Milliardäre behandelten indische Familie wie Sklaven

Das Ehepaar gehört dem Hinduja-Clan an und war bereits in der Vergangenheit wegen Arbeitsrechtsverletzungen aufgefallen.
In einer über 400 Quadratmeter großen Villa am Schweizer Genfersee sollen Kamal und Prakash Hinduja eine dreiköpfige Familie aus Indien unter dem Vorwand von Touristenvisa in die Schweiz geschleust und ihr die Pässe abgenommen haben. Laut einem Bericht des „Tages-Anzeigers“ wurde die Familie in der Folge unterdrückt, eingesperrt und wie Sklaven behandelt. Seit Donnerstag läuft vor dem Genfer Strafgericht nun ein Prozess wegen Menschenhandels gegen das Ehepaar.
Wiederholungstäter
Das Paar gilt als Wiederholungstäter. Im Jahr 2007 mussten sie wegen ähnlicher Delikte, allerdings in geringerem Umfang, Entschädigungszahlungen in Höhe von 10.000 Franken leisten. Diesmal droht ihnen eine deutlich höhere Strafe.
Die Familie gehört dem mächtigen Hinduja-Clan an. Bei der Gruppe handelt es sich um einen höchst lukrativen Mischkonzern, der in über sechzig Ländern mehr als 70.000 Menschen beschäftigt. Das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ schätzte das Vermögen der Gruppe vor kurzem auf zwischen 9 und 10 Milliarden Schweizer Franken.
Ausbeutung und Unterdrückung
Nach eigenen Angaben arbeitete die Mutter der indischen Familie täglich von 7 bis 23.30 Uhr ohne Pause und verdiente nur wenige hundert Franken im Monat. Zudem durfte sie keinen Kontakt zur Außenwelt haben und musste mit ihrem Ehemann und Sohn in einem Luftschutzkeller ohne Fenster schlafen. Außerdem wurde die Familie chronisch unterernährt. Nachdem die Hausangestellte vor einigen Jahren fliehen konnte und Klage gegen die Milliardäre eingereicht hatte, meldeten sich bis zu 15 weitere Kläger, die der Familie ähnliche Ausbeutungspraktiken vorwarfen.
Milliardärsfamilie zahlt Entschädigung
Am 12. April 2018 wurde die Familie schließlich auf ihrem Grundstück von der Polizei aufgesucht und verhaftet. Daraufhin gestanden sie mehrere Verstöße gegen das Arbeitsrecht ein und erklärten sich bereit, der betroffenen Familie eine Entschädigung in Höhe von 25.000 Franken zu zahlen. Die Anwälte der indischen Familie forderten Lohnsummen im dreistelligen Bereich. Das Paar soll sich durch die Ausbeutung bis zu 3,5 Millionen Franken erspart haben.