zur Verfügung zu haben, die sich abwechseln und die gerne einmal zusammen musizieren wollten. So teilte sich das Ensemble beim jüngsten Abokonzert in der Kulturbühne Ambach kurzerhand in zwei Orchester auf, die unter der Leitung von Maria Kubizek und von David Drabek im feinen Dialog musizierten und bei dem die beiden auch solistisch agierten.
Blühende Melodien
Ensembleleiter und Moderator Thomas Platzgummer hatte allerlei tierische Assoziationen zu den Positionen am ersten Pult parat, von Alphatieren, Haifischbecken, Schafhirten, Anakonda und Klapperschlange, die miteinander kuscheln, war die Rede – die Interpretationen der Werke von Johann Christian Bach, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel aber waren ausgesprochen friedlich, beschwingt musikantisch, liebevoll artikuliert und blühend in den Melodien.
Maria Kubizek mit ihrem so sonnig wirkenden Gemüt und warmen Ton und David Drabek, der etwas zurückhaltender agiert und dessen Ton nicht ganz so rund klingt, harmonierten prächtig im musikalischen Atem, ließen sich in den Soli gegenseitig Raum und verkörperten das Prinzip des Konzertierens, was ja sowohl „Wettstreit“ als auch „Miteinander“ beinhaltet. Am Freitag war kurz vor Konzertbeginn noch ein heftiges Gewitter über Götzis niedergegangen, worauf die Darmsaiten der Streichinstrumente und die historischen Blasinstrumente besonders sensibel reagierten, aber auch das gehört zum Live-Konzert mit Originalklangensembles!

Echofiguren
In der eröffnenden Sinfonia für Doppelorchester von Johann Christian Bach (er ist der jüngste der komponierenden Bach-Söhne) erlebte man das CSM in Dialogen und Echofiguren in den Streicher- und Bläsergruppen und im feinen Frage- und Antwortspiel. Hier wie auch in der abschließenden Konzertsuite von Händel kamen auch Hörner und Trompeten, Oboen und Flöten zum Einsatz, wobei Bernhard Lampert und Jodok Lingg durchaus beherzt von der Naturtrompete zum Naturhorn wechselten.
Aus der Fülle der Vivaldi-Konzerte für zwei Violinen hatte CSM eines mit zwitschernden Dialogen in den Außensätzen und innigen Seufzerfiguren im langsamen Satz ausgewählt. Beim anderen Konzert wurde die zweite Solovioline als charmantes Echo aus der Ferne eingesetzt: Die Lichtregie in der Kulturbühne, die das Orchester immer wieder in andere Hintergrundfarben taucht, schickte das „Echo“ David Drabek mit zwei Begleiterinnen in den „Wald“, das Stück bezauberte mit warmen Farben und silbrigen Klängen im Larghetto. Auch in J. S. Bachs bekanntem Doppelkonzert mit zwei Violinen strahlten die Musizierenden Freude am musikalischen Dialog aus, sie umschmeichelten einander im Larghetto und schwangen im gemeinsamen Puls.
Der festliche Glanz wurde in der abschließenden Händel-Suite noch verstärkt durch die je zwei Oboen- und Hörnerpaare, den intimen Klagegesang im Adagio, den bodenständig kernigen Menuettsatz und das Schmettern der Hörner, die ihre Streicherkolleginnen (bei den Geigen ist David Drabek Hahn im Korb!) fast an die Wand spielten. Zum versöhnlichen Abschluss wiegten sich Maria Kubizek und David Drabek noch in einem kanonischen Duo von Telemann.
Im Mai ist CSM noch in Südtirol unterwegs, in Götzis geht es am 16. und 17. Juni mit „Farinelli furioso“ weiter.
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