Warum Sonnencreme nicht ausreicht

Urlauber verfolgen oft das Ziel, braun zurückzukommen. Doch gibt es eine gesunde Bräune? Leiter der Abteilung Dermatologie am LKH Feldkirch Robert Strohal spricht über Sonnenschutz.
1. Wie kann ich mich vor Sonne schützen?
Robert Strohal: Die wichtigste und effektivste Form des Schutzes ist der textile Schutz. Das bedeutet Hut, T-Shirt, Hemd und Hose anziehen. Man sollte im Schatten durch eine Markise oder unter Bäumen sitzen. Für die, dich sich stark gegen die Sonne schützen wollen, gibt es auch eigene T-Shirts oder langarmige Shirts, die hohen Sonnenschutz haben. Spezialhüte, die hinten Textilien haben, um den Nacken zu verdecken, sind vor allem für hellhäutige Kinder, die länger im Wasser sind, eine gute Idee. Zwischen zehn und vier Uhr sollte man die Sonne meiden. Als weitere Möglichkeit, die aber nicht so gut ist, gibt es Sonnencremen. Dabei besteht die Gefahr, dass man glaubt, man könnte unlimitiert in der Sonne liegen, ohne dass etwas passiert. Das ist nicht der Fall. Sonnencreme ist nicht so leistungsfähig wie der Schatten.
2. Ist Sonnenbrand im Schatten möglich?
Strohal: Klar, auch bei bewölkten Situationen geht bis zu 90 Prozent der UV-Strahlen durch die Wolken. Auch in Schatten kann man Sonnenbrand bekommen.
3. Wann sollte ich mich mit Sonnencreme eincremen?
Strohal: Man sollte sich schon daheim eincremen, bevor man etwa ins Schwimmbad rausgeht. Anschließend sollte man sich regelmäßig etwa alle zwei bis drei Stunden nachcremen.
4. Muss ich bei wasserfester Sonnencreme nachcremen?
Strohal: Auch bei wasserfestem Sonnenschutz soll man nach längerem Wasseraufenthalt wieder eincremen. Denn man trocknet sich danach mit dem Handtuch ab und die Wasserdichte ist nicht ausreichend gewährleistet. Nach drei Minuten im Wasser ist das nicht notwendig, aber nach 10 bis 30 Minuten schon.
5. Welche Menge an wird empfohlen?
Strohal: Man sollte sehr reichlich einschmieren, nur ein bisschen ist zu wenig. Alles, was in die Haut einzieht, ist optimal.

6. Wie lange ist Sonnencreme haltbar?
Strohal: Die Frage erübrigt sich. Wenn Sie eine Sonnencreme länger als einen Monat verwenden, dann haben Sie etwas falsch gemacht. Wenn Sie alle zwei Stunden reichlich nachcremen, dann ist sie nach zwei Wochen leer. Sonst gibt es ein Ablaufdatum, ab wann der Sonnenschutz die Wirkung verliert.
7. Welche Sonnencreme ist am umweltfreundlichsten?
Strohal: Das ist schwierig, weil bei diesem Thema sind sich die Leute nicht einig. Es gibt dazu wissenschaftlich Streitereien. Für mich schauen die Daten so aus, dass der chemische Sonnenschutz nicht ein Problem darstellt oder gefährlich wäre. Aber es gibt NGOs, die sagen, dass chemischer UV-Schutz gefährlich wäre. Da muss sich jeder selbst seine Meinung bilden. Natürlich stellt der Sonnenschutz immer eine Belastung der Umwelt dar. Gleich wie auch der Abrieb der Reifen die Umwelt beeinflusst, man deswegen aber trotzdem Auto fährt. Es ist nicht eine größere Belastung als andere Dinge, die wir tun.
8. Welcher Lichtschutzfaktor ist der richtige für mich?
Strohal: Je heller Sie als Hauttyp sind, wie blond blauäugig oder rothaarig, desto höher sollten Sie den Lichtschutzfaktor wählen. Der Lichtschutzfaktor gibt aber keine dauernde Sicherheit. Die einzige maximale Form des Schutzes vor Sonne ist der Schatten und textiler Sonnenschutz. Alles andere bietet kurzfristigen Schutz.
9. Schützt Sonnencreme vor Hautkrebs?
Strohal: Wenn ich im Wasser plansche, dann ist die Sonnencreme ein guter Schutz, weil ich ohne Sonnencreme einen Sonnenbrand bekommen würde. Wenn ich mich am Mittag stundenlang in die Sonne lege, um mich zu bräunen, wird es auch mit Sonnencreme Faktor 50 gefährlich sein. Zu vielen Patienten, die im mittleren Alter zu mir kommen und weißen Hautkrebs haben, sage ich: ‚Sie haben zu viel Sonne erwischt!‘ Dann erwidern viele: ‚Ich habe mich aber immer eingecremt‘. Man bekommt nicht nur durch Sonnenbrand Hautkrebs, sondern auch durch eine große Menge an Sonne während dem ganzen Sommer. Zudem, nicht nur beim Baden sind wir mit Sonne konfrontiert. Es gibt Daten, dass die Menschen, die viel auf dem Boot am Wasser sind oder Rad fahren, ein deutlich höheres Hautkrebsrisiko haben. Die Dosis macht das Gift. Ein bisschen Sonne brauchen wir alle, weil man Vitamin D produzieren muß, welches gesund und wichtig ist. 10 bis 20 Minuten vor 10 Uhr in der Sonne sind gut, wobei das gilt vorallem für den Frühling und Herbst. Im Sommer bekommt man aber sowieso so viel Sonne ab, dass dies normalerweise für die ausreichende Vitamin-D-Produktion reicht.
10. Gibt es eine „gesunde Bräune“?
Strohal: Die Bräunung ist eine Notfallreaktion, ein Schutzmechanismus der Oberhaut vor gefährlicher die Unterhaut schwer schädigender und krebserregender UV-Strahlung. Dementsprechend gibt es nicht ‚eine gesunde Bräune‘. Das Ziel im Sommerurlaub braun zu werden, ist immer mit hoher Sonnenmenge verbunden. Diese ist auch, wenn man sich einschmiert, nicht ungefährlich. Die Haut muss die Wachstumsschicht schützen, indem sie Pigmente darüberlegt, damit sie nicht geschädigt wird. Das Braunwerden ist kein normaler Prozess. Es sollte nicht das Ziel sein, dunkelbraun zu werden.

11. Wie kann ich selbst einen Check Up der Haut durchführen?
Strohal: Gesunde Muttermale sollen im Normalfall klein, rund und einfärbig sein. Wenn Muttermale nicht mehr klein, rund und einfärbig sind, dann muss man sie einem Hautarzt zeigen. Man soll auch kontrollieren, ob man neue Veränderungen hat, die man nicht einschätzen kann. Wenn man im Gesichts- oder Glatzenbereich permanent offene Stellen hat, die Krusten bilden, ist das ein Hinweis auf weißen Hautkrebs. Gut ist zumindest einmal im Leben eine Hautvorsorge zu machen, dabei kann der Arzt einem die eigene Hautkrebsgefahr sagen. Die Häufigkeit der weiteren empfohlenen Vorsorgetermine hängt von dieser Gefahr ab.
12. Kann ich mich durch Ernährung vor Sonne schützen?
Strohal: Nicht wirklich. Die Beta-Carotene, Inhaltstoffe von Karotten, werden als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Das bewirkt Selbstbräunung, hat aber nicht die Schutzfunktion von durch Sonne gebräunter Haut. Das ist gefährlich.
13. Was passiert bei Sonnenbrand?
Strohal: Das bedeutet, dass die Hautzellen, die verantwortlich für das Bilden der Haut sind, dramatisch geschädigt und großteils sogar zerstört werden Es ist eine massive Schädigung und eine akute Entzündungsreaktion des Körpers. Ein Sonnenbrand bei einem Kind erhöht die Gefahr als Erwachsener Krebs zu bekommen um das Hundertfache und ist eine schwere Körperverletzung. Sie züchten dadurch Hautkrebs im mittleren bis späteren Erwachsenenleben. Eine sehr unangenehme Situation, die in Fall von weißem Hautkrebs zu dauernden Operationen führt.
14. Wie behandle ich Sonnenbrand?
Strohal: Das hängt vom Sonnenbrand ab. Es gibt verschiedene Formen. Bei leichtem Sonnenbrand reicht After Sun Lotion, die kühlend wirkt. Bei etwas schwererem Sonnenbrand, wenn er nicht zu großflächig ist, können kühle Topfenumschläge helfen. Bei starkem Sonnenbrand braucht es einen Arzt. Wie etwa, wenn sich die Haut ablöst oder sich Blasen bilden.
15. Wie kann ich Hautalterung durch zu viel Sonne vorbeugen?
Strohal: Das ist ganz einfach: keine Sonne. Wenn Sie es durchziehen, täglich hoher UV-Schutz mit der Feuchtigkeitscreme im Gesicht verwenden, dann werden Sie mit 50 Jahren deutlich jünger ausschauen. Feuchtigkeitscreme für Gesicht soll man nur mit UV-Schutz kaufen und 365 Tage im Jahr verwenden. Wenn Sie die Hände schützen wollen und keine Altersflecken bekommen möchten, dann müssen Sie diese ebenfalls mit Sonnencreme schützen.
16. Welche Fehler sollten in Sachen Sonnenschutz vermieden werden?
Strohal: Man sollte den Sonnenschutz nicht als Religion ansehen und nicht zwangsneurotisch glauben, alles immer genau und hundertprozentig einhalten zu müssen. Es gibt auch noch eine Leber und eine Lunge und Rauchen und Alkohol. Es gibt so viele Dinge, die ungesund sind abseits der Sonne. Der vernünftige Umgang ist das, worum es geht.