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Werkstatt der Emotionen

19.05.2023 • 18:08 Uhr
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Interview. Manfred Himmer ist Goldschmied in sechster Generation. Er gehört zu den letzten einer aussterbenden Art.

Was macht ein Goldschmied?
Manfred Himmer: Meine Arbeit ist die eines Schmieds, wie man sie sich vorstellt. Ich repariere all, es was aus Gold ist, arbeite Stücke um oder mache Neues. Dazu gehört viel sägen, feilen, löten und eben schmieden. Nur sind meine Werkzeuge kleiner, die Dinge, die ich bearbeite, feiner. Das Ganze ist somit etwas filigraner.


Was braucht es zu einem guten Goldschmied?
Himmer: Geduld, handwerkliches Geschick, eine Spur Kreativität und die nötige Feinmotorik. Mir ist es auch wichtig, meine Arbeit nicht zu verstecken, darum ist meine Werkstatt gleich hinter dem Verkaufsraum, für alle Neugierigen.


Sie führen einen Familienbetrieb fort. War Ihr Weg also schon früh vorgezeichnet?
Himmer: Der Betrieb existiert seit 1812, seitdem sind die Himmers fest in Feldkirch verwurzelt. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre ich aber eher Schreiner geworden. Weil ich jedoch der einzige männliche Nachkomme in der Familie war, musste ich das Geschäft weiterführen, was ich heute nicht bereue. So wie es momentan aussieht, werde ich die letzte von sechs Generationen Himmer-Goldschmiede sein, denn die Suche nach einer Nachfolge gestaltet sich schwierig.


Was macht das mit Ihnen?
Himmer: Natürlich ist es schade. Der Goldschmied ist ein aussterbendes Gewerbe, gerade weil es auch schwierig ist, Lehrstellen anzubieten. Und meine Töchter haben sich beide entschieden, etwas anderes zu machen. So ist das eben.


Verdient man sich als Goldschmied „eine goldige Nase“?
Himmer: Nein. Ich sage, es gibt Brauch-Handwerker und Handwerker. Einen Automechaniker braucht man. Ein Goldschmied macht den Leuten eine Freude. In der Form, wie ich arbeite, wird man nicht reich. Aber es macht mir Spaß, wenn ich zum Beispiel Erbstücke reparieren darf und so die Erinnerung an einen geliebten Menschen weiterleben lassen kann. In Wahrheit ist das, was ich hier verkaufe, zwar wertvoll, aber keine Wertanlage. Viel mehr verkaufe ich Emotionen.


Abschließende Worte?
Manfred Himmer: Gomma wida ge klopfa.