Die Welt von Uwe Jäntsch als Bühne

Morgen wird im Palais Thurn & Taxis die Sommerausstellung von Uwe Jäntsch eröffnet.
Im Gucci-Anzug präsentiert sich der Künstler auf dem Ausstellungsplakat und mit dem Rücken zur gestrigen Pressekonferenz posiert Uwe Jäntsch für ein Foto, während die Kuratorin und Kulturserviceleiterin Judith Reichart über die sozialen, ökonomischen und politischen Kontexte der Werke spricht.
In einer großen Inszenierung wird das „Sommerausstellungspreisjassen“ zum bedeutenden Beitrag des Gesamtkunstwerks. Der Bürgermeister Michael Ritsch war als „leidenschaftlicher Jasser“ anfangs etwas irritiert, „ob es wirklich ernst ist, dass man ein Auto gewinnen kann.“ Doch es gehe eben um das „Übertriebene und das Maßlose“.

Readymade-Palais
Für die Sommerausstellung hat der Künstler die ansonsten (bis auf die wechselnden Kunstwerke) leerstehenden Räume des Palais Thurn und Taxis in Bregenz wohnlich eingerichtet. Auch das Haus selbst werde zum Bestandteil seiner Kunst und die Möbel zu Kunstwerken, inklusive der neuen Waschmaschine und den sich dahinter auftürmenden 120 Bierkisten auf dem Dachboden, die neben dem Auto ebenfalls gewonnen werden können.
Mit einer „Einfachheit“ sei der Keller „geknackt“ worden, wie Jäntsch formuliert. So wurde der Ausstellungsraum mit 16 Lampen, 16 Tischen und 64 Stühlen gefüllt, an denen die Teilnehmer des Preisjassens bald sitzen werden. Der Heimatraum im Foyer präsentiert sich mit heimeligen Kachelöfen geschmückt mit Fließen im Totenkopf-Muster oder einem Gipfelkreuz mit Bildern vom inszenierten Sterben bekannter und unbekannter Persönlichkeiten. Dunkle quadratische Tische aus Vollholz, massive Schränke und gebrauchte Stühle unterstreichen die Bilder und Installationen an den Wänden und verleihen den einzelnen Räumen thematische Funktionen. „Jedes Stück ist inszeniert, jedes Stück hat millimetergenau seinen Platz gefunden, es gibt keine Verrückungen“, erklärt Reichart.

Großformatige Gemälde sind auf altem Verpackungsmaterial und Wellpappe entstanden. Seine Werke aus 33-jähriger Schaffensperiode habe der Künstler im Hinblick auf gegenwärtige Ereignisse nochmal neu kontextualisiert. Diese Arbeiten hätten ihren zeitgenössischen Duktus nie verloren, zeigt sich Reichart überzeugt: „Deshalb ist es möglich, dass man diese Arbeiten in 200, 300 Jahren immer wieder als zeitaktuell sieht.“
Tiefgreifend
Jäntschs in seinem „unverkennbaren Stil“ gemaltes raumgreifendes Bild „Starsworld“, das symbolhaft viele tiefergehenden Bedeutungen in sich vereint, ist umgeben von mit Maschen verzierten Tannenbäumen. Schwarze Retro-Telefone stehen auf Kommoden oder hängen an den Wänden. „Es kommt von der kalten Berghütte und hat vor fünf Jahren noch funktioniert, jetzt hängt es da, somit kann ich mit der Welt, die ich verlassen hab, immer wieder regelmäßig telefonieren zu gegebenen Öffnungszeiten, vielen Dank“, spricht Jäntsch bei der Presseführung demonstrativ in den Hörer.
Der Vorarlberger Kunstschaffende hat das Kunststudium nach acht Monaten abgebrochen und seither als Autodidakt seinen ganz eigenen Stil erschaffen, „der wirklich von ihm innen herauskommt“. Es gehe um die „Zerlegung von Antikultur“, woraus neue Inhalte entstehen sollen, beschreibt Kulturstadtrat Michael Rauth.

Jäntschs Werk umfasst Eingriffe in Zeichnungen, Malerei, Skulptur, Installation, Performance und Filmkunst. Ganz nach dem Titel „Schöner Wohnen“ wollte Jäntsch das Haus „neu definieren“ und „Räume aufbrechen und neu gestalten“, beschreibt Reichart, wobei der Titel auch als Persiflage verstanden werden könne, wie Rauth anmerkt: „Schöner Wohnen geht bei uns eigentlich gar nicht“, wenn man das Glück bedenke, in Bregenz und eben nicht in einer der Krisenregionen unserer Welt geboren worden zu sein. Und doch sei das Wohnen mittlerweile auch bei uns zum Problem und für viele auch zur existentiellen Frage geworden. An diese Wirklichkeiten angelehnt sei auch Jäntschs Konzept der „Schöner Wohnen“-Ausstellung, bei der „Veränderung“ und „Reparatur“ demonstriert werden.
Die Ausstellungswerke „Toyota“, „Bierkisten“ und „Waschmaschine“ können beim „Preisjassen“ an den kommenden fünf Sonntagen gewonnen werden.
Infos und Termine unter: www.bregenz.gv.at/sommerausstellung