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Trump verspricht das „beste Amerika aller Zeiten“

19.07.2024 • 13:21 Uhr
Balloons fall as former US President and 2024 Republican presidential candidate Donald Trump, former First Lady Melania Trump and family, US Senator from Ohio and 2024 Republican vice presidential candidate J.D. Vance (2nd R) and his wife US lawyer Usha Vance stand on stage after he accepted his party's nomination on the last day of the 2024 Republican National Convention at the Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, on July 18, 2024. Donald Trump will get a hero's welcome Thursday as he accepts the Republican Party's nomination to run for US president in a speech capping a convention dominated by the recent attempt on his life. (Photo by Jim WATSON / AFP)
Trump und Vance stehen auf der Bühne mit ihren Familien in Milwaukee. Jim WATSON / AFP

Die Abschlussrede des siegessicheren 77-Jährigen in Milwaukee wurde im Fortlauf immer angriffiger.

Jubel, frenetischer Beifall und laute Rufe: „Donald, we love you“ und „Trump! Trump! Trump!“: Donald Trump nahm die Nominierung als Präsidentschaftskandidat an. Das war der Höhepunkt eines energiegeladenen, gut besuchten, gut organisierten Parteitags, geprägt von USA! USA! USA!-Rufen, patriotischer Musik und tausende von Delegierten, in Flaggen gekleidet und mit Cowboyhüten versehen, die auf Plakaten das Duo Trump Vance feierten und forderten: „Fire Joe Biden“.

Nach den Huldigungen setzte Trump zu einer zweistündigen Rede an, die einen nicht nur der Länge wegen an Fidel Castro denken ließ, sondern auch der Versprechungen wegen, die er der amerikanischen Arbeiterklasse machte. Dabei mühte er sich, einigermaßen versöhnend zu sein, konnte aber doch einige Spitzen nicht lassen.

Former US President and 2024 Republican presidential candidate Donald Trump is joined by his family after accepting his party's nomination on the last day of the 2024 Republican National Convention at the Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, on July 18, 2024. Days after he survived an assassination attempt Trump won formal nomination as the Republican presidential candidate and picked Ohio US Senator J.D. Vance for running mate. (Photo by KAMIL KRZACZYNSKI / AFP)
Trump nimmt die Nominierung mit seiner Familie auf der Bühne an. KAMIL KRZACZYNSKI / AFP

Er kandidiere, sagte Trump, als Präsident aller Amerikaner, Amerikaner jeder Herkunft, Religion und Hautfarbe, schwarz oder weiß, asiatisch oder hispanisch, er strecke die Hand zu allen aus, „Bürger, in einem Land, unter Gott“. Er werde niemals aufhören, für „eure Familien und unser großartiges Land“ zu kämpfen. Und: „Wir sind Amerikaner, wir sollten einander nicht bekämpfen, sondern uns vereinen.“ Nun aber müssten die Dämonisierung und die Anfeindungen aufhören, die — glaubt Trump — von den Demokraten ausgehe, die eine Hexenjagd auf ihn veranstalteten.

Prominente Unterstützung

Bevor Trump sprach, heizte Tucker Carlson die Menge an. Carlson ist ein rechtspopulistischer, bekannter Journalist mit einem eigenen Sender. Bei Fox New war er gefeuert worden, weil er in durchgesickerten Emails bezweifelt hatte, dass die letzte Wahl gefälscht war; das hatte den Sender eine Stange Geld gekostet. Er hatte sich auch mit Trump überworfen, den er „abstoßend“ genannt hatte. Alles vergeben und vergessen. Trump sei ein echter Führer, sagte Carlson, und Amerika brauche ihn dringend: „Wir haben mehr Menschen an Drogen verloren als im Zweiten Weltkrieg, aber wir nutzen unser Militär nicht, um gegen Länder vorzugehen, die uns mit Drogen überschwemmen, statt dessen geben wir viel zu viel Geld an die Ukraine.“

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Tucker Carlson zeigt sich während der Nominierung Trumps in Milwaukee. Patrick T. Fallon / AFP

Noch mehr Beifall bekam Hulk Hogan, der bekannte Profiwrestler und Trump-Freund: Amerika habe alles gehabt, war in der ganzen Welt gefürchtet und geachtet, und habe dann alles in einem Augenblick verloren: „Nun haben wir unsichere Grenzen, exzessive Kriminalität, hohe Mieten, hohe Preise.“ Nur einer könne uns retten: Donald Trump! Damit zerriss er unter dem Jubel des Publikums sein Hemd und legte ein rotes MAGA-T-Shirt frei: „Trump/Vance!“

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Hulk Hogan reißt sich das Shirt vom Leib bei der Nominierung Trumps. Andrew Harnik/Getty Images via AFP

Nach ihm sprach Franklin Graham, der oberste Evangelikale Amerikas: Letzte Woche sei Trump von Gott von einem Attentat gerettet worden. Trump, sein Präsident, habe religiöse Freiheit verteidigt, weltweit und konservative Richter ernannt. Wir alle sollten beten, für Trump, seine Frau Melania, seine Kinder, für unser Land, das der Lord, der König der Könige, beschützen solle: Amen! „Amen!“ rief auch die Menge.

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Franklin Graham, der oberste Evangelikale Amerikas, hatte auch ein Paar Worte zu sagen. REUTERS/Mike Segar

Noch ein Auftritt des Sängers Kid Rock und eine arg geschönten Kurzdoku über Trumps Leben. Dann wird endlich der Kandidat vorgestellt, von Dana White, der Chef der Wrestlingvereinigung Ultimate Fighting Championship, der ihn „ein großartiger Freund und ein Kämpfer“ nannte. Trump berichtete zunächst — das Ohr noch im weißen Verband — von dem Anschlag in Pennsylvana, dem Blut, dem Schreck, der Kugel. Dann stellte er seine gesamte große Familie vor; seine dritte Frau Melania, die lange nicht mit ihm gesehen wurde, alle fünf Kinder mit Ehegespons, sogar Tiffany (von seiner zweiten Frau Marla Maples), und zehn Enkelkinder.

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Bei der Rally war auch Kid Rock dabei, um musikalisch Stimmung zu machen. AP Photo/Carolyn Kaster
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Dana White stellt den Kandidaten vor. Jim WATSON / AFP

Versprechen

In den nächsten zwei Stunden versprach Trump das beste Amerika aller Zeiten, immer wieder unterbrochen von „USA! USA! USA!“-Rufen. Er werde die Inflation beenden und Steuern senken, damit Firmen wie Apple wieder in den USA investierten. Die USA werde China wirtschaftlich schlagen, der Mittelklasse werde es besser gehen als je zuvor. Heute könnten sich Familien kein Haus mehr leisten, und kein Benzin, obwohl die USA mehr Öl habe als jedes andere Land. Unter ihm aber würden die USA nicht nur energieunabhängig werden, sondern Energie exportieren. Er werde die Zwangsquoten für Elektroautos beenden, die in Mexiko und China gebaut würden, alleine das werde Amerikanern tausende von Dollar sparen.

‘Das beste Amerika aller Zeiten’

Als er Präsident war, so Trump weiter, hätten die USA die großartigste Wirtschaft der Weltgeschichte gehabt, Frieden habe geherrscht. Unter ihm habe es keine russische Invasion gegeben, er habe ISIS besiegt. Sobald er wieder im Weißen Haus sei, werde er alle internationalen Krisen beenden, eingeschlossen die in der Ukraine und Israel.

Aber stets kam Trump auf die Flüchtlingskrise zurück, auf die Millionen von Menschen, die in den letzten Jahren illegal über die Grenze gekommen seien — sein Versprechen, die weltweiten Flüchtlingsströme aufzuhalten, hatte ihn schon das letzte Mal ins Weiße Haus gebracht. Die illegale Immigrationskrise, diese Invasion werde er beenden, indem er die Grenze schließe, und zwar mit Hilfe des Militärs.

Denn die Flüchtlinge nähmen Amerikanern die Arbeitsplätze weg, vor allen den Schwarzen und den Hispanics. Aber die Biden-Regierung täte nichts, die Illegalen aufzuhalten. Länder wie Venezuela schickten Kriminelle aus ihren Gefängnissen in die USA, die USA werde deshalb ausgelacht. Dann berichtete Trump von Frauen, die von illegalen Immigranten vergewaltigt und ermordet worden waren. „Ich schwöre dir, Amerika, ich werde diese Killer und Kriminelle nicht in unser Land lassen.“

Former US President and 2024 Republican presidential candidate Donald Trump accepts his party's nomination on the last day of the 2024 Republican National Convention at the Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, on July 18, 2024. Days after he survived an assassination attempt Trump won formal nomination as the Republican presidential candidate and picked Ohio US Senator J.D. Vance for running mate. (Photo by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP)
Donald Trump versprach viel. ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP

Je länger Trump sprach, desto mehr mäanderte er. Er werde die Kriminalität in den Städten bekämpfen, ein Heilmittel für Krebs werde gefunden werden, auch eines gegen Alzheimer, Männer würden nicht mehr im Frauensport spielen dürfen. Zuletzt appellierte er an die Wähler vor den Fernsehschirmen: Er hoffe, dass auch diejenigen, die ihn bisher nicht unterstützt hätten, für ihn stimmten. „Ich frage bescheiden nach eurer Stimme, ich verspreche, ich werde euch nie verlassen. Wir werden gewinnen, gewinnen, gewinnen. Niemand wird uns jemals stoppen. Wir werden das Land retten, und die Zukunft Amerikas wird großartiger und vereinter sein als jemals zuvor.“

Kritische Blicke

Damit fielen rote, weiße und blaue Luftballons von der Decke, dazu große, goldene Bälle im Stil von Trump, und laute Rockmusik setzte wieder ein, während die Delegierten nach draußen strömten und ihre Busse suchten.

Balloons fall after former US President and 2024 Republican presidential candidate Donald Trump accepted his party's nomination on the last day of the 2024 Republican National Convention at the Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, on July 18, 2024. Days after he survived an assassination attempt Trump won formal nomination as the Republican presidential candidate and picked Ohio US Senator J.D. Vance for running mate. (Photo by Pedro UGARTE / AFP)
Mit rot, weiß, und blau zeigt sich Trump paträotisch. Pedro UGARTE / AFP

Wenig beeindruckt von Trumps plötzlicher Liebe zur Arbeiterklasse zeigte sich Bernie Sanders, der Linksaußen der Demokraten. „Jeder, der irgendwelche Illusionen hat, dass sich die Republikaner für Arbeiter interessieren, ist schwer im Irrtum“, sagte Sanders in der Late Night-Show von Stephen Colbert. „Ich habe versucht, im Senat höhere Mindestlöhne durchzusetzen, aber die Republikaner interessieren sich nur für Steuersenkungen für Reiche. Biden aber unterstützt streikende Arbeiter.“