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Auf den Otter und den Oktopus ­gekommen

17.11.2024 • 16:00 Uhr
Die EPU Julia Haslinger ist Grafikdesignerin und malt z.B. Tiere auf Notizbücher.
Julia Haslinger ist Grafikdesignerin und malt Tiere, die unter andrerem auf Notizbüchern zu finden sind. PAULItsch (4)

Die Wahl-Bregenzerin Julia Haslinger druckt mit einer Siebdruckmaschine eigene Tierzeichnungen auf Blöcke, Notizhefte oder Zeichenbücher. Studiert hat die 39-Jährige Biologie. Vielleicht sitzt deswegen ­jedes Haar.

Auf einem Bild schnäbeln zwei realitätsgetreu gezeichnete Pinguine liebevoll miteinander. Auf einem anderen schwimmt ein Otter vergnügt auf dem Rücken. Erdmännchen linsen den Betrachter frech an, ein Fuchsjunges tapst ins Bild. Die Tiere, die Julia Haslinger alias „Stift17“ aufs Papier bringt, haben teilweise Kuschelfaktor, teilweise sind sie unnahbare Wildtiere. Für alle gilt: Sie sind quietschlebendig, nah am Betrachtenden und stimmig bis ins Detail. Das ist die Folge eines Arbeitsprozesses, der von viel Zeit, viel Regionalität und viel Handarbeit geprägt ist.

stift 17

Julia Haslinger
Feine Papeterie
Tel. 0664/3501074
E-Mail: info@stift17.at
Web: www.stift17.at

Motiv-Findung

Zunächst geht es der Wahl-Bregenzerin ums Motiv. Manchmal fragen Kunden direkt, ob sie eine Giraffe oder einen Affen zeichnen könnte. Daraufhin studiert sie verschiedene Abbildungen von Giraffen beziehungsweise von Affen. Irgendwann macht es Klick, und die Arbeit verlagert sich nach innen, vom Kopf bis in die Hand. Oft zeichnet Haslinger das, was sie vor ihrem inneren Auge hat, noch mit Bleistift in ein Notizbuch, inzwischen aber auch ab und zu ins iPad. Damit erspart sie sich den Zwischenschritt der Digitalisierung. Denn für sie werden anhand des Computerrohlings Siebruck-Siebe beschichtet, die sie dann in die Maschine einspannt. Nun wird die Farbe über das Sieb mit den beschichteten Motiven gestrichen. Entweder weiß für Oktopusse oder Orcawale auf blauem Ozean-Papiergrund oder schwarz für Spatzen oder Koalas auf braunem Kartongrund. Wo eine Auslassung ist, gelangt die Farbe hin, wo das unbearbeitete Material ist, dringt sie nicht durch.

Die EPU Julia Haslinger ist Grafikdesignerin und malt z.B. Tiere auf Notizbücher.
Mit der Siebdruckmaschine kommen ihre Illustrationen auf die Papeterie.

Ein großer Zoo

Mit ihren Tieren schmückt die 39-Jährige Einbände von Notizheften oder -büchern, Geschenkkarten oder Notizblöcken. Insgesamt hat sie 77 Motive. Diese haben sich im Lauf der Zeit zu einem immer größeren Zoo versammelt und bevölkern inzwischen kistenweise die Regale ihres Büros. Immer wieder kommen neue Tiere hinzu. „Den Fuchs zum Beispiel hatte ich lange auf meiner Wunschliste. Ab und zu hab ich Fuchsbilder angeschaut, aber Füchse sind, von nahem betrachtet, nicht besonders süß, sondern eher struppig. Schließlich habe ich mich für ein Fuchsjunges entschieden, das hat dann auch geklappt. Ein bisschen verschönere ich die Tiere“, gibt Haslinger zu. Ihre Erfahrung ist: Viele Menschen haben Lieblingstiere, die ihnen durch ihre Zeichnungen noch ein Stück mehr ans Herz wachsen. Die Kindergartenleiterin des Kindergartens, den ihre Tochter früher besucht hat, hatte sie gebeten, für die Kindergartengruppen Tierbilder zu entwerfen. Es sollten Tiere sein, die es hier gibt und nach denen die Gruppen benannt werden können. Haslinger entwarf Alpentiere, und ihre Tochter ging fortan in die Murmeltiergruppe. „Sie liebt das Murmeltier und will sich auch für seinen Schutz einsetzen. So weit geht die Zuneigung sicher nicht bei jedem“, sagt die Zeichnerin. Aber ihre Tiere erinnern uns daran, dass wir ihnen gegenüber eine Verantwortung haben.

Die EPU Julia Haslinger ist Grafikdesignerin und malt z.B. Tiere auf Notizbücher.

Gezeichnet hat die Wahl-Bregenzerin schon immer. „Meine Schulhefte waren links und rechts voller Kritzeleien. Im biologischen Zeichnen an der Uni habe ich Zellverbände und Knochenstrukturen für meine unwilligen Mitstudierenden mit gezeichnet.“ Ursprünglich ist Haslinger nämlich studierte Biologin. Sie stammt aus Oberösterreich, studiert hat sie in Wien. Schließlich zogen sie und ihr Mann in seine Heimat Vorarlberg. „Am Anfang hatte ich eine wissenschaftliche Anstellung, habe aber in Vorarl-berg keine Stelle gefunden, die passend gewesen wäre. Also habe ich meinen Mut zusammengenommen und gedacht, ich probier mal was ganz anderes. Gestartet habe ich 2015 auf einem Kreativmarkt. Inzwischen bin ich auf Etsy, beliefere aber auch Buchhandlungen, Papeterien und Geschenkeläden. Außerdem habe ich einen Onlineshop.“

Ihr jetziges Büro ist ihr gewissermaßen zugefallen. Ihr Schwiegervater hatte in Bregenz unweit vom Parkplatz Seestadt ein großes Architekturbüro. Seit er in Rente ist, stehen die Räume leer. Also, fast. Denn Haslinger bevölkert nun mit ihren Schmuckstücken einen der Räume, in einem anderen wartet die Siebdruckmaschine auf ihren Einsatz. Die Zeichnerin zeigt, wie praktisch dieses Arbeitsumfeld für sie ist: Die Schränke unterhalb der Siebdruckmaschine haben früher architektonische Zeichnungen beherbergt. Nun nehmen sie gerne die frisch bedruckten Papiersachen auf, die dort in aller Ruhe trocknen können.
Von der Entwicklung eines stimmigen Motivs bis zum fertigen Produkt braucht es vielen Schritte. Das Zeichnen, der Druck, nichts davon lässt sich automatisieren. Hochwertig sind auch die leeren Notizblöcke. Weil ihr die Qualität und auch die Umwelt wichtig sind, kauft sie sie von so nah wie möglich. Dass ihre Produkte von A bis Z liebevoll sind, das ist spürbar.

Die EPU Julia Haslinger ist Grafikdesignerin und malt z.B. Tiere auf Notizbücher.
Ihre kreative Ader kann Julia in ihren Illustrationen auf Papier ausleben.

Epu-Tag

EPU-Tag am 28. November 2024 im Kulturhaus in Dornbirn von 13.30 Uhr bis 19 Uhr

Weitere Informationen unter: https://short.wkv.at/epu