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Ein Vorarlberger geht nach Brüssel

31.07.2024 • 12:12 Uhr
ABD0052_20240708 – WIEN – …STERREICH: ZU APA0158 VOM 8.7.2024 – Finanzminister Magnus Brunner (…VP) am Montag, 8. Juli 2024, anl. der PrŠsentation “OECD Economic Survey – LŠnderbericht zu …sterreich 2024” im Finanzministerium in Wien. – FOTO: APA/JAKOB LANGWIESER
Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) geht nach Brüssel. APA/JAKOB LANGWIESER

Der Finanzminister und leidenschaftliche Tennisspieler wird der nächste EU-Kommissar aus Österreich.

Das monatelange Gefeilsche in der Koalition hat ein Ende. Am Mittwoch verkündeten ÖVP und Grüne ihre Einigung auf den nächsten EU-Kommissar aus Österreich: Finanzminister Magnus Brunner wird Nachfolger von Johannes Hahn, damit bleibt der Brüsseler Spitzenjob auch für die kommenden fünf Jahre in den Händen der ÖVP – wie schon seit dem EU-Beitritt 1995.

Vom Büroleiter zum EU-Kommissar

Der 52-jährige Vorarlberger machte seine erstaunliche Karriere auf bemerkenswert leisen Sohlen. Konsequent, aber doch auch flexibel, wenn es die Umstände erforderten. Politisch verankert ist Brunner, der als Büroleiter und Pressesprecher des einstigen Vorarlberger Landeshauptmanns Herbert Sausgruber in das politische Geschäft einstieg, nahm auf dem Weg nach oben auch einige Umwege in Kauf. Nach einer Station im Wirtschaftsbund, wo er als rechte Hand seines Landsmanns Karlheinz Kopf fungierte, wechselte Brunner in den Energiebereich, nämlich zum Vorarlberger Energieversorger Illwerke/VKW. Ab 2007 fungierte er als Vorstand der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom AG.

Den direkten Kontakt zur Politik behielt der leidenschaftliche Tennisspieler, der auch einmal kurz dem Österreichischen Tennisverband als Präsident vorstand, in dieser Phase über ein Mandat im Bundesrat. In all diesen Jahren wurde sein Name immer wieder als Kandidat für diverse Spitzenjobs in der Volkspartei genannt. Die Gründe lagen auf der Hand: Der gebürtige Höchster, der schon lange mit seiner Frau und den drei Kindern in Bregenz lebt und auch Obmann der dortigen Stadt-ÖVP ist, ist ein geschickter Kommunikator, eloquent und sympathisch. Solche Eigenschaften sind in der Volkspartei der Nach-Kurz-Ära nicht breit gestreut. Von daher verwundert es nicht, dass er in diversen Medienspekulationen immer wieder auch als eine der letzten Kanzler-Reserven der ÖVP genannt wurde.

2020 erfolgte schließlich der Ruf in die Bundesregierung. Zunächst noch als Staatssekretär im Infrastrukturressort von Leonore Gewessler (Grüne). Eine Beziehung, die nicht ganz ohne Spannungen blieb. Mit dem Abgang der türkisen Kernmannschaft um Sebastian Kurz Ende 2021 stieg Brunner als Nachfolger von Gernot Blümel zum Finanzminister auf, neben dem Kanzler wohl der mächtigste Job der Republik.

Brunner in der Bundesregierung

Als Finanzminister war die Abschaffung der kalten Progression wohl seine größte Leistung. Auch ein neuer Finanzausgleich mit Ländern und Gemeinden gelang. Staatliche Finanzhilfen saßen locker in den vergangenen Jahren, vornehmlich der massiven Krisenhäufung geschuldet. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin in der nächsten Regierung wird sich ans Kürzen und Sparen machen müssen.

Brunner wird die weitere Entwicklung in Österreich ab Herbst von Brüssel aus beobachten. Jung genug für weitere Karriereschritte ist er auf jeden Fall. Und ausreichend geschickt auch, wie er in der Vergangenheit bewiesen hat.