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Kunstschaffen zwischen Natur und Tourismus

04.09.2024 • 07:00 Uhr
SilvrettAtelier Montafon 2024
Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern im SilvrettAtelier Montafon. Haas (4)

Für das hochalpine Kunstsymposium SivrettAtelier Montafon hat Projektleiter Roland Haas wieder internationale Künstler verschiedener Stilrichtungen in Gaschurn versammelt.

Neun Künstlerinnen und Künstler aus sieben verschiedenen Ländern sind aktuell für zwei Wochen in der Bergwelt der Silvretta Montafon und arbeiten im gegenseitigen Austausch und unter dem Einfluss der hochalpinen Szenerie an neuen Werken. „Man kann sich da oben wirklich Zeit nehmen zum Ausprobieren, Experimentieren, Sammeln, Forschen… und wenn wir am Samstag in der Früh auseinandergehen, dann ist zum Großteil noch ziemlich unklar, was dann tatsächlich in der Ausstellung sein wird“, beschreibt der selbst als Künstler mitwirkende Projektleiter Roland Haas.

SilvrettAtelier Montafon 2024
Roland Haas.

Digital und analog

Einige der Werke wird er dann bereits nach Bregenz bringen, wo sie im Jänner im Künstlerhaus Thurn und Taxis gezeigt werden, andere werden die Kunstschaffenden vorerst wieder mit nach Hause nehmen, wo sie in den Ateliers noch „weitergesponnen, ausgearbeitet oder fertiggedacht“ werden. Neben bildenden Künstlern oder Handwerker, die noch ganz klassisch arbeiten würden, würde vieles auch digital passieren. „Jeder hat seinen Laptop mit und viele auch Videogeräte und Tonaufnahmegeräte“, beschreibt Roland Haas den Schaffensprozess, bei dem sich die Künstler auch gegenseitig unterstützen – etwa auch technisch mit Geräten und Werkzeugen. „Ich bin scheinbar der Einzige, der einen Fön mithat, aber nicht für meine Haare, sondern zum schneller Trocknen der Acrylbilder oder Aquarelle – und der Föhn ist extrem gefragt, sagt Haas.
Basislager der neunköpfigen Gruppe ist wie in den Jahren zuvor das auf über 2.000 Metern Seehöhe befindliche Bergrestaurant Nova Stoba, das in der Hochsaison bis zu 3000 Sitzplätze umfasst. „Wir sind ganz alleine in diesem riesigen Gebäude, es ist außer uns Niemand da“, beschreibt Haas das unwöhnliche Setting. Auch wenn sich die Künstler untereinander zuvor nicht kannten, sei die Atmosphäre „sehr familiär“.

SilvrettAtelier Montafon 2024
Analog und digital wird gearbeitet.

Heuer sind alle Teilnehmer von früheren Mitwirkenden empfohlen worden „denn nur jemand, der das mitgemacht hat, weiß auch genau, wie das ablauft“, beschreibt Haas sein nun zum 14. Mal stattfindendes Projekt. „Es ist nicht immer alles nur Sonnenschein und Postkartenstimmung. Das muss man schon auch aushalten, dass man am Abend praktisch wie eingesperrt ist. Man kommt dann nicht mehr weg hier. Wenn die letzte Gondel gefahren ist, ist die Verbindung zur Außenwelt gekappt.“ Die Künstlerinnen und Künstler hat Haas schon ein Jahr im Voraus ausgewählt – immer mit dem Anspruch, ein möglichst breites Spektrum an Künstlern auf den Berg zu bringen. „Ich könnte jedes Jahr zwei Ateliers machen, so viel Anfragen hab ich“.

SilvrettAtelier Montafon 2024
Seit 24. August arbeiten die neun Kunstschaffenden in der hochalpinen Szenerie.

Künstler aus sieben Ländern

Thematische oder inhaltliche Vorgaben haben die Künstlerinnen und Künstler jedoch nicht. „Das ist auch nicht nötig. Das ergibt sich einfach von selbst, dass man sich mit den wesentlichen Dingen auseinandersetzt – mit der Natur, aber natürlich auch mit den Eingriffen in die Natur, mit dem Tourismus und auch der durchaus bizarren Situation, dass wir uns eigentlich in einem Skigebiet im Sommer befinden, wo man schon sieht, was im Winter alles zugedeckt ist vom Schnee“. Seit 24. August sind Haas, die Vorarlbergerin Andrea Salzmann, der US-amerikanische und in Berlin lebende Maler Michael Markwick, die deutsche Objektkünstlerin Klara Paterok, Julia Steiner aus der Schweiz, der Italiener Thomas Sterna, die polnische Künstlerin Agnieszka Szostek, der ebenfalls in Polen lebende Künstler Michael Biber und die aus Spanien stammende Künstlerin Irene Villanueva nun gemeinsam im SilvrettAtelier beim Arbeiten.

Einige ihrer Werke wirken schon beinahe fertig, wie etwa eine drei Meter hohe Installation aus zurückgebliebenen Schistöcken oder Roland Haas‘ „Kugel aus Schistocktellern“. Szostek arbeite gerade noch mit den Paketen einer Kartonpresse und mit einer Rettungsdecke als Fahne übt Salzmann Kritik am Weltgeschehen, denn auch die internationale Politik werde teilweise in den Arbeiten reflektiert. Ein kritischer Zugang der Künstler war für Haas „absolut relevant“. Ich finde, Kunst hat kritisch zu sein. Das ist unsere Aufgabe in der Gesellschaft. Wir wollen schon ein bisschen aufrütteln und Dinge aufzeigen, über die man vielleicht hinweg geht.“

www.silvrettatelier.at