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Wahlleitung in Georgien erklärte Regierungspartei zur Siegerin

27.10.2024 • 13:18 Uhr
Georgien, Parlamentswahlen October 26, 2024, Tbilisi, Georgia: Bidzina Ivanishvili talking with the press after casting his vote at a polling booth in Tbilisi. Georgia is living in the most important elections in the country s history. The Parliament is divided into pro-Russia and pro-Europe parties. The pro-Russia party, Georgian Dream, is losing votes but remains the most powerful party nationwide. The other most important parties are all pro-European but they are divided. Tbilisi Georgia - ZUMAs197 20241026_aaa_s197_019 Copyright: xMariaxGiuliaxMolinaroxVitalex
Mehrere proeuropäische Oppositionsbündnisse erkennen dieses vorläufige Ergebnis nicht an. (C) IMAGO/Maria Giulia Molinaro Vitale

Partei Georgischer Traum wurde bei der Parlamentswahl zur Siegerin erklärt. 70 Prozent der Stimmen sind ausgezählt.

Bei der Parlamentswahl in der Südkaukasusrepublik Georgien hat die Wahlkommission die Regierungspartei zur Siegerin erklärt. Die nationalkonservative Partei Georgischer Traum des Milliardärs Bidsina Iwanischwili kam nach Auszählung fast aller Wahlzettel auf 54,09 Prozent der Stimmen, wie Wahlleiter Giorgi Kalandarischwili in der Hauptstadt Tiflis mitteilte. Mehrere proeuropäische Oppositionsbündnisse erkennen dieses vorläufige Ergebnis nicht an und haben Proteste angekündigt.

Nach Auszählung der Stimmen aus 99,6 Prozent der Wahlbezirke fehlten noch einige aus dem Ausland, sagte der Wahlleiter. Das vorläufige amtliche Endergebnis stehe deshalb noch aus.

Proeuropäische Oppositionsparteien sprechen von Wahlbetrug

Die proeuropäischen Oppositionsparteien sprechen von Wahlbetrug und beanspruchen den Wahlsieg für sich. Die prowestliche Präsidentin Salome Surabischwili hatte nach der Veröffentlichung von Nachwahlbefragungen erklärt, dass die Opposition summarisch auf 52 Prozent der Stimmen komme und im Parlament eine prowestliche Mehrheit bilden könne. Dagegen sah die Wahlkommission die vier Oppositionsblöcke, die den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafften, bei mehr als 37 Prozent.

Die Opposition in dem Land am Schwarzen Meer ist allerdings zerstritten. Einige Parteien hatten sich zu Wahlbündnissen zusammengeschlossen. Das Wahlbündnis Einheit, dem auch die bei der Parlamentswahl 2020 größte Oppositionspartei Vereinte Nationale Bewegung angehört, erhielt den Angaben der Wahlkommission zufolge rund zehn Prozent der Stimmen. Das Wahlbündnis Koalition für den Wandel ist demnach das stärkste Oppositionsbündnis mit rund elf Prozent der ausgezählten Stimmen. Zwei weitere Blöcke landeten den Angaben zufolge jeweils unter zehn Prozent.

In this photo released by Georgian Presidential Press Office, Georgian President Salome Zourabichvili, center, speaks to the media after voting at a polling station during the parliamentary election in Tbilisi, Georgia, Saturday, Oct. 26, 2024. (Georgian Presidential Press Office via AP)
Salome Surabischwili Georgian Presidential Press Office via AP

Wahlbeteiligung bei rund 59 Prozent

Insgesamt waren rund 3,5 Millionen Georgier im In- und Ausland zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag nach vorläufigen Angaben bei rund 59 Prozent – drei Prozentpunkte höher als noch 2020.

Georgien hat 3,7 Millionen Einwohner und ist seit Ende 2023 EU-Beitrittskandidat. Der Beitrittsprozess liegt aber wegen umstrittener Gesetze auf Eis. Die traditionell gespaltene Opposition befürchtet, dass sich Georgien unter der Führung des in Moskau reich gewordenen Iwanischwili noch stärker dem großen Nachbarn Russland zuwendet und endgültig von seinem EU-Kurs abkommt.

Die von ihm gegründete Regierungspartei Georgischer Traum versprach im Wahlkampf hingegen Frieden und Stabilität – und schürte Ängste vor einem Krieg mit Russland, sollte die Opposition gewinnen. Als Erste gratulierten der ungarische Regierungschef Viktor Orban und der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev dem Georgischen Traum zum Sieg.