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Vogewosi hat höhere Ansprüche

18.12.2023 • 13:57 Uhr
Die Wohnanlage Bregenz Feldmoos wurde revitalisiert. Die zweite Bauetappe endet im Jahr 2024. <span class="copyright">Vogewosi</span>
Die Wohnanlage Bregenz Feldmoos wurde revitalisiert. Die zweite Bauetappe endet im Jahr 2024. Vogewosi

Verantwortliche des gemeinnützigen Wohnbauträgers haben Bilanz über das Jahr 2022 gezogen.

Insgesamt 66 neue Wohnungen hat die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft Vogewosi im Jahr 2022 errichtet. Das haben Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz und Aufsichtsratsvorsitzender Karlheinz Rüdisser am Montag in der alljährlichen Bilanzpressekonferenz bekannt gegeben. Im heurigen Jahr wurden wieder mehr Mietwohnungen errichtet – insgesamt 112. In Bau sind derzeit 272 Wohnungen, von denen 114 im Laufe des kommenden Jahres an die Mieterinnen und Mieter übergeben werden sollen.

Rahmenbedingungen

Der Wert des Jahres 2022 liege deutlich unter dem Bauvolumen aus den Jahren 2015 bis 2020 und entspreche weder dem Anspruch des Unternehmens noch dem Bedarf an gemeinnützigen Wohnungen, betonte Rüdisser. Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen mit hoher Inflation, stark steigenden Zinsen und hohen Baukosten negativ ausgewirkt. Die Errichtungskosten der Wohnungen sind laut Zahlen der Vogewosi von durchschnittlich 3312 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2021 auf 3507 Euro im Jahr 2022 gestiegen. Die Mieten seien dennoch stabil gehalten worden und würden inklusive Nebenkosten unter elf Euro pro Quadratmeter liegen, erläuterte Lorenz.

Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Karlheinz Rüdisser. <span class="copyright">Vogewosi</span>
Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Karlheinz Rüdisser. Vogewosi

Ermöglicht würde dies durch eine hohe Eigenmittelquote und die Wohnbauförderung des Landes. Erstere zähle mit 36,4 Prozent im österreichischen Branchenvergleich zu den Besten, meinte Rüdisser. Insgesamt werde die Bautätigkeit zu zwei Dritteln mit Eigenmitteln sowie Geldern der öffentlichen Hand finanziert. Der Rest stamme vom Kapitalmarkt sowie ein kleinerer Teil aus den Mieteinnahmen, ergänzte der Vogewosi-Geschäftsführer.

Sanierungen

Insgesamt seien 2022 wie schon im Jahr davor 26,5 Millionen Euro in Neubauten investiert worden. 14,95 Millionen Euro wurden für Sanierungen aufgewendet. Allerdings sei keine umfassende Sanierung einer Wohnanlage durchgeführt worden, bedauerte Lorenz. Dies soll sich in den kommenden Jahren wieder ändern, allerdings brauche es dazu auch die Unterstützung der öffentlichen Hand. Entsprechende Gespräche seien derzeit im Gange. Der Fokus liege bei den Sanierungen derzeit auf dem Erhalt der Substanz und auf Optimierungen wie etwa energetischen Verbesserungen. Komfortverbesserungen wie etwa der Einbau eines Lifts seien jedoch bei alten Wohnanlagen nicht immer möglich.

Ein Pilotprojekt zur Sanierung von Südtirolersiedlungen wird an der Bregenzer Rheinstraße angegangen. <span class="copyright">NEUE</span>
Ein Pilotprojekt zur Sanierung von Südtirolersiedlungen wird an der Bregenzer Rheinstraße angegangen. NEUE

Die 2022 errichtete neue Wohnanlage Feldmoos in Bregenz zeige jedoch, dass der Abriss und Neubau einer Anlage in Einvernehmen mit den Bewohnern und der Kommune funktionieren kann. Die Siedlungshäuser aus den 1960er-Jahren wurden abgetragen und dafür neue Gebäude errichtet. Nach Abschluss des zweiten Bauabschnitts im kommenden Jahr sollen weitere 65 neue Wohnungen zur Verfügung stehen.

Vogewosi-Zahlen 2022

Bilanzsumme: 894,3 Millionen Euro

Eigenkapital: 325,3 Millionen Euro

Sachanlagevermögen: 733,1 Millionen Euro

Umsatz: 96,2 Millionen Euro

Bilanzgewinn: 6,55 Millionen Euro

Unbebaute Grundstücke: 180.000 Quadratmeter

Mietwohnungen: 14.637

Eigentumswohnungen (nur Verwaltung): 2582

Mitarbeitende: 95

Ein weiteres Pilotprojekt in Sachen Neubau läuft in der Südtirolersiedlung in Bregenz. Dort soll ein Teil der Gebäude rund um den Südtirolerplatz mit 80 Wohnungen als baukulturelles Erbe erhalten bleiben. Weitere 200 alte Wohnungen werden abgerissen und an ihrer Stelle sollen 400 neue Wohnungen entstehen. Die Südtirolersiedlung in Bregenz ist laut Lorenz die älteste der 15 Anlagen im Besitz der Vogewosi. Sie alle sollen mit einem Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren erneuert werden wie jene in der Bregenzer Rheinstraße.

Anfragen zu “Wohnen550”

In insgesamt 61 Gemeinden des Landes ist die Vogewosi mittlerweile vertreten. 2022 wurde auch die erste Wohnanlage in Blons an die Mieterinnen und Mieter übergeben. Die Debatte über die Zahl der zu errichtenden gemeinnützigen Wohnungen in der Politik verfolgen die Verantwortlichen des Unternehmens gelassen. Man sei mit Gemeinden und Städten in Kontakt, und wenn es Interesse an Projekten gebe, würden diese auch umgesetzt, erklärte Lorenz. Auch bezüglich des neuen Wohnbauprogramms „Wohnen550“ gebe es bereits Anfragen von Kommunen. Die dabei errichteten 50-Quadratmeter-Wohnungen mit zwei Zimmern seien vor allem als Starterwohnungen für jüngere Menschen gedacht. Durch die Modulbauweise könnten die Anlagen mit 15, 22 oder 30 Wohnungen in sechs bis neun Monaten errichtet werden.

Weitere Gemeinde im Portfolio

Die Verantwortlichen der Vogewosi haben auch im Jahr 2022 ihre Bemühungen fortgesetzt, in möglichst vielen Gemeinden des Landes vertreten zu sein. Neben Wohnanlagen in Bregenz und Lauterach wurde auch eine erste Anlage in der Gemeinde Blons an die Mieterinnen und Mieter übergeben. Diese sei ein Vorzeigeprojekt, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Karlheinz Rüdisser am Montag. Alle acht Wohnungen sowie das Geschäftslokal im Erdgeschoß seien barrierefrei gestaltet. Das Gebäude wurde laut Rüdisser als Holzkonstruktion mit Massivholz aus der Region errichtet. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme, und eine Fotovoltaikanlage soll dabei helfen, die Energiekosten möglichst niedrig zu halten.

Der Bau der Anlage im Großen Walsertal sei finanziell durchaus herausfordernd gewesen, berichtete Rüdisser. Die Errichtungskosten seien mit 4000 Euro pro Quadratmeter (2,3 Millionen Euro insgesamt) im Spitzenfeld der Nebaukosten. Dennoch sei es gelungen, die Mieten mit dem Einsatz von Eigenmitteln und Unterstützung der öffentlichen Hand niedrig zu halten. Für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 79 Quadratmetern werden 705 Euro inklusive Betriebskosten fällig. Die reinen Mietkosten betragen 581 Euro.

In Blons wurde 2022 die erste Wohnanlage der Vogewosi im Ort an die Mieterinnen und Mieter übergeben. <span class="copyright">Vogewosi</span>
In Blons wurde 2022 die erste Wohnanlage der Vogewosi im Ort an die Mieterinnen und Mieter übergeben. Vogewosi

Aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation rechnet Rüdisser wieder mit einer zunehmenden Bautätigkeit. Die Vogewosi könne dabei auch eine stabilisierende konjunkturpolitische Aufgabe wahrnehmen und für zusätzliche Nachfrage bei der Baubranche sorgen, sagte der frühere Wirtschaftslandesrat.