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BVT-Prozess: Urteile wohl noch heute Montag

10.07.2023 • 15:05 Uhr
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und (c) imago images/Viennareport ((c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT via www.imago-images.de)

Den Angeklagten wird vorgeworfen, sie hätten 2015 einen syrischen “Foltergeneral” in Österreich untergebracht.

Der Amtsmissbrauch-Prozess gegen mehrere frühere Spitzenbeamte des inzwischen aufgelösten Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) dürfte am Montag zu Ende gehen.

Dem syrischen General wird die Mitverantwortung für Folterungen von Gegnern des syrischen Regimes in einem Gefängnis in Ar-Raqqa vorgeworfen. Auf Basis einer Kooperation mit dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad soll er nach Österreich gebracht und dort von Beamten des BVT in Empfang genommen worden sein. Diese sollen ihm dann gemeinsam mit dem ebenfalls angeklagten Leiter der Erstaufnahmestelle in Traiskirchen Asyl verschafft haben. Nachdem am Montag mehrere Beweisanträge – darunter etwa die Ladung eines Mossad-Vertreters als Zeuge – abgelehnt wurde, dürfte noch heute mit Urteilen zu rechnen sein.

Letzter Zeuge am Montag

Als letzter Zeuge geladen war am Montag ein Vertreter jener NGO, die dem Justizministerium Informationen übermittelt und damit die Ermittlungen gegen den General angestoßen hatte. Als die NGO Commission for International Justice and Accountability (CIJA) Anfang 2016 im Justizministerium aufschlug und Bedenken äußerte, dass sich in Österreich ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher aufhalte, gaben die Beamten des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), die an der Besprechung teilnahmen, nicht bekannt, jenen Mann zu betreuen, so die Anklage.

Das Treffen im Jänner 2016, also als sich der “General” bereits ein halbes Jahr in Österreich aufgehalten haben soll, sei ähnlich abgelaufen, wie Treffen mit anderen Ländern: Die Vertreter der CIJA hätten sich vorgestellt, und das Ziel der NGO – Kriegsverbrechen mit Fokus auf Syrien zu dokumentieren – erklärt. Es sei aber auch konkret um Informationen den General und seinen Aufenthaltsort betreffend gegangen.

Als der Name des Generals von der CIJA genannt wurde, sei ihm keine abnormale Reaktion der Beschuldigten aufgefallen. Nicht mehr erinnern konnte er sich, ob noch während der Besprechung ein Auszug aus dem Melderegister gemacht wurde, wie von den beschuldigten BVT-Beamten angegeben. Auch über mögliche zukünftige Handlungen der österreichischen Justiz und der NGO den General betreffend sei diskutiert worden.

Informationen aus Syrien und Sozialen Medien

Dass sich der General dem Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, in Österreich befinde, fuße auf Informationen aus Syrien sowie von sozialen Medien. Mit dem amerikanischen Geheimdienst kooperiere die CIJA nicht, betonte der Zeuge. “Unser Ziel ist es, mit Staatsanwälten und Richtern zusammenzuarbeiten.” Auch mit Frankreich – wo sich der General aufhielt, bevor er nach Österreich kam – habe man zusammengearbeitet. So hätte man die Informationen, die man bei der Besprechung übergab, auch den französischen Behörden gegeben.

Der Zeuge hätte weiters zugesagt, zusätzliches Material über den General an das Justizministerium zu liefern. Nach diesem Treffen sei der Kontakt aufrecht erhalten und weitere Besprechungen zwischen CIJA und Vertretern des BMJ abgehalten worden.

Bei der Verhandlung fehlt der ehemalige BVT-Abteilungsleiter Martin W., der von der WKStA zwar mitangeklagt wurde, aufgrund einer Erkrankung aber nicht verhandlungsfähig ist. Seine im Ermittlungsverfahren getätigten Aussagen zu den inkriminierten Vorgängen wurden daher verlesen. Ex-Spionagechef Bernhard P. nutzte im Anschluss die Gelegenheit zur Stellungnahme, um mit Martin W. abzurechnen: “Alle seine Behauptungen waren nachweislich falsch.” Überdies seien “dessen Machenschaften international bekannt”. So sei Martin M. in den Wirecard-Skandal verwickelt und sei an der Flucht von Jan Marsalek beteiligt gewesen, meinte Bernhard P. Dieser machte auch noch deutlich, dass er davon ausgeht, dass sich der Ex-BVT-Abteilungsleiter der strafrechtlichen Verfolgung entzogen hat: “Ich bin überhaupt davon überzeugt, dass er in Dubai untergetaucht ist.”