„Jeder übt ein freies Mandat aus“

Klaus Sohm übernahm das Bürgermeisteramt in Alberschwende während der letzten Legislaturperiode und wurde im Frühjahr per Direktwahl als Bürgermeister mit 92 Prozent bestätigt.
Von Kurt Bereuter
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Herr Bürgermeister, Ihre Vorgängerin hatte, auch ohne Gegenkandidatur, nur 53 Prozent geschafft. Was haben Sie anders gemacht?
Sohm: Das ist schwer zu sagen, jede Wahl steht unter unterschiedlichen Vorzeichen, verschiedene Umstände spielen eine Rolle. Ich versuche sachlich und ruhig an die Dinge heranzugehen. Die Entscheidung liegt immer bei den Wählenden. Wichtig für eine Gemeinde ist wie nach einer Wahl gearbeitet wird.
Sie haben auch mit Ihrer Liste über 80 Prozent der Stimmen gewonnen, wobei es auch nur eine Gegenliste gab. Unabhängige und ihre ÖVP-Liste haben sich zur „Liste Alberschwende“ zusammengeschlossen. Nur noch die „Grünen“ sind Opposition.
Sohm: Unser Focus war darauf gerichtet, die Entwicklung und die Aufgaben der Gemeinde bestmöglich sicher zu stellen und deshalb wurden gemeinsame Gespräche unter den Listen geführt, um mehr Miteinander zu ermöglichen. Trotzdem gibt es unterschiedliche Meinungen und wir haben betont, dass jeder ein freies Mandat ausübt und seine Meinung einbringen soll und kann, auch wenn im Mittelpunkt immer das Wohl der Gemeinde stehen muss.
Ihre Vorgängerin hatte sich zu Anfang Ihrer Tätigkeit drei Projekte auf die Fahnen geschrieben: Die Wälderhalle, der Neubau des Brüggelekopfliftes und die Umfahrung. Wälderhalle und Liftneubau sind in Alberschwende gescheitert, es bleibt die Umfahrung.
Sohm: Der große Lift ist Geschichte, beim kleinen Lift und dem Schlepplift gab es glücklicherweise eine erfolgreiche Privatinitiative, damit auch in Zukunft Schifahren in Alberschwende gelernt werden kann. Bei der Umfahrung ist schon einiges weitergegangen und wir haben einen verordneten Korridor. Der Verkehr durch unser Zentrum ist nach wie vor massiv und wird eher zunehmen. Das ist eine große Aufgabe und wir sind in regelmäßigem Austausch mit der Landesregierung und den Planungsinstitutionen. Wir werden auch wieder einen eigenen Projektausschuss in der Gemeinde installieren, der sich dieser Aufgabe annimmt. Von einer Umfahrung hängt in unserer Gemeinde vieles ab. Gegenwärtig zieht der Verkehr eine Schneise durch unser Dorf, das hat Auswirkungen auf viele Bereiche, unter anderem auch auf unseren Dorfplatz, wo wir mehr Aufenthaltsqualität schaffen wollen.
Als großes Verdienst Ihrer Vorgängerin bleibt der Rad- und Fußweg nach Dresslen mit einer Baumallee. Gibt es in Alberschwende Widerstand gegen eine Umfahrung?
Sohm: Es sind viele Abklärungen nötig und wir haben an bestimmten neuralgischen Punkten mit Anrainern Gespräche geführt, die jeweils in Abstimmung mit dem Land wieder aufgenommen werden. Wir nehmen die Rückmeldungen ernst und suchen die Gespräche für die besten Lösungen. Aus Gemeindesicht ist eine Verkehrsentlastung sehr wichtig und Experten bestätigen uns, dass es durch eine Umfahrung großes Potential für eine Verkehrsentlastung gibt. Vor allem ginge der Schwerverkehr nicht mehr durch das Zentrum, was auch mehr Lebensqualität im Ort möglich machen würde.
Und wie geht es mit dem Radwegausbau nach Egg und ins Rheintal weiter?
Sohm: Das ist ein regionales Projekt. Beim Achtalradweg ist zumindest vorläufig Pause, die Planungen liegen beim Land und wir warten auf die nächsten Schritte von dieser Seite, kennen aber keine konkreten Lösungsmöglichkeiten.

Es gibt immer wieder Kritik am Gebäudebestand der Gemeinde, dass hier nichts weitergeht, von der Brauerei bis zu drei Privathäusern im Zentrum.
Sohm: Es war und ist der neuen Gemeindevertretung wichtig, hier weiterzukommen. Es gab schon in der letzten Periode Bevölkerungsbefragungen und Ideen. Wir müssen nun herausfinden, was tatsächlich möglich ist und wo wir Partner für eine Umsetzung finden. Die „Brauerei“ ist für unseren Ort ein sehr markanter Punkt, ortsbildlich sehr relevant und ein Fenster in den Bregenzerwald. Sie ist auch das Bindeglied vom Zentrum zu den Handelsflächen an der L200 und zum Naherholungsgebiet Brüggelekopf. Ob es eine Gastronomie in irgendeiner Form geben wird, ist offen, aber vorstellbar, wobei die Liegenschaft ja größer ist als nur das Gasthaus. Da wird es eine Mehrfachnutzung geben, wobei das Ortsbild im vorderen Bereich klar im Fokus liegt.
Wie in anderen Gemeinden, gibt es in Alberschwende eine Reihe von illegalen Bauprojekten. Was macht die Gemeinde in diesen Fällen?
Sohm: Das ist in vielen Gemeinden ein Dauerthema, wir erkennen den Handlungsbedarf. Jeder Fall muss einzeln betrachtet werden und wenn wir Handlungsbedarf erkennen, müssen wir tätig werden.
Alberschwende hat einen Gestaltungsbeirat, der manchmal kritisch gesehen wird und andere Gemeinden wollen auf den in Zukunft verzichten.
Sohm: Wir haben schon seit vielen Jahren einen Gestaltungsbeirat. In einer Region wie dem Bregenzerwald, wo Architektur und das Wälder Handwerk ein Aushängeschild sind, ist ein Gestaltungsbeirat sehr wertvoll für eine Ortsbilderhaltung und -entwicklung. Es gibt Situationen und Projekte, bei denen eine Unterstützung durch einen Gestaltungsbeirat sehr hilfreich ist. Die Arbeit eines Gestaltungsbeirates ist von außen meist nur schwer zu erkennen. Unsere Aufgabe ist, das richtige Maß zu finden.
Das Räumliche Entwicklungsprogramm muss erledigt werden, Alberschwende ist hier säumig.
Sohm: Das ist richtig, es gibt einen Entwurf, der dem Land vorgelegt wurde und die Rückmeldungen sind eingegangen. Diese sind aktuell in Bearbeitung und im Herbst wird es weitere Schritte geben. Die Frist zum Beschluss wurde gestreckt, wir haben die Bevölkerung schon eingebunden, trotzdem wird es noch Gespräche geben müssen, bevor es so weit ist. Aber wir sind schon sehr weit im Thema drinnen.

„Die politische Kommunikation möchte ich neu aufstellen und meinen persönlichen Stil zum Ausdruck bringen.“
Klaus Sohm, Bürgermeister
Immer wieder kommt die Schließung der Kleinschulen in Fischbach, Dresslen und Müselbach ins Gespräch.
Sohm: Wir müssen die Gesamtsituation im Auge behalten, dass wir für die Kinder, die Eltern aber auch aus Sicht des Landes, der Gemeinde und der Bildungsbehörde eine gute Lösung haben und alle ihren Teil dazu beitragen. Es gibt somit mehrere Beteiligte in diesen Fragen.
Für die Kleinkindbetreuung wird auch ein Standort gesucht?
Sohm: Wir denken hier in einem Gesamtpaket, zusammen mit dem Kindergarten und den Volksschulen. Es wird eine zentrale Lösung sein, bei der Eltern ihre Kinder bringen und abholen werden, das hat sich schon bisher gut entwickelt. Die Nachfrage wird größer und wenn wir in diesem Bereich ein besseres Angebot bieten wollen, brauchen wir Räume. Da sind wir in Überlegungen, aber eine konkrete Lösung haben wir noch nicht.
Vor allem mit dem Sprengel Müselbach leistet sich Alberschwende einige Doppelstrukturen: Musikverein, Feuerwehr und eben auch die Kleinschule.
Sohm: Müselbach weist eine gesunde Ortsteilstruktur auf, ist gewachsen, hat eine lebendige Vereinsstruktur und ein Dorfleben, bei dem man spürt, dass der Bevölkerung Müselbach wichtig ist. Das ist erfreulich zu sehen, daran werden wir nicht rütteln, sondern sie bestärken, wo es möglich ist.
Was sind denn Ihre persönlichen Visionen und Ziele als Bürgermeister, was möchten Sie erreichen, wie lange wollen Sie Bürgermeister bleiben?
Sohm: Wir wollen eine lebenswerte Gemeinde sein und Alberschwende in eine positive Richtung entwickeln. Die Aufgaben und Projekte kommen oft von selbst. Dafür wollen wir offen sein und mit den Gegebenheiten gut umgehen. Daneben ist es immer schön zu sehen, wenn private Initiativen entstehen, wie wir es beim Kinderlift erlebt haben. Ich konnte mich in den zwei Jahren gut einarbeiten. Wir konzentrieren uns auf die gegenwärtige Legislaturperiode. Gewählt ist man in diesen Ämtern für eine bestimmte Zeit, darum gilt die Konzentration jetzt dieser Periode und trotzdem schauen wir auch weiter in die Zukunft.
Zur person
Klaus Sohm (42) besuchte in Rankweil die HTL für Bautechnik. Er stammt aus dem Unternehmen „Holzbau Sohm“ in Alberschwende. In München an der TU studierte er Bauingenieurwesen und war zwölf Jahre lang in Dornbirn bei einem renommierten Statikbüro beschäftigt. Er ist sportbegeistert, spielte beim FC Alberschwende in der Kampfmannschaft und frönt dem Skisport. 2015 wurde er Gemeindevertreter, 2015 Vize-Bürgermeister und 2023 während der Legislaturperiode von der Gemeindevertretung zum Bürgermeister gewählt. Im Frühjahr wurde er in der Direktwahl mit 92 Prozent in seinem Amt überzeugend bestätigt.