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Die Mutter des Muttertags

14.05.2023 • 07:00 Uhr
Marianne Hainisch <span class="copyright">moritz moser</span>
Marianne Hainisch moritz moser

Der Muttertag war keine Erfindung der Nazis, sondern wurde bei uns von einer Feministin eingeführt.

Ein verbreiteter Irrglaube behauptet, der Muttertag sei von den Nazis eingeführt worden. Tatsächlich haben sie ihn für sich instrumentalisiert, aber nicht geschaffen. Die Einführung des Muttertags geht vielmehr auf die Frauenrechtlerin Marianne Hainisch (1839-1936) zurück.

Sie gründete 1923, dem Jahr, in dem der Gedenktag erstmals in Deutschland begangen wurde, ein Muttertagskomitee, das ein Jahr darauf in Österreich die ersten Muttertagsfeiern abhielt. „Jeder soll an diesem Tage seiner lebenden Mutter eine Aufmerksamkeit erweisen, ihr Blumen bringen; weilt er fern vom Elternhause, der Mutter einen Dankesbrief schreiben“, erklärte das „Neue Wiener Tagblatt“ den Sinn. „Der Gedanke des Muttertags kommt aus Amerika, wo er ganz gewaltige Formen angenommen hat“, berichtete die „Vorarlberger Landes-Zeitung“. Dort stehe das ganze öffentliche Leben im Zeichen dieses Tages. Hainisch, die am ersten österreichischen Muttertag bereits 84 Jahre alt war, hielt Vorträge und bekam bei der Verbreitung der Idee die Unterstützung des Jugendrotkreuzes.

Muttertag und Politik

Ziel war es auch, die Arbeit der Frauen in den damals noch sehr starren Familienverhältnissen zu würdigen. Konservative und Nationalisten nützten den Tag jedoch zur Propagierung ihres Familienbildes. Hainisch blieb der ursprünglichen Idee treu. 1929, nun bereits 90 Jahre alt, gründete sie die Österreichische Frauenpartei zur Vertretung ihrer politischen Interessen. Einen großen politischen Einfluss übte sie aber nicht nur durch den Muttertag aus, sondern auch als Mutter: Ihr Sohn war der erste österreichische Bundespräsident, Michael Hainisch.