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Volkszählung zeigte großes Wachstum auf

18.07.2023 • 13:04 Uhr
So viel los ist normalerweise nicht in Eisenerz. Das Rostfest bringt einmal pro Jahr urbanes Flair in die Stadt, die seit 2011 fast ein Viertel seiner Einwohner verloren hat.
So viel los ist normalerweise nicht in Eisenerz. Das Rostfest bringt einmal pro Jahr urbanes Flair in die Stadt, die seit 2011 fast ein Viertel seiner Einwohner verloren hat. tom schwarz

Österreich verzeichnete im vergangenen Jahrzehnt den größten Bevölkerungszuwachs seit der Zweiten Republik.

Die Bevölkerung wächst, der Anteil der österreichischen Staatsbürger sinkt. Die Menschen werden immer älter, dafür auch höher gebildet. Die Österreicher sind bereit, lange Arbeitswege auf sich zu nehmen und pendeln nicht selten in ein anderes Bundesland. Und die Gemeinde Namlos in Tirol hat seit 2011 rund dreißig Prozent ihrer Einwohner verloren. All das geht aus dem am Montag veröffentlichten Ergebnis der Volkszählung 2021 hervor. Ein Überblick.

Bevölkerung wuchs so stark wie noch nie

Genau 8.969.068 Menschen lebten mit Stichtag 31. Oktober 2021 in Österreich. Zehn Jahre davor waren es noch 8,4 Millionen gewesen, das Plus von 6,7 Prozent ist das höchste in der Geschichte der Zweiten Republik. Auch zwischen 1961 und 1971 war die Bevölkerung etwas weniger stark, nämlich um 5,9 Prozent, gewachsen – und das, obwohl die “Babyboom”-Jahre und die Anwerbung der ersten Gastarbeiter in diese Zeit fielen.

Eisenerz mit dem größten Bevölkerungseinbruch

Am stärksten wuchs die Bevölkerung seit 2011 in Wien (+12,4 Prozent), am wenigsten stark in Kärnten (+1,5 Prozent). Ein Wachstum verzeichneten auch rund zwei Drittel aller österreichischen Gemeinden. Den stärksten Bevölkerungszuwachs erlebte dabei Kittsee im Bezirk Neusiedl am See mit einem Plus von 63 Prozent. Die Gemeinde profitiere dabei von der geografischen Nähe zu Bratislava, erklärt die Statistik Austria.

Den größten Anteil ihrer Einwohner verloren hat dagegen Namlos: Statt 90 Menschen 2011 lebten 2021 nur mehr 64 in dem Dorf in Tirol, ein Minus von fast 29 Prozent. Unter den Gemeinden mit mehr als 1000 Einwohnern musste Eisenerz die größten Verluste einstecken: Seit 2011 hat die Stadt in der Obersteiermark fast ein Viertel ihrer Einwohner verloren. Hatten damals noch 4826 Menschen in der Stadt am Erzberg gelebt, waren es am Stichtag 2021 nur noch 3625.

Österreich hat bereits 1650 Hundertjährige

Durchschnittlich waren die Menschen in Österreich am Stichtag 43,2 Jahre alt – und damit um 1,4 Jahre älter als zehn Jahre davor. Am ältesten waren dabei die Burgenländer mit 45,9 Jahren, am jüngsten die Wiener mit 41,2 Jahren.

14 Prozent der Menschen in Österreich waren Kinder unter 14, knapp jeder Fünfte dagegen älter als 65. 2011 hatten Kinder mit 14,6 Prozent noch einen etwas größeren Anteil der Bevölkerung ausgemacht, 17,8 Prozent waren älter als 64 gewesen. Die verhältnismäßig meisten Kinder wohnen dabei in Kittsee, die meisten Menschen im Pensionsalter in Eisenerz.

Auch können immer mehr Seniorinnen und Senioren ihren 100. Geburtstag feiern: 1650 Menschen in Österreich waren am Stichtag 100 Jahre oder älter, zehn Jahre davor hatten in Österreich nur 1112 über Hundertjährige gelebt.

Mehr Menschen insgesamt, weniger österreichische Staatsbürger

Während die Bevölkerungszahl insgesamt seit 2011 stark zugenommen hat, ist die Zahl der österreichischen Staatsbürger um rund 60.000 zurückgegangen. 7.401.924 Menschen in Österreich besaßen am Stichtag auch eine österreichische Staatsbürgerschaft, das sind 82,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bei der Zählung 2011 war dagegen nur etwas mehr als jeder Zehnte nicht österreichischer Staatsbürger gewesen. Gut die Hälfte aller Nichtösterreicher kam 2021 aus dem EU-Ausland, die meisten davon aus Deutschland.

Mehr als jeder dritte Wiener wurde im Ausland geboren

Insgesamt ist ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung im Ausland geboren, wobei dieser Anteil zwischen den Bundesländern stark variiert: Lag der Geburtsort bei nur einem Achtel der Burgenländer im Ausland, waren 37,4 Prozent der Wiener nicht in Österreich geboren worden.

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Mehr als jeder dritte Wiener wurde im Ausland geboren. APA/AFP/JOE KLAMAR

Viel mehr Frauen als Männer arbeiten in Teilzeit

Etwas weniger als drei Viertel der 15- bis 64-Jährigen waren 2021 hierzulande erwerbstätig, der Anteil unter den Männern (77,1 Prozent) war dabei deutlich höher als der bei Frauen (69,4 Prozent). Seit Beginn der Volkszählungen ist der Anteil erwerbstätiger Frauen allerdings stark angestiegen.

Eine große Differenz zwischen den Geschlechtern wird bei der Teilzeitarbeit sichtbar: Arbeiteten am Stichtag mehr als die Hälfte der Frauen nicht in Vollzeit, waren es nur 13,5 Prozent der Männer. Insgesamt waren 31,8 Prozent der unselbstständigen Beschäftigten in Teilzeit tätig, zehn Jahre zuvor war es nur etwas mehr als ein Viertel gewesen.

Haushalte werden kleiner

Mehr als zwei Drittel aller Menschen in Österreich lebten 2021 in Ein- oder Zweipersonenhaushalten, die durchschnittliche Haushaltsgröße lag bei 2,19 Personen. 2011 waren es durchschnittlich 2,27 Personen pro Haushalt gewesen. 1961 hatten im Durchschnitt noch mehr als drei Personen in einem Haushalt zusammengelebt.

Lehrabschluss oft höchste formale Qualifikation

Immer mehr Menschen in Österreich können höhere formale Bildungsabschlüsse vorweisen – der langjährige Trend hat sich auch zwischen 2011 und 2021 fortgesetzt. Die häufigste formale Qualifikation war am Stichtag ein Lehrabschluss, diesen konnten gut 30 Prozent der Menschen in Österreich vorweisen. Rund ein Viertel hat seine formale Bildungslaufbahn nach der Pflichtschule beendet, mehr als 15 Prozent hatten dagegen einen Hochschulabschluss. Unter ihnen waren Frauen mit rund 54 Prozent in der Mehrheit.

1971 war der Anteil der Hochschulabsolventinnen unter den Frauen ab 15 Jahren bei nur einem Prozent gelegen, am Stichtag 2021 waren es 16,3. Bei den Männern war im gleichen Zeitraum der Anteil der Hochschulabsolventen von 3,5 Prozent auf 14,4 Prozent gestiegen.

Viele weite Arbeitswege

27 Kilometer legten die Erwerbstätigen in Österreich im Durchschnitt zurück, um zu ihrem Arbeitsort zu gelangen, wobei die Wiener im Schnitt mit 17 Kilometer den kürzesten, die Burgenländer mit 41 Kilometer den längsten Arbeitsweg bewältigen mussten.

Am Stichtag arbeiteten mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen nicht in ihrer Wohngemeinde, mehr als jeder Achte pendelte sogar in ein anderes Bundesland oder ins Ausland. Der Anteil jener, die ihre Heimatgemeinde zum Arbeiten verlassen, ist seit 2011 um 0,8 Prozent nur minimal angestiegen. Am häufigsten arbeiten Burgenländer mit 38,2 Prozent außerhalb ihres Heimatbundeslandes, dahinter folgen die Niederösterreicher mit knapp 30 Prozent. Laut der Statistik Austria sei das vor allem durch die Nähe zu Wien zu erklären. Dagegen pendeln nur 2,3 Prozent der Vorarlberger und 4,3 Prozent der Tiroler in ein anderes Bundesland.