„Es stehen nicht unbedingt zehn Leute Schlange“

Nach 19 Jahren als Meininger Bürgermeister hat Thomas Pinter sich vom Posten des Gemeindeoberhaupts verabschiedet.
29 Jahre lang – davon 19 als Bürgermeister – hat sich Thomas Pinter in Meiningen in der Gemeindepolitik engagiert. Am Freitag hat er sich mit seinem Rücktritt als Gemeindeoberhaupt aus der Politik zurückgezogen. Verfolgen wird er die Vorgänge aber auch weiterhin. „Ich war schon immer ein politisch interessierter Mensch“, sagt der 65-Jährige über sich selbst. In einem ersten Schritt möchte er jedoch erst einmal Abstand gewinnen: „Alles loslassen und neu ordnen. Dinge tun, die man vorher nicht tun konnte.“ Schließlich ist die Arbeit als Bürgermeister kein normaler Bürojob, sondern ein Amt, bei dem es auch viele Abend- oder Wochenend-Termine zu absolvieren gilt.

So freut Pinter sich schon darauf, wieder mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. „Außerdem muss ich mich noch mit einem neuen Mitbewohner anfreunden“, sagt der Meininger und lacht. Gemeint ist der bayrische Gebirgsschweißhund seiner Gattin. Daneben hat der ehemalige Bürgermeister nun auch wieder mehr Zeit, sich mit dem Thema Geschichte zu beschäftigen und Bücher darüber zu lesen: „Langweilig wird es mir also sicher nicht werden“.
Keine einfache Suche
Einen Nachfolger für das Amt des Gemeindeoberhaupts zu finden, war alles andere als leicht: „Es stehen nicht unbedingt zehn Leute Schlange“. Schlussendlich gehe es darum, die geeignete Person zu finden, diese ins Fadenkreuz zu nehmen und dann nicht mehr aus den Augen zu lassen, beschreibt Pinter den Prozess mit einem Schmunzeln. So ähnlich ist es ihm selbst vor gut 20 Jahren auch gegangen.

Als im Jahr 2005 ein Bürgermeisterkandidat bei der Meininger Volkspartei gesucht wurde, wurde er gefragt, ob er sich nach zehn Jahren als Gemeindevertreter vorstellen könnte, diese Rolle zu übernehmen. „Meine erste Reaktion war: Dieser Schuh ist mir zu groß“, erinnert sich der Meininger. Doch die Parteifreunde ließen nicht locker, und nachdem auch seine Frau und sein Sohn einer Kandidatur positiv gegenüberstanden, trat Pinter als Bürgermeisterkandidat bei der Gemeindewahl an. Gleich im ersten Wahlgang übersprang er die 50-Prozent-Hürde und wurde somit direkt ins Amt gewählt.
Bürgermeister für alle
Die Grundlage für den Erfolg war aus Sicht des 65-Jährigen, dass er vor dem Urnengang in der Gemeinde von Haus zu Haus gegangen ist, um sich bei den Wählerinnen und Wählern vorzustellen und mit ihnen zu sprechen. „Die Leute kennen dich ja sonst nicht“, sagt er. Außerdem wollte er ein Bürgermeister für alle sein.

Die Hausbesuche in der gesamten Gemeinde hat Pinter auch bei den folgenden Wahlen beibehalten. Insgesamt vier Mal hat sich der 65-Jährige der Bürgermeister-Direktwahl in Meiningen gestellt. Knapp war der Ausgang nur bei seinem ersten Antreten 2005. Mit 51,68 Prozent der Stimmen setzte er sich durch. In den drei folgenden Wahlen wurde der Amtsinhaber mit jeweils über 70 Prozent deutlich bestätigt. Vor allem die 73,67 Prozent in der Direktwahl im Jahr 2020 haben Pinter gefreut: „Bei der vierten Wahl noch so ein Ergebnis zu erzielen, ist eine Bestätigung für die Arbeit“.
Filigraner geworden
Und diese ist nicht immer einfach. Nicht so sehr aufgrund der politischen Landschaft in der Kommune selbst. „Auch wenn in der Gemeindevertretung mehrere Fraktionen vertreten waren, fällt der Großteil der Beschlüsse einstimmig“, berichtet der frühere Bürgermeister. Die Tätigkeit als Gemeindeoberhaupt sei über die Jahre allerdings immer filigraner geworden. Es gebe viel mehr Dinge, die es zu beachten gilt. Sei das die Frage, welche Pflanzen bei einem Spielplatz wachsen dürfen, damit Kinder nicht etwa von giftigen Beerensträuchern naschen. Sei das die regelmäßige Kontrolle und Pflege der öffentlichen Bäume.
Kooperationen
Herausfordernd sind auch noch andere Aspekte im Bezug auf die Verwaltung einer Gemeinde. Kooperationen sind dabei aus Pinters Sicht eine wichtige Sache. So ist Meiningen nicht nur Mitglied in der Regio Vorderland-Feldkirch, sondern beteiligt sich auch an der gemeinsamen Baurechtsverwaltung, der Finanzverwaltung oder beim Altstoffsammelzentrum. Durch die Zusammenarbeit der Kommunen werde es möglich, die Tätigkeiten in einer hohen Qualität zu erledigen, wofür eine Gemeinde alleine oft nicht das nötige Personal haben könne.
Auszeichnung zum Abschied
Am Freitagabend hat sich Thomas Pinter aus dem Amt des Meininger Bürgermeisters verabschiedet. Im Saal der Volksschule hat er Vizebürgermeister Heribert Zöhrer seine offizielle Rücktrittserklärung übergeben und damit alle politischen Funktionen zurückgelegt. In einer öffentlichen Gemeindevertretungssitzung wurde dann Gerd Fleisch zum neuen Gemeindeoberhaupt gewählt und anschließend durch Bezirkshauptmann Herbert Burtscher angelobt. Fleisch ist bereits seit fast 20 Jahren in der Gemeinde politisch tätig – davon sechs Jahre als Gemeinderat.
Zu Gast waren bei der Übergabefeier auch Landeshauptmann Markus Wallner und Landtagspräsident Harald Sonderegger. Der Landeshauptmann überreichte Pinter zu dessen Verabschiedung auch das Große Verdienstzeichen des Landes. Der scheidende Bürgermeister habe die bemerkenswerte Entwicklung Meiningens „maßgeblich mitgestaltet“, sagte Wallner.

Kinderbetreuung. Doch auch anderweitig spielen in Meiningen Partnerschaften eine Rolle. So wird etwa mit der Kinderbetreuung Vorarlberg gGmbH zusammengearbeitet. Dadurch könne schnell auf eine gestiegene Nachfrage reagiert werden. Die Eltern seien diesbezüglich fordernder geworden und müssten dies auch sein, meint Pinter. Denn junge Familien könnten einen sozialen Aufstieg vielfach nur schaffen, wenn beide Elternteile berufstätig seien. Umso wichtiger sei daher ein gutes Kinderbetreuungsangebot.
Kurze Wege
An Meiningen schätzt der 65-Jährige die hohe Lebensqualität, die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie die gute Infrastruktur: „Wir haben eine Bank, ein Gasthaus und einen Nahversorger. Dazu haben wir kurze Wege, in 10 bis 15 Minuten kommt man von überall in Meiningen zu Fuß bis ins Zentrum“. Wohl auch deswegen ist die Einwohnerzahl der Gemeinde von etwa 1900 im Jahr 2005 auf 2400 im Jahr 2023 angestiegen. Eine Tatsache, die Pinter freut: „Es ist schöner, eine neue Schule bauen zu müssen, weil es Zuzug gibt, als sich zu sorgen, ob es genügend Kinder für die bestehende Schule gibt“.

Nach seinem Rücktritt als Bürgermeister sollte er nun auch selbst wieder mehr Zeit haben, die Lebensqualität in der Gemeinde in vollen Zügen zu genießen.