Hoffen auf neue Füllung für leere Geldbeutel

Am Aschermittwoch steht in der Bregenzer Oberstadt die alljährliche “Gealtbittelwäsch” auf dem Programm.
Ein über 100 Jahre altes Brauchtum wird am Aschermittwoch in der Bregenzer Oberstadt wieder gepflegt. Um 20 Uhr steht dort die „Gealtbittelwäsch“ auf dem Programm, welche alljährlich zum Ende des Faschings abgehalten wird. Weiße Geister ziehen dann in Begleitung der Stadtmusik durch die Oberstadt, um dann im Montfortbrunnen am Ehre-Guta-Platz ihre „Gealt bittel“ zu waschen. Chronist Johann Düringer verliest dort dann die Entstehungsgeschichte der Tradition und auch diverse Einlagen aus früheren Zeiten. Bei Regen entfällt die „Gealtbittelwäsch“ jedoch.
Trauermarsch mit Handorgelspieler
Ihren Ursprung hat die Veranstaltung im Jahr 1922, wie Düringer berichtet. Damals hat ein Zugezogener aus dem Schwabenland, der noch dazu Stammgast im Gasthaus „Ehre Guta“ war, zu lustiger Stunde die Idee, anlässlich des Faschingsendes einen Umzug zu veranstalten. Im Gänsemarsch zog der Trauermarsch dann – angeführt von einem Handorgelspieler – durch die Gassen. An den Brunnen der Ober- und Unterstadt wurden die nach der närrischen Zeit leeren Geldbeutel – sprich die „Gealtbittel“ – dann gewaschen. Die Hoffnung war, dass sie sich dadurch wieder füllen. Nach dem Umzug ging es dann wieder zurück ins Gasthaus, um weiter zu feiern.
„Damals gab es noch eine deutlich andere Wortwahl. Die Dinge wurden sehr direkt angesprochen.“
Johann Düringer, Obmann der Arbeitsgemeinschaft Oberstadt
Hoppalas
In dieser Form hielt sich das Brauchtum über die folgenden Jahrzehnte bis zu den 1950er-Jahren, erzählt Düringer. Er hat seit 14 Jahren das Amt des Chronisten inne und ist zudem Obmann der Arbeitsgemeinschaft Oberstadt, die 1950 gegründet worden ist und sich unter anderem der Pflege dieses Brauchtums verschrieben hat. Unter der Ägide der Arbeitsgemeinschaft wurde die „Gealtbittelwäsch“ in den 50ern auch weiterentwickelt. So gab es fortan nicht mehr nur den Trauermarsch zum Montfortbrunnen, sondern es wurden vom Chronisten auch Hoppalas von Oberstädterinnen und Oberstädtern vorgetragen – im Bregenzer Dialekt, versteht sich. Einige dieser heiteren Geschichten aus alten Tagen trägt der Chronist nun alljährlich bei der „Gealtbittelwäsch“ vor. „Damals gab es noch eine deutlich andere Wortwahl. Die Dinge wurden sehr direkt angesprochen“, sagt Düringer.

roland paulitsch
Eine Gruppe von etwa 30 Personen wird anlässlich der „Gealtbittelwäsch“ wieder durch die Oberstadt ziehen und schließlich am Montfortbrunnen am Ehre-Guta-Platz Halt machen. Und wie schon bei der Entstehung des Brauchtums ist der Abend des Aschermittwochs dann noch nicht vorbei. Denn danach folgt für die Beteiligten noch ein entsprechender Ausklang in gemütlicher Runde.