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Wallner gibt Ausblick auf Koalitionsverhandlungen

03.07.2024 • 17:10 Uhr
Maurice Shourot
Landeshauptmann Markus Wallner sprach auch über den Rechnungsabschluss. Shourot

Landeshauptmann Markus Wallner erklärte im Landtag, welche Leitlinien bei der nächsten Koalition gelten sollen.

Ein bunter Mischmasch aus Betrachtungsweisen ist die Generaldebatte zum Rechnungsabschluss des Landes alljährlich im Landtag. Einerseits wird tatsächlich über die Zahlen und die finanzielle Situation diskutiert. Andererseits werden vielfach auch aktuelle Entwicklungen, die allgemeine Leistung der Regierung und allerhand andere Dinge gesprochen. Bei der letzten Rechnungsabschluss-Debatte der laufenden Legislaturperiode am Mittwoch ging es neben der finanziellen Entwicklung des Landes im Jahr 2023 daher auch um eine Leistungsbilanz der Landesregierung, zukünftige Herausforderungen und auch die bevorstehende Wahl sowie den Wahlkampf im Herbst.

Land krisenfester machen

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) beispielsweise nutzte die Möglichkeit, um schon einmal seine Leitlinien für die Koalitionsverhandlungen nach der Wahl darzulegen. So müsse mit dem künftigen Partner geklärt sein, wie das Land krisenfester gemacht wird. Dazu seien vor allem finanzielle Reserven notwendig. Dazu gehörten auch die landeseigenen Illwerke und die Hypo, die auch nicht verkauft würden. Ebenso müsse Vorarlberg weiterhin seine Eigenständigkeit behalten und ausbauen. In den Krisen der jüngeren Zeit habe sich gezeigt, dass tendenziell mehr vorangegangen sei, wenn das Land die Dinge selbst in die Hand nehmen konnte.

Ehrenamt

Keine Kompromisse gibt es für den Landeshauptmann auch beim Vorarlberg Kodex. Dieser werde eingeführt. Weiters will Wallner in der nächsten Regierung auf Leistungsanreize in Sachen Arbeit, eine „Aktion Scharf“ bei der Sicherheit, eine weitere Stärkung des Ehrenamts sowie die Unterstützung von Familien und Kindern setzen. Dies seien die Lehren aus den Krisen der vergangenen Jahre.
Das Jahr 2023 stand aus Sicht des Landeshauptmanns im Zeichen der Teuerung. Dementsprechend sei es keine einfache Zeit gewesen. Dennoch sei es „besser gelaufen als gedacht“. Schließlich seien Schulden abgebaut, Maßnahmen gegen die Teuerung gesetzt und dennoch Investitionen getätigt worden. Bezüglich der aktuellen Situation der Wirtschaft dürfe man nicht die Nerven verlieren, meinte Wallner. Weltweite Konjunkturschwierigkeiten hätten stärkere negative Auswirkungen auf Industrie- und Exportregionen wie Vorarlberg oder auch Oberösterreich. Zugleich habe die Vergangenheit aber gezeigt, dass Vorarlberg unter den Ersten sei, bei denen es wieder aufwärts gehe, wenn sich die Situation bessere.

Landtags-Splitter

Überbordend. Für Zwischenrufe und ausgelassenes Gelächter sorgte Neos-Klubobmann Johannes Gasser mit einem Versprecher in seiner Rede zum Rechnungsabschluss. Die Wirtschaft sei in Vorarlberg nicht gut durch die Krise gekommen, meinte er. Der Grund dafür seien hohe Lohnnebenkosten und „die überbordende Demokratie“. Erste Zwischenrufe quittierte Gasser noch mit einem fragenden Blick. Als ihm dann dämmerte, dass er natürlich die überbordende Bürokratie gemeint hatte, musste er selbst herzhaft lachen.
Geschenk. Eine pinke Gartenschere gab es für Landeshauptmann Markus Wallner von den Neos (Foto). Damit solle dieser die „alten Zöpfe“ in verschiedenen Bereichen abschneiden. Es war nicht das erste pinke Präsent für das Landesoberhaupt. Europasocken und Sparschweine habe er schon bekommen, sagte Wallner und fuhr scherzhaft fort: „Ich kann zuhause schon bald ein Neos-Museum einrichten und muss schauen, dass die Grenzen der Geschenkannahme nicht überschritten werden.“
Schaudern. Auch um Europa ging es in der Generaldebatte. Grünen-Landesrat Daniel Zadra verwies dabei auf aktuelle Entwicklungen: „Wenn ich mir anschaue, dass Orban, Kickl und Babiš so eine Boygroup aufbauen wollen – eine in die Jahre gekommene Boygroup –, da schaudert‘s mir.“

Neos Gartenschere Johannes Gasser
Neos-Klubobmann Johannes Gasser hatte eine pinke Heckenschere für den Landeshauptmann dabei. Steinlechner

Zuvor hatte bereits ÖVP-Klub­obmann Roland Frühstück eine positive Bilanz über das vergangene Jahr sowie die Legislaturperiode gezogen. Dem Land gehe es gut, meinte er als erster Redner der Generaldebatte. Dennoch könne man natürlich das Haar in der Suppe suchen. Umso mehr hoffe er auf „konstruktive Kritik und realistische Lösungsansätze“ seitens der Opposition.

Maurice Shourot
Keine Probleme, Kritikpunkte zu finden, hatte FPÖ-Klubobmann Christof Bitschi. Shourot

Es sei nicht schwer, Kritikpunkte an der Arbeit der Landesregierung zu finden, meinte daraufhin FPÖ-Klubobmann Christof Bitschi. Lösungsvorschläge der Opposition lägen bereits auf dem Tisch und seien teilweise sogar schon von der ÖVP als Forderungen übernommen, aber nicht umgesetzt worden. Bei den Lösungsansätzen der schwarz-grünen Regierung für die aktuellen Probleme gebe es daher noch „Luft nach oben“. Immerhin gehe es beim Vorarlberg Kodex nun „wenigstens einen Millimeter vorwärts“, obwohl die ÖVP vieles wegen des grünen Regierungspartners nicht umsetzen könne.

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Ein Plädoyer für die eigene Partei hielt Grünen-Klubobfrau Eva Hammerer. Shourot

Grünen-Klubobfrau Eva Hammerer äußerte sich zu diesem Vorwurf nicht. Allerdings nutzte sie ihre Rede, um Werbung für die eigene Partei zu machen. Sie sprach darüber, was die Landesregierung – und natürlich vor allem deren grüne Mitglieder Daniel Zadra und Katharina Wiesflecker – zum Erhalt der intakten Natur für die kommende Generation getan hat. Ebenso hob sie die Bemühungen hervor, mit einer Stärkung der Elementarpädagogik dafür zu sorgen, dass alle Kinder in Vorarlberg die gleichen Chancen haben. Nicht zuletzt werde auch Wert darauf gelegt, dass all jene Unterstützung erhalten, die diese auch brauchen. In all diesen Fragen könne sich der Rechenschaftsbericht sehen lassen.

Maurice Shourot
Die geschäftsführende SPÖ-Klubobfrau Manuela Auer sieht bei Schwarz-Grün vor allem Ankündigungspolitik. Shourot

Manuela Auer, geschäftsführende SPÖ-Klubobfrau, hatte keine Freude mit den Aussagen der Regierungsvertreterinnen und -vertreter. Diese würden vor allem Ankündigungspolitik betreiben. „Aber wir leben jetzt und nicht in der Zukunft“, meinte sie. So werde beispielsweise von Schwarz-Grün dauernd auf die getätigten Investitionen verwiesen. Allerdings werde nicht gesagt, dass diese etwa im gemeinnützigen Wohnbau seit 2019 zurückgegangen seien. Ebenso sei die Regierung bei kostengünstigen Mittagessen in der Kinder- und Schülerbetreuung säumig.

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Neos-Klubobmann Johannes Gasser forderte mehr Ausgabendisziplin. Shourot

Ein Geschenk für Landeshauptmann Wallner hatte Neos-Klubobmann Johannes Gasser. Eine pinke Gartenschere soll der Regierung dabei helfen, „alte Zöpfe“ etwa bei Förderungen, Bürokratie oder auch „Projekten aus alten Zeiten“ wie dem Feldkircher Stadttunnel abzuschneiden. Denn das Land stehe finanziell zwar gut da. Allerdings liege das nicht an der guten Ausgabendisziplin, sondern an höheren Einnahmen bei den Bundesmitteln.

2,3 Milliarden Euro Budgetvolumen

Bereits Anfang Juni wurde der Rechnungsabschluss für das Jahr 2023 in der Landesregierung beschlossen und präsentiert. Demnach hat Vorarlberg das Jahr 2023 bei einem Budgetvolumen von rund 2,3 Milliarden Euro laut Ergebnisrechnung mit einem Minus von 39,4 Millionen Euro abgeschlossen, damit aber besser abgeschnitten als geplant. Das fehlende Geld wurde der Rücklagenreserve entnommen, die von 196,7 Millionen Euro auf rund 126,7 Millionen Euro zusammenschmolz. Der Schuldenstand wurde 2023 von 476,2 auf 450,9 Millionen Euro reduziert, sämtliche Verbindlichkeiten mit variablem Zins waren bereits 2022 beglichen worden. Der Großteil der Verschuldung geht auf die Coronapandemie zurück, noch 2019 hatte sie lediglich 110,5 Millionen Euro betragen.
Deutliche Ausgabensteigerungen gab es 2023 im Bereich der Elementarpädagogik, in dem erstmals die 100-Millionen-Euro-Grenze (105,9 Millionen Euro) überschritten wurde, oder auch im Sozialfonds. Wie in den Vorjahren wurden rund 70 Prozent der Mittel für die Bereiche Bildung (613,6 Millionen Euro), Gesundheit (602,5 Millionen Euro), sowie Soziales und Wohnbauförderung (333,0 Millionen Euro) aufgewendet.

Nach der Generaldebatte folgte am Mittwochnachmittag noch die Spezialdebatte zum Rechnungsabschluss. Über diesen sollte dann am späten Abend abgestimmt werden.