Kammermusik mit Poesie und Spannung

Bei der Schubertiade in Schwarzenberg zeigen zwei französische Musiker, wie tief Cello und Klavier im Dialog versinken können.
Mit einem schön abgestimmten Duo-Programm beeindruckten der französische Cellist Victor Julien-Laferrière und sein Landsmann und Klavierpartner David Fray am Samstagnachmittag, bevor diese Schubertiade-Woche in Schwarzenberg am Sonntag mit Aufführungen von Beethovens Septett und dem großen Oktett von Schubert zu Ende ging.

Ein lustvoll sprudelndes Miteinader
Der 35-jährige vielfach ausgezeichnete Victor Julien-Laferrière studierte in Paris, später in Wien bei Heinrich Schiff und in Salzburg bei Clemens Hagen und führt gewissermaßen deren Linien fort, die sie bei der Schubertiade gelegt haben. Wie bereits vor vier Jahren eröffnete er an der Seite von David Fray das Programm mit der Arpeggione-Sonate von Schubert, der Sonate, in der sich Cellisten in der silbrigen hohen Lage verströmen können. Gemeinsamer Atem, ruhiges Fließen im langsamen Satz, freundliches Zusammenspiel im perlenden Finale machten auch diesmal den Charme des beliebten Werks aus. Beliebt bei Interpreten wie Publikum ist auch Beethovens mittlere der fünf Cellosonaten in A-Dur: das Cello stellt das Thema vor, das Klavier schwingt sich darauf ein, zusammen entwickeln die Interpreten das Material in einem intensiven Zusammenspiel weiter. Die beiden Franzosen steigern sich in einer wilden Durchführung voller Schärfen und Spannungsakkorde, die aufgebaute Energie setzt sich in den Synkopen des Scherzo-Satzes fort. Im kurzen Adagio schwebt Julien-Laferrières Celloton über Frays Klavierbegleitung, bevor sie sich dem lustvoll sprudelnden Miteinander des Finales hingeben.

„Litanei auf das Fest Allerseelen“
Robert Schumanns „Fantasiestücke“ op. 73 präsentieren ebenfalls das Cello als führende Melodiestimme im angeregten Dialog mit dem wogenden Klavier: Lieder klingen ebenso darin an wie dramatisch gesteigerte Zwiegespräche, die vom gemeinsamen Atem getragen werden. Ganz folgerichtig entwickelt sich daraus das aus der Tiefe aufsteigende Cello-Thema der ersten Sonate von Brahms, das David Fray mit synkopischen, nachschlagenden Akkorden kommentiert. Die gewisse Sperrigkeit in der Musik von Brahms heben die beiden französischen Künstler in ihrem lebhaften Zusammenspiel mit weiten Bögen und großräumigen Passagen wieder auf. Im Finale, in dem Brahms dem großen Johann Sebastian Bach seine Reverenz erweist und die Stimmen sich kontrapunktisch hochschaukeln, entsteht eine orchestrale Klangfülle, die sich immer mehr steigert. Mit „Litanei auf das Fest Allerseelen“ kehren die beiden in ihrer Zugabe zu Schubert zurück und Victor Julien-Laferrière darf sein herrliches italienisches Montagnana-Instrument zum Singen bringen.
Ab 1. Oktober gibt es für fünf Tage nochmals Schubertiade-Konzerte in Hohenems.
Katharina von Glasenapp