Leichte Verzögerungen in der Kapfschlucht

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Während die Heilig-Kreuz-Brücke fast fertig ist, läuft schon die Ausschreibung für den Neubau der Montfortbrücke. Der Behelfssteg in der Kapfschlucht wird nun aber etwas später abgebaut als geplant.
Die Kapfschlucht zwischen Ardetzen- und Blasenberg hat in den vergangenen Monaten ein völlig neues Gesicht erhalten. Rund 15.000 Kubikmeter Felsgestein wurden abgetragen, um das Flussbett der Ill zu verbreitern und die Innenstadt vor einem hundertjährlichen Hochwasser zu schützen. Auch die markante Straßengalerie, gestaltet von den Architekten Marte.Marte, nimmt bereits Form an. Diese Woche wurde es spannend für die Brückenbauer: Am Donnerstag verschwanden die letzten Teile des Lehrgerüsts, und der freie Blick auf die neugestaltete Heilig-Kreuz-Brücke ist nun möglich.

Optisch ist das Bauwerk kaum von seinem 1894 errichteten Vorgänger zu unterscheiden, da der Denkmalschutz verlangte, dass die Brücke dem historischen Erscheinungsbild nahezu entspricht. Die originalen Steine konnten jedoch nicht wie vorgesehen zum Verkleiden der Stahlbetonbrücke verwendet werden – sie hielten den Belastungstests nicht stand. „Die Verzögerungen hielten sich dennoch in Grenzen,“ erklärt Oriol Molló Manonelles, stellvertretender Geschäftsführer des Wasserverbands Ill-Walgau. Ende Januar 2025 soll die Brücke für den Verkehr freigegeben werden. Dass die denkmalgeschützte Brücke überhaupt abgetragen werden durfte, ist eine Ausnahme. In diesem Fall, so Barbara Keiler vom Bundesdenkmalamt in Vorarlberg, habe der Hochwasserschutz Vorrang gehabt, um die Sicherheit der unter Ensembleschutz stehenden Innenstadt zu gewährleisten. Wie verheerend extreme Niederschläge in Feldkirch sein können, zeigte sich 1910, als zwei Drittel der Innenstadt meterhoch unter Wasser standen. Berechnungen aus dem Jahr 2017 zeigen, dass ein vergleichbares Hochwasser heute Schäden von rund 73 Millionen Euro verursachen würde.

Auch beim Rückbau des Behelfsstegs wird es mit leichten Verzögerungen kommen. Ursprünglich für die Weihnachtszeit angesetzt, verschieben die komplexen Arbeiten an der Stützmauer unterhalb des Behelfsstegs die Demontage in den Jänner. Der Rückbau des Stegs soll laut Manonelles in der zweiten Kalenderwoche 2025 beginnen, wobei der Behelfssteg gesperrt und Fußgänger sowie Radfahrer durch die Galerie umgeleitet werden. Die eigentliche Demontage folgt in der dritten Jännerwoche, während der die Kapfschlucht für den gesamten Fuß- und Radverkehr eine Woche lang gesperrt bleibt. Fußgänger werden über den Margarethenkapf umgeleitet, wo eine provisorische Beleuchtung eingerichtet wird, während Radfahrer eine großräumige Route nutzen müssen. Voraussichtlich bis Mitte 2025 werden Fußgänger und Radfahrer durch die Galerie geführt. Ende 2025, nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts, sollen Busse und Einsatzfahrzeuge die Galerie nutzen, während Fußgänger und Radfahrer eine eigene, auskragende Spur erhalten.

Zweite Bauetappe
Die Baumeisterarbeiten für die zweite Bauetappe, die Neuerrichtung der Montfortbrücke beim Landesgericht, wurden kürzlich ausgeschrieben. Das Interesse bei den Firmen sei groß, weiß Manonelles. Wie berichtet muss die Montfortbrücke abgerissen und – um mehr als einen Meter höher – neu errichtet werden, damit es im Hochwasserfall nicht zu Verklausungen kommt. Die Brücke wird aber nicht nur höher, sondern auch breiter, um mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Bevor die in den 1970er-Jahren errichtete Brücke Ende September 2025 abgerissen wird, müssen flussaufwärts zwei Behelfsbrücken errichtet werden, eine für den Autoverkehr, die andere für die Fußgänger. Die Vorarbeiten beginnen im Frühjahr des nächsten Jahres.

Kosten
Die Kosten für das gesamte Hochwasserschutzprojektwurden 2022 mit 24 Millionen Euro beziffert. Bund und Land tragen jeweils rund 40 Prozent der Summe, den verbleibenden Anteil finanzieren die Mitglieder des Wasserverbands Ill-Walgau, darunter zwölf Gemeinden, das Land Vorarlberg, Asfinag, die ÖBB und vier Kraftwerksbetreiber.