Hinauf zur Siedlung Guscha

Hertha Glück und Gerhard Vylet steigen hinauf zur Walsersiedlung und gehen von den alten Gebäuden beeindruckt durchs Truppenübungsgelände zurück.
Manche Orte stehen schon länger auf der Wunschliste der Tourenplanung. So auch die kleine Walsersiedlung Guscha. Dieses Jahr feiert der Verein „Pro Guscha“ sein 50-jähriges Bestehen. Dies ist eine willkommene Motivation, die lange geplante Tour in Angriff zu nehmen.
Schutzgebiet
Mit dem Auto angereist, liegt das Schutzgebiet der Schichtquelle des St. Katharinabrunnas am Beginn der Tour. Mit dem Bus erwartet es einen am Schluss der Wanderung. Der Weg durchs Biotop führt zur Wiese. Dort beginnt am Waldrand der Bergweg. Von der Busstation gelangt man nach dem Kreisel auf die Neue Churerstrasse und über Wingerta zum Spielplatz Palduinstrasse. Dort bringt einen der Forstweg hinter den Häusern in den Wald, wo die Wege zusammentreffen.
Forst- und Waldweg wechseln sich bis zur Abzweigung „Beim grossen Stein“ ab. Nun betritt man steiles Gelände und gewinnt auf dem nur leicht ansteigenden Weg weiter an Höhe. Vom Aussichtspunkt aus, bei der nächsten Wegkreuzung, hat man einen sehr guten Blick übers Tal. Die Hydranten beim Brunnen wurden nach dem schweren Waldbrand 1985 installiert. Damals wurden 110 Hektare Wald beschädigt, das Siedlungsgebiet von Balzers blieb zum Glück aber verschont.

Steil hinauf
Der folgende Bergweg steigt in Serpentinen durch den Wald an. Dreimal werden Forstwege gequert, ehe man sich dem Felsband, aus dem die Steine talwärts rollen, annähert. Kurz geht es direkt unter der Felswand vorbei. Mit Überschreitung der steilen Rüfe beginnt der schwierigste Teil der Wanderung. Anfangs sichern noch viele Sträucher und Bäume Hang und Weg. Für den obersten Abschnitt hinauf zum Felsenweg würde man sich diese Sicherung wünschen. Das am Fels montierte Stahlseil hilft hinauf zum Weg ins Guschatobel.

Adlerhorst in der Wiese
Das Rauschen des Bachs wird lauter, jedoch das Wasser ist erst auf der Brücke gut zu sehen. Durch die Felskluft stürzt es hinab. Wenige Meter bergan und man steht auf den Wiesen Guschas beim Aussichtspunkt, dem Büel. Die Häuser Guschas sitzen wie Adlerhorste in der steilen Wiese. Der Blick kann von Trimmis bis Wartau durchs Rheintal schweifen. An Wochenenden bietet sich das vom Verein betriebene Beizli bestens für eine gemütliche Einkehr an.
Erholt kann der Rückweg auf einem viel begangenen, aber nicht offiziellen Weg angetreten werden. Entlang der Steinmauer verläuft der Pfad zum „Krachenhaus“ und danach unterhalb des Büel hinunter zum Wald. Dabei fallen besonders die Wacholder- „Bäumchen“ auf, unter deren stacheligem Schutz Eidechsen huschen. Durch den Kiefernwald windet sich der Wurzelweg hinab. Bald übernimmt eine Forststraße, wo an der Abzweigung des Waldwegs eine Informationstafel der Schweizer Armee steht.
Kleine Abkürzung
Über den Waldweg kann man etwas abkürzen. Auf der Forststraße zweigt man weiter unten rechts ab und erreicht auch so das Löschgeräte-Depot 2 am Stelzenweg. Flach geht es weiter zu Depot 3. Gegenüber des Depots, unten beim Forstplatz, hat man einen guten Blick auf den Wasserfall des Guschatobels. Hier findet auch man ein schönes Weglein ohne Markierung, das dem Bach folgt und in eine Forststraße übergeht. Diese entlässt einen bei der Hauptstraße aus dem Übungsgelände. Der Straße entlang übertritt man die Grenze zu Liechtenstein und langt bald darauf wieder am St. Kathrinabrunna ein.
Walsersiedlung und Truppenübungsplatz

Die Walsersiedlung Guscha wurde 1366 als „Mutzen“ erstmals urkundlich erwähnt und war einst Teil der Walsergemeinde „Am Berg“. Diese bestand aus fünf Ortsteilen, von denen zwei bereits 1633 aufgegeben wurden. Rofels und Bova wurden zu der Zeit mit Maienfeld vereinigt. Nur Guscha blieb bis 1969 erhalten und bewohnt. Nach einem Brand in der Siedlung im Jahr 1622 wurde offiziell der Name Guscha (romanischen „cuscha“ = Baumstrunk) angenommen.
Im Jahr 1742 sind zwölf Wohnungen mit gesamt circa 140 Bewohnern dokumentiert. Danach nahm die Einwohnerzahl stetig ab. 1862 wohnten nur noch zwei Familien am Berg. Seit 1897 gehört die Siedlung zu Maienfeld. Der Bund löste 1969 die letzte bewohnte Hofstätte mitsamt dem Land als Sicherheitszone für den Waffenplatz St. Luzisteig ab. Die Bewohner zogen ins Tal. 1974 wurde der Verein „Pro Guscha“ zur Erhaltung der Siedlung gegründet. Dazu wurde im selben Jahr ein Vertrag mit der Schweizer Armee, der das Land und die Gebäude gehören, abgeschlossen. Dieses Jahr feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Für diesen Einsatz bedanken wir Wanderer uns herzlichst. Bis 5. Mai ist im Klostertorkel in Maienfeld eine Ausstellung über Guscha und den Verein „Pro Guscha“ zu sehen.
Die Betriebszeiten des Schießplatzes St. Luzisteig sind im Detail im Internet zu finden (armee.ch/schiessanzeigen/4212.130) und müssen unbedingt eingehalten werden. Der Wanderweg führt durch Sektor D, Ortskampfanlage und Ansrüfe. Sperren vor Ort müssen respektiert werden. Sonntags ist die Anlage nie in Betrieb, die Hauptstraße ist immer frei. Für detaillierte Auskünfte steht, die auf der Informationstafel vermerkte Telelefonnummer
+41 58 466 51 06 zur Verfügung.
Blumenkunde

Der Wacholder (Juniperus communis) ist wie der Mammutbaum ein Zypressengewächs und kann zehn Meter hoch und bis zu 600 Jahre alt werden. In den stachelig spitzen Nadeln ist Kieselsäure eingelagert. Sie bleiben vier Jahre am Baum. An der Oberseite, bei der Spaltöffnung der Nadel, tragen sie einen weißen Mittelstreifen. Die beerenförmigen Zapfen werden von Amseln, Drosseln, Birk- und Haselhühnern gefressen, welche damit zur Verbreitung beitragen.
Quellen: pro-guscha.ch; balzers.li; map.geo.llv.li; Aus unserem Wald, Meierhofer Roshardt, Silva Verlag; armee.ch/schiessanzeigen/4212.130; Karte: Swisstopo 1155 Sargans