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Mindestens vier Tote nach Erdbeben in Taiwan

03.04.2024 • 11:20 Uhr
Zahlreiche Häuser wurden beschädigt
Zahlreiche Häuser wurden beschädigt. APA/ CNA

In Neu-Taipeh stürzte ein Lagerhaus ein und verletzte dabei drei Menschen, wie Medien am Mittwoch berichteten.

Bei einem schweren Erdbeben vor der Küste Taiwans sind nach offiziellen Angaben mindestens vier Menschen ums Leben gekommen und fast 60 verletzt worden. Das bestätigte die nationale Feuerwehr-Behörde der Insel am Mittwoch. Zudem trugen zahlreiche Gebäude teils immense Schäden davon. Insgesamt sprach die Behörde Stand Mittag (Ortszeit) von mehr als 900 Unfällen verschiedenster Art.

TAIWAN-EARTHQUAKE
Einsturz von Lagerhaus in Taiwan verletzte drei Menschen. CNA

Stärke von 7,2

In der Früh (Ortszeit) hatte wenige Kilometer vor der Ostküste Taiwans die Erde in relativ geringer Tiefe gebebt – so stark wie seit fast 25 Jahren nicht mehr. Die taiwanesische Wetterbehörde registrierte das Beben östlich der Stadt Hualien mit einer Stärke von 7,2. Die US-Erdbebenwarte USGS gab einen Wert von 7,4 an. Erdbeben sind in Taiwan keine Seltenheit, da die Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern am Rand zweier tektonischer Platten liegt.

Erlebnisbericht

In Tainan und somit im Südwesten Taiwans hat der Wiener Raoul Korner das Erdbeben miterlebt. In der Früh sei eine Nachricht mit einer Warnung aufs Handy gekommen, ehe es etwa eine Minute später „losgegangen“ sei. In der sechstgrößten Stadt der Insel hätten die Erschütterungen die Stärke fünf erreicht. Gebäude seien hier seines Wissens nach nicht beschädigt worden, so Korner.

Er sei „im 24. Stock daheim“ und „im Bett ganz schön hin- und hergeschaukelt“ worden, sagte der Wiener, der seit Ende Jänner als Basketballtrainer bei den Tainan Ghosthawks tätig und am Dienstag 50 Jahre alt geworden ist. Das sei „abenteuerlich“ gewesen, man könne „wirklich seekrank“ werden, schilderte Korner. Auf einem Video ist zu sehen, wie eine Lampe in seiner Wohnung heftig wackelt. Er habe „keine große Dekoration“, daher habe auch nichts herunterfallen können. Bilder oder Vasen hätte es bei den Erschütterungen aber „schon runtergeschmissen“, mutmaßte der Trainer

QUAKE-TAIWAN/
Eingestürzte Gebäude in Hualien. REUTERS

Massive Schäden

Über mehrere Stunden warnten Taiwan, China, Japan und die Philippinen vor Tsunamis, ehe die Warnungen gelockert beziehungsweise aufgehoben wurden. In ganz Taiwan richtete die Erschütterungen schwere Schäden an Häusern an und ließ sie zum Teil einstürzen. Vielerorts fiel der Strom aus, Fabriken stellten vorübergehend den Betrieb ein und der Nah- und Fernverkehr wurde unterbrochen. Die Feuerwehr äußerte den Verdacht, dass in dem gebirgigen, eher dünn besiedelten Gebiet um das östlich an der Küste gelegenen Hualien eine Person von Felsbrocken erschlagen wurde. 50 Menschen seien dort verletzt worden. Mindestens 26 Häuser seien eingestürzt, rund 20 Personen unter den Trümmern eingeschlossen.

TAIWAN-EARTHQUAKE
CNA

Auch auf dem Festland

Nach Angaben der chinesischen Staatsmedien und von Augenzeugen war das Beben auch in verschiedenen Städten auf dem chinesischen Festland zu spüren, darunter auch in Shanghai. Das taiwanesische Fernsehen zeigte Bilder von zusammengestürzten Gebäuden in Hualien an der Küste Taiwans unweit des Epizentrums des Bebens. Nach Angaben der Stadtverwaltung von Taipeh gibt es in der Hauptstadt keine Berichte über Schäden. Das Bahnsystem der Stadt sei nach einer kurzen Unterbrechung wieder in Betrieb.

Der Southern Taiwan Science Park, in dem der Halbleiterriese Taiwan Semiconductor Manufacturing Co, ein Werk unterhält, teilte mit, dass der Betrieb bei allen dortigen Unternehmen ohne Beeinträchtigung weiterlaufe. Laut Taiwans offizieller Nachrichtenagentur war das Beben das stärkste auf der Insel seit 1999, als ein Beben der Stärke 7,6 rund 2.400 Menschen tötete. Taiwan liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf der Grenze der eurasischen Platte und der philippinischen Meeresplatte.

QUAKE-TAIWAN/
REUTERS

Tsunami-Warnungen

Japan gab eine Evakuierungsempfehlung für die Küstengebiete der südlichen Präfektur Okinawa heraus. Nach Angaben der japanischen Wetterbehörde werden nach einem heftigen Beben mit einer Stärke von 7,5 im Meer vor Taiwan bis zu drei Meter hohe Tsunami-Wellen erwartet, die weite Teile der Küste im Südwesten Japans erreichen könnten. Vor der Insel Yonaguni hätten Wellen am Morgen bereits 30 Zentimeter erreicht.

Auch die Philippinen gaben eine Tsunami-Warnung heraus. Es würden hohe Tsunami-Wellen erwartet, die stundenlang andauern könnten, teilte das nationale Institut für Vulkanologie und Seismologie (PHIVOLCS) am Mittwoch mit. Menschen in mehreren Provinzen des Inselstaates wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und die Küstenregionen zu verlassen. Boote sollten festgemacht werden, während solche, die sich bereits auf hoher See befänden, dort bleiben und nicht in Richtung Ufer fahren sollten, hieß es. Sowohl Japan als auch Philippinen haben die Tsunami-Warnungen inzwischen wieder aufgehoben.

Hilfsangebote aus China

Das große Nachbarland China bat Taiwan seine Hilfe an. Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, am Mittwoch in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten. Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb offen. Zwischen den beiden Staaten gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.