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Kehrtwende in Sachen Abtreibungen

25.10.2023 • 20:29 Uhr
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Hartinger

In der heiß diskutierten Frage der Schwangerschaftsabbrüche wurde nun eine ­Lösung präsentiert.

Schwangerschaftsabbrüche werden in Vorarlberg ab Ende November als Privatleistung am Landeskrankenhaus (LKH) Bregenz durchgeführt werden. Darüber haben am Mittwoch Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (beide ÖVP) gemeinsam mit Primar Michael Rohde vom LKH Bregenz sowie den beiden Expertinnen Susanne Wallner (Institut für Sozialdienste) und Elisabeth Walser (schwanger.li) in einer Pressekonferenz informiert. Mit diesem Schritt endet eine schon lange dauernde Suche nach einer Lösung in dieser Frage. Denn der bisher einzige Arzt, der in Vorarlberg Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen hat, steht vor dem Pensionsantritt. Das Ringen um eine Nachfolgeregelung war geprägt von einer intensiven öffentlichen Diskussion und Ungewissheit darüber, ob es in Vorarlberg vorübergehend sogar überhaupt keine Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch geben könnte.

Räumlich getrennt

Konkret sieht die gestern vorgestellte Lösung vor, dass die medizinische Leis­tung ab Ende November am Bregenzer Spital sowohl räumlich als auch organisatorisch von der gynäkologischen Bettenstation getrennt angeboten werden soll. Die Betroffenen betreten dabei das Krankenhaus durch den Haupteingang und begeben sich dann in einen gänzlich anderen Gebäudeteil als jenen, in dem die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe untergebracht ist. Diese Vorgehensweise sei die beste für die betroffenen Frauen sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte.

Wertneutrale Beratung

Parallel dazu soll auch das Beratungsangebot für ungewollt Schwangere ausgebaut werden. Gemeinsam mit dem Termin für das ärztliche Erstgespräch können sie auch eine kostenlose psychosoziale Beratung durch das Institut für Sozialdienste (IfS) in Anspruch nehmen, wenn sie das möchten. Die Gespräche würden wertneutral und ergebnisoffen angegangen, erläuterte Susanne Wallner vom IfS. Im Rahmen der Beratung wird mit den Betroffenen über ihre Lebenssituation, aber auch mögliche Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch gesprochen. Sie sollen in die Lage versetzt werden, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Niemand werde zur Beratung gezwungen, betonte Gesundheitslandesrätin Rüscher. Dem Land als Träger des Krankenhauses sei es aber wichtig gewesen, den Zugang dazu so niederschwellig wie möglich zu gestalten.

Elisabeth Walser, Susanne Wallner, Markus Wallner, Martina Rüscher und Michael Rohde (von links) bei der Pressekonferenz. <span class="copyright">VLK</span>
Elisabeth Walser, Susanne Wallner, Markus Wallner, Martina Rüscher und Michael Rohde (von links) bei der Pressekonferenz. VLK

Dieser Schritt wird auch von der Ärzteschaft begrüßt, wie Michael Rohde als Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe an den Krankenhäusern Bregenz und Dornbirn sagte. Die Durchführung der Abtreibungen sei für die Ärztinnen und Ärzte am LKH Bregenz freiwillig. Man habe sich innerhalb der Ärzteschaft in den vergangenen Monaten abseits der öffentlichen Diskussion ebenfalls intensiv mit der Frage der Schwangerschaftsabbrüche befasst. Schlussendlich seien diese aber auch Teil des Fachgebiets, und als Mediziner könne man sich nicht nur auf die schönen Seiten beschränken. Umso wichtiger seien jedoch eine gute Betreuung für die Patientinnen vor und nach einem möglichen Schwangerschaftsabbruch sowie auch der Zugang für die betreuenden Ärzte zu entsprechenden Unterstützungsangeboten.

Keine Bannmeile

Als Privatleistung werden für nicht medizinisch notwendige Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der Fristenlösung künftig im Spital 720 Euro zu bezahlen sein, erläuterte die Gesundheitslandesrätin. Seitens des Landes werde es für die Betroffenen in dieser Frage keine finanzielle Unterstützung geben. Die Kosten würden etwa dem österreichischen Durchschnitt entsprechen.
Die Einrichtung einer Bannmeile rund um das Krankenhaus aufgrund möglicher Proteste von Abtreibungsgegnern hielt Rüscher nicht für notwendig. Schließlich sei nicht zu erkennen, wer das Spital für einen Schwangerschaftsabbruch aufsuche oder wer diese durchführe. Außerdem gebe es keine fixen Zeitpunkte, zu denen die Eingriffe durchgeführt würden, sondern die Termine würden individuell vereinbart.

Proteste angekündigt

In Gesprächen hätten die Abtreibungsgegner allerdings bereits angekündigt, dass sie weiterhin Proteste abhalten würden, berichtete Rüscher. Auf öffentlichen Flächen nahe dem Krankenhaus könne dagegen auch nichts unternommen werden und sei auch nichts einzuwenden. Auf den Flächen unmittelbar vor dem Bregenzer Spital gelte jedoch das Hausrecht, wodurch man dort Proteste verhindern könne.