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Mit „Slow Shopping“ zum Erfolg

28.03.2024 • 23:00 Uhr
Mit „Slow Shopping“ zum Erfolg
Vintage-Kleidung ist die Leidenschaft von Katharina Maurer, die sie auch zu ihrem Beruf gemacht hat. Hartinger

Im April eröffnet das „Katharina Vintage Studio“ in Lauterach. Es soll ein Ort zum Wohlfühlen werden, sagt Inhaberin Katharina Maurer.

Völlig der Vintage-Kleidung hat sich Katharina Maurer verschrieben. Seit fünf Jahren verkauft die 30-Jährige unter ihrer Marke „Katharina Vintage“ hochwertige Kleidungsstücke, die allesamt mindestens 20 bis 25 Jahre und teilweise sogar noch älter sind. 2019 hat sie mit einem Onlineshop begonnen, über den sie mittlerweile Kundinnen und Kunden aus über 70 Ländern beliefert. Am 13. und 14. April eröffnet Maurer nun ihren ersten physischen Laden. In der Säge in Lauterach – einem neu belebten ehemaligen Betriebsgebäude im Ortszentrum – hat „Katharina Vintage“ neue Räumlichkeiten bezogen.

“Slow Shopping”

Dort ist schon fast alles bereit für die bevorstehende Eröffnung. Die Möbel sind allesamt entweder selbstgebaut oder wurden von der Inhaberin auf Flohmärkten erstanden. Das Eröffnungswochenende wird mit einem Vintage-Markt von jeweils 10 bis 16 Uhr begangen. Fixe Öffnungszeiten wird es im „Katharina Vintage Studio“ dann nicht geben. Die Unternehmerin hat sich dem „Slow Shopping“-Prinzip verschrieben. So können Kundinnen und Kunden „Private Shopping“-Termine für sich alleine oder auch für eine Gruppe vereinbaren, um sich dann im Studio ausgiebig beraten zu lassen und in aller Ruhe die Vintage-Schmuckstücke zu durchstöbern.

Mit „Slow Shopping“ zum Erfolg
Am 13. und 14. April gibt es zur offiziellen Eröffnung einen Vintage Markt. Hartinger

Bei ihrem Sortiment legt Maurer Wert darauf, dass dieses hochwertig und von guter Qualität ist. Die Stücke kauft sie entweder selbst auf Flohmärkten oder über ein Netzwerk von Partnern und Händlern in ganz Europa, das sie sich mittlerweile aufgebaut hat. Massenware kommt der Inhaberin von „Katharina Vintage“ jedoch nicht ins Haus. Sie sucht die Kleidungsstücke gezielt einzeln aus, damit diese auch ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht wird. Dazu gehört auch, dass stark verschmutzte oder sogar kaputte Teile wieder aufgearbeitet oder manchmal sogar völlig umgenäht werden.

Mit „Slow Shopping“ zum Erfolg
Im “Katharina Vintage Studio” ist schon fast alles bereit für die bevorstehende Eröffnung. Hartinger

Die Begeisterung für Mode und Kleidung begleitet die Unternehmerin schon beinahe ihr ganzes Leben. „Schon als Kind habe ich immer Modezeichnungen gemacht oder Textil­muster gemalt“, erinnert sich die 30-Jährige und lacht. So war es auch kein Wunder, dass sie später den Zweig „Bekleidungstechnik“ an der HTL Dornbirn absolviert hat. Ein Schultrip nach Paris entfachte die Liebe zur ­Vintage-Mode. Mit ihren Schulkameradinnen entdeckte Maurer dort die zahlreichen Vintage-Shops und war sofort begeistert. Eine Inspiration war für die junge Frau auch ihre Großmutter, die Schneiderin gewesen ist. „Als wir nach ihrem Tod ihre Wohnung ausgeräumt haben, waren dort fast in jedem Raum Schränke voll mit alten Kleidungsstücken.“

Vier Jahre als PR-Managerin

Für ihr Studium verließ die 30-Jährige jedoch kurzfristig den „textilen“ Pfad. Denn an der Universität Innsbruck hat sie Sprach­wissen­schaften studiert. Danach orientierte sie sich aber beruflich wieder in Richtung Textilbranche. Bei Wolford war sie vier Jahre lang als PR-Managerin tätig und erweiterte dort ihr Wissen in Sachen Textilien noch einmal – vor allem was das Thema Nachhaltigkeit betrifft. Diese ist der Unternehmerin ein großes Anliegen. Umso passender ist es für sie, dass sie mit ihrem Studio in der neu belebten Säge in Lauterach ein neues Heim gefunden hat.

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Die Kleidungsstücke für ihr Sortiment sucht die Inhaberin selbst aus. Hartinger

Kritisch sieht die Expertin den Trend hin zu „Fast Fashion“. Also Kleidung, die schnell und günstig produziert wird und dann genauso schnell wieder vom Markt verschwindet, um dem nächsten Trend Platz zu machen. Nachhaltigkeit spielt hier keine Rolle, was sich auch in der Qualität widerspiegelt. Bei alten Kleidungsstücken ist dies aus Sicht der Unternehmerin völlig anders. „Mit der richtigen Pflege hält Vintage-Kleidung fast schon ewig“, sagt sie. In ihrem Online-Shop gibt es daher auch Tipps, wie die Kundinnen und Kunden ihre neu erstandenen Schmuckstücke am besten und schonendsten pflegen können.

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Auch Katharina Maurer selbst trägt Vintage-Kleidung. Manchmal darf es auch etwas selbst genähtes sein. Hartinger

Auch in ihrem eigenen Kleiderschrank hat die 30-Jährige nur Vintage-Kleidung beziehungsweise selbst genähte Stücke hängen. Wobei sie selbst einräumt, dass Nähen noch nie so ihr Ding gewesen ist. „Ich habe es natürlich gelernt und kann es auch, aber ich bin sehr langsam“, gibt sie mit einem Schmunzeln zu. Ihr Herz schlägt eher für das Design der Kleidungsstücke – also das fertige Produkt.

“Ich gehe gerne Risiken ein”

Keine große Überwindung war es für die Unternehmerin, 2019 mit ihrem Online-Shop den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Ich gehe gerne Risiken ein. Und wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich mir halt einen Job gesucht“, sagt sie. Der Aufbau ihres Unternehmens war für Maurer geprägt von „Learning by Doing“. Über Instagram hat sie Werbung für ihr Angebot gemacht: „Damals war es dort noch vergleichsweise leicht, Reichweite zu generieren.“ Auch der Freundes- und Bekanntenkreis hat dabei unterstützt, die Marke bekannter zu machen. Ihr Partner hat das Logo designt. Schritt für Schritt wurde damit der Auftritt von „Katharina Vintage“ immer professioneller.

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Kundschaft in aller Welt

Zwei Jahre lang hat die 30-Jährige ihr Unternehmen aus ihrer eigenen Wohnung heraus geführt und Bestellungen in alle Welt verschickt. Ein wichtiger Markt ist dabei Asien, wie die junge Frau berichtet. Doch sie hat genauso Kundinnen und Kunden in Brasilien oder Neuseeland. Irgendwann wurden die eigenen vier Wände dann jedoch zu klein für ihr Unternehmen: „Sogar auf dem Balkon standen Kartons voller Kleidung.“ Also übersiedelte Maurer in ein Atelier im ehemaligen Firmengebäude von Elektra Bregenz in der Landeshauptstadt.

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In über 70 Ländern hat “Katharina Vintage” Kundinnen und Kunden. Hartinger

Von einer Bekannten erfuhr sie später schließlich von den neuen Räumlichkeiten in der Säge in Lauterach. Und so kommt es, dass sie dort nun auf 150 Quadratmetern das neue Studio von „Katharina Vintage“ einrichtet. Neben den „Private Shopping“-Terminen sollen dort auch jeden Monat verschiedene Events über die Bühne gehen. So plant die Unternehmerin etwa Ko­operationen mit anderen lokalen Marken, Künstlerinnen und Künstlern oder auch der Gastronomie. Maurer ist offen für alles, wie sie selbst sagt. Ihr Studio soll zu einem gemütlichen Treffpunkt werden, bei dem Freunde und Gleichgesinnte eine Auszeit vom Alltag nehmen können.