Ein Beginn mit Ehre und Blutvergießen

Heute starten die 77. Bregenzer Festspiele um 10.30 Uhr mit der Eröffnungsfeier.
Eine Frau zwischen drei Männern unterschiedlichen Alters, die um sie werben, Verkleidungen, falsche Identitäten, unvermutete Wendungen, Blutvergießen, Rache, Ehre sind die Themen von Giuseppe Verdis 1844 uraufgeführter Oper „Ernani“, mit der die Bregenzer Festspiele heute Abend Premiere feiern.
Seit langem begeistert
Die diesjährige „Hausoper“ gehört wieder zu den unbekannteren Werken, von denen die Intendantin Elisabeth Sobotka ebenso wie die Regisseurin Lotte de Beer und der Dirigent Enrique Mazzola seit Langem „infiziert“ sind: Sobotka, seit sie in Werner Herzogs Film „Fitzcarraldo“ (im Urwald soll ein Opernhaus gebaut werden, Klaus Kinski spielte die Hauptrolle) die Arie des Ernani gehört hatte, de Beer, seit sie das Libretto gelesen hatte, das auf ein Drama von Viktor Hugo zurückgeht. Und Mazzola, der „Conductor in Residence“, der auch die Seebühnenproduktion „Madame Butterfly“ dirigiert, ist von der Musik des jungen Verdi begeistert und mit ihr vertraut.
Die Titelfigur Ernani (Tenor) ist ein Bandit und Rebell, der sich gegen den spanischen König Carlos (Bariton) auflehnt, ist doch sein Vater von dessen Vater ermordet worden. Ernani liebt Elvira (Sopran), die auf dem Kastell ihres Onkels Don Ruy Gomez de Silva (Bass) lebt, der sie trotz des großen Altersunterschieds heiraten will. Ernani möchte Elvira entführen, ebenso jedoch Carlos, der zunächst inkognito auftritt.

Allerlei Verwicklungen sind die Folge in dieser „unvollkommenen Geschichte“, wie sie die Regisseurin so liebt: „Mich fasziniert an dieser Oper, dass man Menschen sieht, die die ganze Zeit über Ehre, Liebe, Freundschaft und Gastfreundschaft, also immer über hohe Ideale sprechen, und gleichzeitig drohen sie mit Selbstmord, Duellen, Rache und Blutvergießen. Das finde ich so typisch an uns Menschen: Wir wollen immer etwas Besseres, als wir schaffen können.“
Hochfliegende Emotionen
Getragen wird diese Handlung von der Musik des jungen Verdi: Große Arien mit ausdrucksvollen Kantilenen, die in eine vorwärtsdrängend flammende Cabaletta münden, Szenen mit Anführern und Chor, Duette, Terzette, Quartette spiegeln die hochfliegenden Emotionen. Und immer wieder machen sich jene Begleitfiguren im Orchester breit, die den eigentlich tragischen und dramatischen Szenen etwas Leichtes, Tänzerisches geben und die manchen und manche vielleicht schmunzeln lassen.
Im Interview der Festspielzeitung betont Lotte de Beer ihre Liebe zu dieser Art Musiktheater: „Verdis Partitur hat unglaublich schöne Momente, aber auch stets diesen typischen Belcanto-Rhythmus, der etwas Buffoneskes hat, auch und vor allem in den grausamen Szenen. Die Oper erinnert mich manchmal an Samuel Beckett und das absurde Theater. Bei ‚Ernani‘ bin ich mir noch nicht sicher, ob es eine komisch komponierte Tragödie oder eine Komödie mit sehr tragischen Elementen ist.“
Mittwoch Abend und in zwei Folgeaufführungen am 23. und 31. Juli werden wir sehen, wohin die Reise gegangen ist. Die so jugendlich wirkende Direktorin der Volksoper Wien hat schließlich schon 2017 gemeinsam mit ihrem Ausstatter Christoph Hetzer mit Rossinis „Mosè in Egitto“ überrascht.
Katharina von Glasenapp

Gastspiel „Der zerbrochene Krug“ wird wegen Erkrankung von Ulrich Matthes abgesagt
Wie die Bregenzer Festspiele gestern mitteilten, muss das Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin „Der zerbrochene Krug“ kurzfristig abgesagt werden. Grund sei die Erkrankung des Hauptdarstellers Ulrich Matthes. Alle drei Vorstellungen (21., 22., 24. Juli) im Rahmen der Bregenzer Festspiele finden daher nicht statt. Ebenso abgesagt wird die für 23. Juli vorgesehene Lesung „Kleist – Das Erdbeben in Chili mit Ulrich Matthes“ der Reihe „Musik & Poesie“. Heinrich von Kleists Schauspiel „Der zerbrochene Krug“ in der Inszenierung von Anne Lenk sei derart intensiv mit Ulrich Matthes verbunden, dass es keine Möglichkeit zur Umbesetzung gibt und daher ebenso wie die Lesung „Kleist – Das Erdbeben in Chili“ ersatzlos abgesagt werden muss. Besitzer von Tickets erhalten den Kaufpreis zurückerstattet und werden direkt von den Bregenzer Festspielen über die Rückzahlung informiert. „Wir bedauern sehr, unsere traditionelle Schauspielproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin absagen zu müssen ebenso wie die Lesung mit Ulrich Matthes im Rahmen von ‚Musik & Poesie‘, sagte Festspielintendantin Elisabeth Sobotka am Dienstag.