Legendäre Gastgeber-Persönlichkeit Irmi Sachs-Ritter verstorben

Die einstige Direktorin des Hotel Löwen Schruns ist überraschend verstorben – sie wurde 73 Jahre alt. Ein Nachruf.
Mit dem Tod von Irmi-Marie Sachs-Ritter verliert Vorarlberg eine prägende Gastgeber-Persönlichkeit und ein engagiertes Mitglied der Lions-Bewegung. 1951 als Kind einer Gastwirtsfamilie in Egg geboren und im „Gasthof Engel“ aufgewachsen, erlernte sie bereits früh die Qualitäten einer Gastgeberin. Trotz persönlicher Verluste in jungen Jahren – sie verlor ihre zwölfjährige Schwester und später beide Elternteile – machte sie ihren Weg in der Hotellerie als Persönlichkeit mit beeindruckender Ausstrahlung und unverwechselbarem Stil.
Zeitgenossen erzählen, „die Irmi“ sei eine der schönsten Frauen des Bregenzerwaldes gewesen, „mit rabenschwarzen Haaren bis zur Hüfte und Wimpern, die bis zu den Augenbrauen reichten“. „Alle Burschen wollten nur die Irmi“, erinnern sich Jahrgängerinnen. Sie besuchte die Schule Marienberg und schlug dann den Weg ins Hotelfach ein. Mit viel sprühenden Ideen, großer Kreativität und Marketingfähigkeiten erweckte die junge Hotelfachfrau nach verschiedenen Auslandsaufenthalten und Stationen im Land (unter anderem Tannenberghof Lech) die Aufmerksamkeit des Liebherr-Konzernchefs und Eigentümers des Löwen. 1978 trat sie in den Betrieb ein und übernahm 1981 den Direktorensessel. Die Vollblutgastronomin führte den Löwen mit viel Engagement und Geschick bis zu ihrer Pensionierung 2011 und entwickelte ihn durch Tatkraft, Führungsstärke und Kreativität zu einer festen Größe. 2006 erhielt sie die Auszeichnung „Hotelier des Jahres“.
Spanier wurden “gelockt”
Einer der größten Coups der ideenreichen „Gastwirtin“, wie sie sich selber bezeichnete, war der Aufenthalt der spanischen Fußball-Nationalmannschaft im Löwen. Um gegen die Schweizer Hotelkonkurrenz bestehen zu können, organisierte Irmi Sachs-Ritter einen Quadratmeter Naturrasen, um die Trainingsqualität zu demonstrieren, ließ schwere neue Vorhänge nähen, um den Spaniern einen Gusto auf ungestörten Schlaf zu geben, und ließ Bademäntel mit den Namen der Fußballer besticken. Solcherart bepackt machte sie sich auf nach Zürich, um schließlich mit ihrer Performance die anderen Hotels auszustechen. 2010 gab sich der Löwen zu Ehren der Spanier komplett rot und gelb – und die Fans boten der Hoteldirektorin große Summen für die gebrauchte Bettwäsche der Fußballstars. Privat erfüllte sich die erfolgreiche Businesslady mit der späten Heirat mit Jochen und der Geburt ihres einzigen Sohnes ihren Wunsch nach Familie. In der Rolle als Großmutter („Säle“) des kleinen Louis ging sie vollkommen auf und pendelte mit Leichtigkeit zwischen Bregenzerwald und Montafon. Über gesundheitliche Herausforderungen wie einen schweren Unfall und eine Erkrankung hinwegschauend, blieb ihr Blick stets nach vorne gerichtet.
Soziales Engagement
Neben ihrer beruflichen Karriere widmete sich Irmi mit Leidenschaft dem sozialen Engagement. Sie war Gründungsmitglied des ersten Vorarlberger Lions-Damenclubs und leitete ab 2018 als Regionschefin alle zehn Lions Clubs in Vorarlberg. Ihre Überzeugungskraft war legendär: Einer Irmi Sachs-Ritter konnte nie jemand etwas abschlagen, so konnte sie immer wieder Spenden für bedürftige Menschen in der Region lukrieren. Noch bis kurz vor ihrem Tod setzte sie sich Ende September für ihr Herzensprojekt ein: den „Lions-Jahrhundertwald“. Dieser Akt der Nachhaltigkeit – es wurden auf ihre Initiative hin bereits über 13.000 Bäume als Wiederaufforstungsprojekt von Fachleuten begleitet gepflanzt – steht sinnbildlich für ihr Leben: Irmi Sachs-Ritter hat Spuren hinterlassen, die noch lange sichtbar sein werde.
Ihr letztes großes Anliegen war die Aufklärung über die sich epidemisch ausbreitende Diabetes-Erkrankung, und ihre finale Aktion wird anlässlich des Welt-Diabetes-Tages am 14. November im Messepark Dornbirn mit Gratisdiabetestest für die Gäste stattfinden.

Von Andrea Fritz-Pinggera