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Sicher zur Schule: So schützen Sie Ihre Kinder

30.08.2024 • 19:00 Uhr
Sicher zur Schule: So schützen Sie Ihre Kinder
Die Kleinen müssen das Verhalten im Straßenverkehr erst erlernen. Deswegen sollten Autofahrer Acht auf sie geben, um brenzlige Situationen zu verhindern. Hartinger

Der Schulanfang steht vor der Tür. Dann sind morgens wieder viele Kinder zu Fuß auf dem Weg in die Schule. Was es zu beachten gibt, dass diese auch sicher ankommen.

Am neunten September ist es wieder so weit: Dann werden wieder die aktuellen leeren Klassenzimmer gefüllt. Dann ist auch am Morgen und am Mittag auf den Straßen wieder mehr los. Wenn Schüler und Autos sich dann zu Schulanfang plötzlich wieder begegnen, kann es zu brenzeligen Situationen kommen.
In Vorarlberg kam es 2023 zu 41 Unfällen im Straßenverkehr mit sechs bis 15-jährigen Kindern am Schulweg. Dabei wurden 43 Schüler und Schülerinnen verletzt, Todesfall gab es keinen. Bei Unfällen mit verletzten Kindern sind laut dem Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit vorwiegend die Erwachsenen Unfallverursacher in Österreich. In 70 Prozent der Fälle ist das Kind nicht Unfallverursacher. Bei Schüler und Schülerinnen auf dem Schulweg sind es 57 Prozent.

Sicher zur Schule: So schützen Sie Ihre Kinder
Das Queren und unübersichtliche Bereiche gelten unter anderem für Schüler als Gefahrenstellen. Klaus Hartinger

Gerade für die kleinen Verkehrsteilnehmenden ist es im Straßenverkehr gefährlich, da sie besonders ungeschützt sind. „Sie sind nicht nur aufgrund ihrer Größe schlechter sichtbar, sondern auch aufgrund schlechter Sichtverhältnisse oder unübersichtlichen Kreuzungen und Querungsstellen“, so Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Die Straßeninfrastruktur ist vermehrt auf Erwachsene ausgelegt. Kinder sehen jedoch nicht nur aufgrund der Größe den Verkehr anders, sondern müssen das richtige Abschätzen von Gefahren erst erlernen. Auf sie ist der Vertrauensgrundsatz nicht anwendbar, da sie oft Entfenrungen noch nicht richtig abschätzen können und leicht ablenkbar sind. „Schulanfänger und Schulanfängerinnen können sich noch nicht in andere Verkehrsteilnehmende hineinversetzen“, ergänzt Pfanner. sie müssen das richtige Verhalten erst erlernen. Was es dabei zu beachten gibt, erklärt Pfanner gegenüber der NEUE.

Bregenz am 10.6.2021 Bregenz am 10.6.2021, APA KFV Kuratorium f
Martin Pfanner vom KFV weist darauf hin, dass die Erstklässler erst noch das richtige Verhalten im Verkehr erlernen müssen. Das sollten ab Schulanfang die Autofahrer im Hinterkopf behalten.
Kuratorium für Verkehrssicherheit


1. Ab wann sollten Eltern beginnen, mit Erstklässlern den Schulweg zu üben?
Martin Pfanner:
Der Sommer – und spätestens jetzt der Spätsommer – dient Eltern und Erziehungsberechtigten als Übungszeit für den Schulweg mit ihren Schützlingen. Zur Vorbereitung, um diesen später auch sicher allein absolvieren zu können, sollte man den Weg festlegen, gemeinsam üben und das richtige Verhalten erklären. Von Mal zu Mal können die Erwachsenen sich dann zurücknehmen und das Kind bei der Anwendung des Gelernten beobachten sowie gegebenenfalls unterstützen

Schulwegsicherung
In der Verkehrserziehung lernen die Schüler, dass sie erst über die Straße dürfen, wenn die Autos stehen. stadt dornbirn


2. Was sollte vorab geübt werden?
Pfanner:
Trainiert werden sollten das richtige Überqueren einer Straße mit Stehenbleiben, mit aufmerksamen Pendelblick. Achtung: Kinder drehen oft nur reflexartig den Kopf nach beiden Seiten, bevor sie die Fahrbahn queren. Für Eltern heißt das: Kind genau beobachten, ob es beim Blick in beide Richtungen auch tatsächlich bewusst nach Fahrzeugen Ausschau hält. Auch erklärt werden sollte, welches Verhalten sicher ist, wenn der normale Schulweg durch Hindernisse blockiert ist, zum Beispiel eine Baustelle den Gehsteig versperrt, eine Ampel ausgefallen ist oder der Bus nicht kommt.

3. Unter welchen Bedingungen sollte trainiert werden?
Pfanner:
Beim Schulwegtraining sollten auch die „richtigen Bedingungen“ geübt werden, etwa im Frühverkehr oder zu Mittag an Arbeitstagen.

4. Welche Route eignet sich als Schulweg?
Pfanner:
Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste: Wählen Sie einen möglichst gefahrenlosen Schulweg mit wenigen und sicheren Fahrbahnquerungen und verkehrsarmen Straßen aus. Ideal sind Überwege mit Ampelregelung, Mittelinsel und eine Sicherung durch Exekutive oder Schülerlotsen.

symbolfoto schulweg verkehr zebrstreifen
Elterntaxis werden nicht empfohlen.
Stiplovsek Dietmar

5. Welche Rolle spielt der Faktor Zeit beim Schulweg?
Pfanner:
Lieber fünf Minuten früher aufstehen und aus dem Haus gehen. Zeitdruck ist kein guter Begleiter auf dem Schulweg, egal ob man zu Fuß geht oder mit dem Scooter, Fahrrad oder Moped unterwegs ist.

6. Worauf sollten Autofahrer ab Schulbeginn achten?
Pfanner:
Besonders zu Schulbeginn zwischen sieben und acht Uhr sollte man vermehrt mit Schülern und Schülerinnen rechnen. Autofahrer sollten langsamer und bremsbereit fahren, wenn sie Kinder im Bereich der Straße sehen – insbesondere um Schulen, Kindergärten, Sport- und Spielplätze sowie Haltestellen von Schulbussen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. So kann im Notfall rechtzeitig reagiert und schneller angehalten werden. Denn die Geschwindigkeit macht im Ernstfall einen enormen Unterschied. Beispiel Tempo 30: Wenn ein Auto 30 Stundenkilometer fährt, ist der Anhalteweg 13 Meter. Wenn dasselbe Fahrzeug 50 Stundenkilometer fährt, hat das Fahrzeug nach 13 Metern noch immer 50 Stundenkilometer auf dem Tacho. Zudem sollte den Kindern immer eine sichere Querung der Straße ermöglicht werden: Der „unsichtbare Schutzweg“ gilt immer und überall, auch in Begleitung von Erwachsenen. Dabei sollten Kindern genug Zeit bekommen, um die Straße in Ruhe zu überqueren.

Sicher zur Schule: So schützen Sie Ihre Kinder
Auf Kinder kann der Vertrauensgrundsatz nicht angewandt werden. Hartinger


7. Zu welcher Kleidung wird geraten?
Pfanner:
In dunkleren Herbst- und Wintertagen ist es wichtig, sich deutlich sichtbar zu machen. Helle, gut sichtbare Kleidung und Reflektoren beispielsweise auch an der Schultasche nutzen. Diese erhöhen die Sichtbarkeit der Kinder enorm, was besonders in den dunklen Herbst- und Wintertagen den entscheidenden Unterschied machen kann. Reflexmaterialien sollen in der Höhe des Streuwinkels des Abblendlichtes getragen werden. Bei Kindern sollte der ganze Körper, von den Schuhen bis zum Oberkörper, reflektierende Elemente aufweisen. Reflektoren sollen rundum strahlen, um Fußgänger und Fußgängerinnen auch seitlich sichtbar zu machen.

8. Wie wichtig ist die Vorbildwirkung für die Kinder?
Pfanner:
Nehmen Sie Ihre Vorbildwirkung ernst! Kinder nehmen das Verhalten von Erwachsenen als richtig an.

WG: ÖAMTC-Untersuchung: Junge Schüler haben noch keinen sicheren Pendelblick (+ Fotos, + Video)
Die Schnelligkeit von Rollern wird unterschätzt.NEUE

9. Sind Elterntaxis eine sichere Alternative zum Schulweg zu Fuß?
Pfanner:
Elterntaxis sind oft gut gemeint, aber sie verdichten den Verkehr, was wiederum gefährliche, und insbesondere auch für Kinder unübersichtliche Situationen auslösen kann. Kinder haben so auch nicht aktiv die Möglichkeit, am Verkehr teilzunehmen und als Verkehrsteilnehmende zu wachsen.
Vermeiden Sie daher Elterntaxis, wenn möglich, oder nutzen Sie sogenannte „Kiss and Go-Elternhaltestellen“ oder einen weiter entfernten Parkplatz. Oder bilden Sie einen Walking-Bus oder gehen Sie einen Teil des Weges mit den Kindern mit, wenn Sie sie begleiten möchten