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Das Mateschitz-Erbe unter der gläsernen Decke

20.08.2023 • 16:21 Uhr
Hangar-7 - Interior
Ein gemeinsamer Flug legte den Grundstein: Hangar-7 – Interior H Helge Kirchberger

Servus feiert 20 Jahre Hangar-7 und stellt sich damit ganz in den Dienst des großen Erbes des verstorbenen Milliardärs.

Das Zentrum des von Dietrich Mateschitz geschaffenen Kosmos, es liegt nicht in der Red-Bull-Unternehmenszentrale in Fuschl, sondern am Salzburger Flughafengelände unter einer gläsernen Decke. Der Hangar-7 ist der Ort, wo alles zusammenläuft. Hier treffen Red Bull, Motorsport, Flugzeuge, Medienimperium, Kulinarik und eine Mischung aus weltmännischem Auftreten und Heimatbezogenheit aufeinander: wegfliegen und heimkommen, pausenlos. 300.000 Menschen besuchen den Hangar-7 jedes Jahr bei freiem Eintritt.

Ein Flug mit Folgen

Vor dem Hangar war die pure Leidenschaft. Jene von Siegfried „Sigi“ Angerer (1948–2022), ein Pilot der Tyrolean Airways mit Liebe zu historischen Flugzeugen. Als Angerer mit einer Corsair F4U-4 (Jahrgang 1945) in den 90ern Dietrich Mateschitz chauffierte, war es der Grundstein für vieles: für Freundschaft und große Pläne. Weil die Sammlung alter Flugobjekte anwuchs, brauchte es mehr Platz. Die Idee eines kastenförmigen Hangars wurde zugunsten eines anspruchsvolleren Zugangs aufgegeben: Architekt Volkmar Burgstaller entwickelte ein Gebäude in Form eines Tragflügels, realisiert mit 1200 Tonnen Stahl und 380 Tonnen Spezialglas. Dort stehen heute neben der Corsair etliche andere Flugzeuge, Hubschrauber und Rennboliden.

Das Mateschitz-Erbe unter der gläsernen Decke
Dietrich Mateschitz 2022 vor dem Rohbau des Hangar 7 in Salzburg.Imago

Der Hangar-7, neben dem Salzburger Flugfeld gelegen, ist lebendiges Museum mit historischen Ausstellungsstücken, die regelmäßig ausfliegen. Wenn die imposante Douglas DC-6B (1958) landet, drängen sich die Besucher vor der Glasscheibe, um einen freien Blick auf Titos einstige Dienstmaschine zu erhalten. Wenig später wird das Glanzstück der Flying Bulls zurück in die Halle geschoben: vom Flug- zum Ausstellungsobjekt und wieder zurück. Lieber am Boden bleibt der Ikarus. Das nach der mythologischen Figur benannte Restaurant im Hangar-Komplex mit Eckart Witzigmann als Patronus tauscht jeden Monat den Koch; aus Prinzip: 241 Gastköche brachten so Spitzengastronomie aus aller Welt nach Salzburg.

Unweit der Küchenregie arbeitet die Fernsehregie: Im fensterlosen Raum haben bis zu zehn Personen den Auftrag, die Sendungen „Talk im Hangar-7“ und „Sport & Talk“ in Szene zu setzen. Zu Beginn wurden diese noch aus Ü-Wägen übertragen, später entstand im Untergeschoß das Reich von Regisseur Bernd Warmuth. Einige Schritte weiter steht ein unscheinbarer Holzkasten: Aus der engen Kabine werden MotoGP und Tennis kommentiert. Einen Stock darüber hat Warmuth vier Standkameras, dazu eine Krankamera und eine Steadicam zur Verfügung, um die „Talk“-Sendungen einzufangen. „Das ist ein Set, das kann auch sehr viel Geld nicht nachbauen“, ist der Kärntner sicher. Was entstand, hat sich gefügt – weil Mateschitz es verfügt hat.

Mehr als die Quote

Was es kostet, Woche für Woche im Hangar das aufwendige Fernsehsetting aufzubauen, möchte Warmuth nicht sagen. Was die Sendungen leisten, ist hingegen öffentlich: „Sport & Talk“ erreichte 2023 im Schnitt 3,2 Prozent Marktanteil, „Talk im Hangar-7“ vier Prozent. Damit liegen die Formate leicht unter dem Senderschnitt. Aber auch hier gilt: Es geht um den Hangar und dessen Strahlkraft. Die Quote ist zweitrangig.