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Wandertipp: Ein Berg, zwei Alpen und drei Täler

03.08.2024 • 08:00 Uhr
Wandertipp Muttjöchle
Der herrliche Blick vom Muttjöchle durch Silber- und Klostertal. Vylet (4)

Die Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet steigen ab der Kristbergbahn hinauf zum sonnigen Muttjöchle und wandern über die Wasserstuben-Alpen zurück.

Bei dem nun sommerlichen Wetter freut man sich, den ersten Aufstieg einer Wanderung im Schatten zu bewältigen, um oben die Sonne genießen zu können. Bei dieser Tour im Oberland führt zudem auch die letzte Etappe durch den Wald, der für angenehme Temperaturen sorgt.

Direkt hinter der Bergstation der Kristbergbahn beginnt der Waldwurzelweg, auf dem man in gut zwei Stunden das Muttjöchle erreicht. Im ersten steilen Anstieg werden der Bergknappenweg und gleich darüber der Silberpfad gekreuzt. Verschiedene Farne und Heidelbeersträucher säumen den Weg, der bald flacher wird. Ab der nächsten Abzweigung wechseln sich bis zum Gipfel, dem Muttjöchle, die steilen mit den flachen Passagen ab. Im morgendlichen Wald verdunstet der Tau in den ersten Sonnenstrahlen. Leichten Schrittes gewinnt man an Höhe und erfreut sich dabei an den Naturschönheiten. Tautropfen auf Spinnennetzen, die wie Diamanten funkeln, Spiegelbilder auf dem Wasser, kleiner Tümpel oder „Baumbärte“ (Flechten) geben dem Wald eine magische Erscheinung. Schließlich wird der Wald offener und die ersten Alpenrosen kündigen die Waldgrenze an.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Diese anspruchsvolle Rundwanderung berührt alle Sinne.
Anforderung und Gehzeit: Circa fünf Stunden und 40 Minuten, etwa 720 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, circa 16 Kilometer lang.
Markierungen: Weiß–gelb, weiß-rot-weiß.
Charakter der Wege: Forststraße, Schotterweg, Waldweg, Bergweg.
Kultur und Natur: Großraumbiotop Muttwald-Mutt, „Bärenland“ bei der Sonnenkopfbahn-Bergstation, Wasserstubental, Wildried, Kneippanlage „Sieba Brünna“.
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Sonnenschutz, Fotoapparat für Blumen, Handtuch zum Kneippen.
Einkehrmöglichkeiten: Kristberg Gasthaus Knappastoba und Panoramagasthof, unterwegs Sonnenkopf und Obere sowie Untere Wasserstubenalpe
Start und Ende: Start und Ende Bergstation Kristbergbahn.

Gipfelpanorama

Durch eine kleine Senke geht es leicht bergauf. Zwergsträucher bedecken die freien Flächen beidseits des Wegs. Links sind nur noch wenige Bäume zu sehen, rechts reicht der Muttwald weit hinunter ins Silbertal. Nun kommt das Muttjöchle ins Blickfeld und kurz darauf etwas weiter oben auch das Hochjoch. Zwischen großen Felsbrocken, Alpenrosen und Wacholder schlängelt sich der Weg dem letzten Aufstieg zu. Oben am Muttjöchle angekommen, schaut man durchs Wasserstuben-, Silber- und Klostertal und hat dabei ein beeindruckendes Gipfelpanorama vor Augen.

Daraus stechen Hochjoch, Schesaplana, Zimba, Itonskopf und die Rote Wand markant hervor. Bis zum Sonnenkopf hat man noch die Freude auf einem Bergwanderweg unterwegs zu sein. Wollgras, Tümpel und Moorgebiete begleiten einen auf dem beliebten Weg. Dieser führt direkt zum Freizeitpark „Bärenland“ bei der Bergstation. Erst dort macht man sich auf den Rückweg.

Wandertipp Muttjöchle
Oben an der Baumgrenze des Muttwalds ist auch einen atemberaubender Ausblick to genießen.

Wiesenblumen

Auf der Forststraße, die auch als Radweg genutzt wird, lässt man den Rummel rasch zurück. Schwenkt weiter unten bei der Geländekante nach links ins Wasserstubental ein. Verschiedene Blumen wie der violett blaue Natternkopf leuchten aus den Wiesen am Wegrand hinunter zu den Weiden. Vielleicht begegnet man hier Pferden oder Rindern, die den Sommer auf der Alp verbringen dürfen.

Wandertipp Muttjöchle
Der Gewöhnliche Natternkopf ist eine giftige Pflanze.

Blumenkunde

Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) ist giftig, bildet eine tiefe Pfahlwurzel und blüht von Mai bis September. Er kommt auf kalkigem Boden an Wegrändern und Schutthalden vor. Der Name bezieht sich auf die aus der Blütenkrone ragenden Staubblätter. Die Blüte soll an einen züngelnden Schlangenkopf erinnern. Er ist ein wichtiger Nahrungsspender für Wildbienen und Schmetterlinge. Die Matte Natternkopfbiene ernährt sich ausschließlich von dessen Pollen.

Ab der Oberen Alpe folgt man dem Wasserstubenbach talauswärts. Dieser ist auch als „Burtscha“- oder „Portscha“-Bach in Karten und Aufzeichnungen zu finden und mündet beim Gasthof Fellimännle in die Litz. Der von bewaldeten Steilhängen flankierte Talboden gibt dabei den Blick zu Grasjoch und Scheimersch frei. Zur Rast lädt bald auch die Untere Wasserstubenalpe ein, bevor das Tal beim Wildried schon wieder verlassen wird. Auf der letzten Etappe durch den untersten Teil des Muttwalds, liegt die Kneippanlage „Sieba Brünna“. Das Kneippen im kühlen Quellwasser erfrischt, gibt den Füßen die Leichtigkeit zurück, um zur Bergstation der Kristbergbahn zu schweben.

Muttwald und Muttkopf

Fast der ganze Bergrücken zwischen Kristbergsattel und Muttjöchl sind auf der Seite des Silbertals als Großraumbiotop (12306) Muttwald-Mutt und auf Klostertaler Seite als Biotop Sattelkopf-Scheidbodenkopf (10848) dokumentiert. Talseitig endet das Gebiet beidseits an Forstwegen, im Silbertal an jenem vom Wildried bis zum Kristberg. Wichtigste Teile sind die nur extensiv bewirtschafteten Fichtenwälder, die großteils noch als natürlicher Lebensraum anzusehen sind.

An der Waldgrenze finden sich ausgedehnte Latschenfelder, an Felsen und Blockstandorten auch einige Zirben. Das waldfreie Gebiet weiter oben wird zum größten Teil von Bürstlingsrasen eingenommen. Alpenrosen und Alpenwacholder haben sich weit verbreitet. Weiter oben bei den Blockschutthalden sind neben den Alpenrosen vor allem Pionierpflanzen zu finden.

Wandertipp Muttjöchle
Blockschutt-Gestein mit Landkartenflechte.

Das große, strukturreiche und ruhige Gebiet Muttwald-Mutt gilt als klassischer Lebensraum von Raufußhühnern. Auerhahn, Birk- und Haselhuhn kommen hier vor. Diese sind stark gefährdet, da solche Naturwälder selten geworden sind. Unterwegs im Wald sind verschiedene Moose und Flechten zu sehen. Über der Baumgrenze fällt auf, dass die Felsbrocken des Blockschutts grün gefärbt sind. Im Frühling oder Herbst ist dies besonders auffallend. Die Gewöhnliche Landkartenflechte sorgt für dieses Farbenspiel. Diese Flechten sehen wie Pflanzen aus, sind aber Lebensgemeinschaften von Pilz und Alge. Die Alge wandelt Licht in Nährstoffe um, der Pilz versorgt die Alge mit Wasser und schützt sie vor UV-Strahlen. Die Landkartenflechte wächst nur 0,2 bis 0,6 Millimeter im Jahr und kann über 4000 Jahre alt werden.

Quellen: Gemeindebuch Silbertaler 2023; Wiesen- und Alpenpflanzen, W. Dietl und M. Jorquera, A&M 2003; Flechten & Moose, Ulmer 2018; Karte: BEV 2225 West Klösterle