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Ruft’s noch Kuckuck aus dem Wald?

19.03.2024 • 12:39 Uhr
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Kaum ein anderer Vogelruf ist bekannter als jener des Kuckucks. Doch sein „Kuckuck“ droht allmählich zu verstummen. Shutterstock

Unter Beteiligung der Bevölkerung wird erhoben, wie es um den Bestand der hiesigen Arten bestellt ist. Willkommenes Nebenprodukt ist die Sensibilisierung für die Natur.

Es bleiben im Sommer weniger Insekten an der Windschutzscheibe des Autos kleben. Und Vögel von Arten, die normalerweise in Afrika überwintert haben, kommen ans Vogelhäuschen: Manchmal reicht die normale Beobachtungsgabe aus, um Trends in der Tierwelt festzustellen. Für systematische Beobachtungen und auf Evidenz beruhende Schlussfolgerungen gibt es die Wissenschaft.

Zurzeit kehren viele Vögel aus ihren Winterquartieren zurück, und damit beginnt eine neue Brutsaison. Organisationen wie BirdLife rufen zu gezielten Beobachtungen auf. Ein besonderes Projekt widmet sich dem Kuckuck. Denn andere Vogelarten mit ihren Reaktionen auf den Klimawandel und Veränderungen durch den Menschen sind bekannter. Vogelarten, die auf offene Kulturlandschaften angewiesen sind, haben mit der Intensivierung der Landwirtschaft und der zunehmenden Versiegelung von Flächen zu kämpfen, ihre Vertreter gehen zurück. Waldvögeln geht es vergleichsweise besser. Was aber ist mit dem Kuckuck? Im Brutgebiet halten sich Kuckucke nur etwa zwei bis zweieinhalb Monate auf, bevor sie wieder ins Winterquartier in den afrikanischen tropischen Regenwald oder noch weiter südlich aufbrechen. Dabei legen sie rund 10.000 Kilometer zurück, von denen sie 3000 bis 4000 Kilometer nonstop fliegen können und so das Mittelmeer und die Sahara überqueren.

Rechtzeitige Rückkehr

Bekanntlich legt das Kuckucksweibchen seine Eier anderen Singvögeln ins Nest, die den oft viel größeren Kuckuck großziehen. Damit dieser Trick funktioniert, müssen die Kuckucksweibchen aber rechtzeitig aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurück sein. Damit ihre Eier mitgebrütet werden können, muss das Weibchen genau den richtigen Zeitpunkt abpassen. Mit der Klimaerwärmung hat sich aber der Brützeitpunkt vieler Singvögel einige Tage nach vorne verlagert. Diese Singvögel sind über den Winter hiergeblieben. Also beginnt der Nestbau früher, die Eier werden früher gelegt.

Die Frage für die Wissenschaftler von BirdLife ist: Schafft der Kuckuck die Anpassung, indem er ebenfalls früher zurückkommt, oder wird die Kuckuckspopulation abnehmen? Seit ungefähr zehn Jahren ist die vorher zurückgegangene Population in Österreich stabil. Um langfristige Aussagen treffen zu können, sammelt BirdLife Daten. Jeder kann den ersten Kuckucksruf des Jahres auf der Webseite der Organisation vermerken. Vergangenes Jahr sind so mehrere tausend Einträge entstanden. Über die Jahre entsteht ein differenziertes Veränderungsprofil. Bleibt uns der Kuckuck erhalten? Die zuständige Wissenschafterin bei BirdLife, Evelyn Hofer, erklärt: „Es geht uns mit der Zählaktion auch darum, die Menschen sensibel für das Thema Wildvögel zu machen. Denn man schützt, was man schätzt“.

Die App

Citizen-Science-Projekte gibt es hierzulande auch etwa von der inatura Dornbirn. Auch hier ist Georg Friebe, zuständig für Wissenschaft und Forschung, über jede Naturbeobachtung froh. „Man könnte meinen, Gänseblümchen bräuchte man nicht zu beachten, denn sie wachsen sowieso überall. Aber in 50 Jahren kann das anders aussehen, und die Menschen dieser Zeit sind vielleicht froh, wenn wir die Gänseblümchen dokumentiert haben. Ein Handyfoto reicht.“ Dazu kann man die entsprechende App herunterladen, die in ungefähr 90 Prozent der Fälle gleich anzeigt, um was für eine Art es sich handelt. Das aktivierte GPS des Handys zeigt den Auswertenden automatisch den Fundort an. Um die App nutzen zu können, muss man sich einmalig registrieren. Dann kann man jede Art, die man in der freien Natur findet, mit der App aufnehmen.

Schmetterlinge

Ein weiteres Feld ist die Beobachtung von Schmetterlingen. In Vorarlberg gibt es rund 150 beobachtete Tagfalter- und 2500 beobachtete Nachtfalterarten. So viele Tagfalter wurden in ganz Deutschland gezählt. Hier läuft noch dieses Jahr ein Monitoring-Projekt, bei dem auf definierten Strecken unter definierten Bedingungen von Experten Tagfalter gezählt werden. Letztendlich gilt: Nicht nur jeder Schmetterling, jeder Vogel, jede andere vorkommende Art zählt, sondern auch die Begeisterung für das Lebendige bei jedem und jeder Zählenden.

Um Ihren ersten Kuckuck zu melden, gehen Sie auf https://birdlife.at/page/kuckuck-meldeaktion.