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Schweizer Dorf Brienz droht von Schuttstrom mitgerissen zu werden

17.11.2024 • 14:50 Uhr
ABD0070_20241112 - SCHWEIZ: Blick auf Brienz, am Dienstag, 12. November 2024, in Brienz-Brinzauls. Am 15. Juni 2023 erreichte ein Schuttstrom beinahe das damals evakuierte Dorf. Nun drohen weitere 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt abzugleiten. Die Bewohner muessen das Dorf bis Sonntagmittag verlassen haben. Die Evakuation duerfte mehrere Monate andauern. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller). - FOTO: APA/KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Geröllmassen bewegen sich immer schneller auf das Dorf zu
APA/KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Etwa 80 Einwohner mussten ihre Heimat im Schweizer Dorf Brienz verlassen. Rund 1,2 Millionen Kubikmeter Geröllmassen sind in Bewegung.

Ein riesiger Schutt- und Steinstrom droht, ein ganzes Schweizer Dorf mitzureißen, deshalb haben die rund 80 Einwohner ihre Heimat nun verlassen müssen. Die Behörden hatten den Menschen in Brienz im Kanton Graubünden eine Frist bis Sonntagmittag gesetzt. Das Vieh der Bauern sowie ein gut 500 Jahre alter spätgotischer Altar der Kirche wurden in Sicherheit gebracht. Die Bewohner kamen bei Verwandten oder in zur Verfügung gestellten Ferienwohnungen in der Region unter.

Geröllmasse im Anmarsch

Seit Wochen bewegt sich am Berg hinter dem Dorf eine Geröllmasse mit zunehmender Geschwindigkeit abwärts. Das Geschiebe könnte sich aber auch gänzlich vom Untergrund losreißen und in das Tal donnern. Der Umfang wird auf rund 1,2 Millionen Kubikmeter geschätzt.

Nicht die erste Räumung

Etwas Ähnliches passierte bereits im vergangenen Jahr. Die Behörden hatten das Dorf vor eineinhalb Jahren schon einmal räumen lassen, weil ein riesiger Felsabbruch am Hang oberhalb des Dorfes drohte. Die Menschen harrten Wochen in anderen Unterkünften aus, ehe in einer Juni-Nacht tatsächlich ein Schuttstrom mit rund 1,7 Millionen Kubikmeter Gestein in das Tal stürzte. Wiesen und eine Straße wurden meterhoch unter Schutt begraben. Der Strom stoppte aber wie durch ein Wunder wenige Meter vor einem Haus. Viel Gestein blieb damals allerdings auch lose im Hang liegen. Das bewegt sich nun.

Abgang noch ungewiss

Wann das Gestein abgeht, können Geologen nicht voraussagen. Es könnte Monate dauern. „Das wahrscheinlichste Szenario ist im Moment, dass gar nichts passiert“, sagte Geologe Andreas Huwiler, Bereichsleiter Naturgefahren und Schutzbauten beim Amt für Wald und Naturgefahren in Graubünden, der „Neuen Zürcher Zeitung“. Der Schutt am Hang könne sich auch wieder stabilisieren oder nur sehr langsam weiter abgleiten.