US-Moderator verteilt Geldscheine in Feldkirch

Die NEUE war dabei, als Conan O’Brien mit „Cringe Blizzard“ im Graf Hugo ein Lied über Feldkirch „sang“.
Als mir heute beim Spazieren im Ried Conans Filmcrew entgegenkam, dachte ich erst, jetzt habe ich eine Psychose“, lacht Katharina Wendland aus Feldkirch. Die Schreierin von „Cringe Blizzard“ wirkt, als könne sie noch immer nicht ganz glauben, was am Vorabend geschah. Denn am Donnerstag gab die Metal-Band im Graf Hugo ihr zweites Konzert, mit dabei war der prominente US-Entertainer Conan O’Brien.

Gerüchteküche
Wie die NEUE berichtet hat, ging eine Woche vor dem Auftritt das Gerücht um, der Amerikaner plant einen Auftritt in Feldkirch. Einziger Hinweis gab ein Flyer der OKFK (Offene Kultur Feldkirch), der einen lauten Abend mit „Cringe Blizzard“, „gallowhead“ und Spezialgast Conan O’Brien ankündigte.
Vom T-Shirt zum Podcast zur Kammer
Dass es dazu kam, liegt an der unbekümmerten Beharrlichkeit der Feldkircherin. Sie bewarb sich vor vielen Jahren mit einer Einsendung beim Moderator um ein T-Shirt. Während ihr Beitrag online ging, wartete die Musikerin vergeblich auf das Stück Stoff. Nachhakend meldete sich Wendland vor einem Jahr erneut beim Amerikaner, der regelmäßig mit Fans in Kontakt tritt. So konnte sie an seinem Podcast teilnehmen und ihn an das fehlende Oberteil erinnern. Die Folge ging im September online, mit Nachhall. Sie zeigt eine witzige Frau, die souverän dem Moderator ihre Band beschreibt. Erst als Scherz entstand in diesem Rahmen die Idee, man könne doch gemeinsam auftreten. Angetan von der Vorstellung, melden sich die Produzenten bei Wendland mit dem Vorschlag: in Begleitung einer Kameracrew den Auftritt durchzuziehen.
Oscar-Stress
Eigentlich hätte der Termin viel später stattfinden sollen. Doch dann wurde bekannt, dass O’Brien kommenden März die Oscar-Verleihung moderieren wird. Unter Zeitdruck meldete sich das Team erneut bei der Feldkircherin. „Daher habe ich erst vor zwei Wochen erfahren, dass sie kommen wollen“, offenbart die 31-Jährige. Vorfreudig wurde ein Termin fixiert, doch dann verschlechterte sich die Gesundheit ihres Bruders. Er ist einer der zwei Gitarristen der Band, die keinen Bassspieler hat. „Es ist mega schade. Eigentlich dachten wir, dass es ihm bald besser gehen wird. Wir hatten ordentliches Nervenflattern. Als die Filmcrew davon erfuhr, wollten sie gleich wissen, wie es uns damit geht“, zeigt sich die besorgte Feldkircherin gerührt. Denn die Medienmacher haben ihr vergewissert, dass Gesundheit vorgeht und eine Absage mehr als legitim wäre. Dazu musste es aber nicht kommen.
Ausverkaufter Abend
Denn am Donnerstag traf die über 20-köpfige Entourage von Zürich kommend in Vorarlberg ein. Ihr erster Stopp: das Zuhause von Wendland und ihrem Ehemann. Während einer Wohnungsführung wurden dort die ersten Szenen aufgenommen, woraufhin die Crew weiter in die Stadt und zum Hotel zog. Am Abend war es dann so weit. Erst spärlich, doch anhaltend, füllte sich das Graf Hugo, bis alle 130 Tickets verkauft waren. Obwohl die Erwartung an das Spektakel allgegenwärtig schien, kamen vor allem Mitglieder der Vorarlberger Metal- und Punk-Szene. Der Andrang überwältigender Massen blieb dagegen erspart.

Backstage im Jugendhaus
„Gallowhead“ eröffneten die Show mit knallhartem Sound. Extrem laut, aber sinnlich fetzten die Rocker über das Publikum hinweg.
Währenddessen warteten Schaulustige vor dem Jugendhaus in der Hoffnung, den Star vor allen anderen zu sehen. Dieser kam auch, verschwand aber rasch im Backstage-Bereich. „Dort haben wir mit Conan etwas improvisiert und den Auftritt einstudiert“, schildert Wendland. Wie schon in ihrer Wohnung hat sie den US-Amerikaner und seine Crew als nahbare und unglaublich freundliche Menschen erlebt, gar nicht abgehoben.

Respekt vor Mut
Als die 31-Jährige mit ihren Freunden die Bühne betrat, war sie sichtlich aufgeregt. Selbsterklärtes Ziel ihrer Band ist es, mit guter Musik eine unerträgliche Show zu liefern. Während sie künstlerisch „gallowhead“ nicht das Wasser reichen können, bestachen sie mit konsequentem Unsinn. Überdeutlich war das zu spüren, als die Schreierin grotesk schlechte Witze von sich gab. Etwa: „Was bekommt man, wenn man zu viel Glühwein trinkt? Gebrannte Mandeln!“. Wo das Lachen ausblieb, wuchs stattdessen Respekt vor ihrem Mut.

Dann kam Conan
Auf der Bühne angekommen, stellte er frei übersetzt klar: „Es war immer mein Traum, einen Heavy Metal Song in Feldkirch zu singen. Und wenn ich immer sage, dann meine ich seit sechs Wochen.“ Professioneller Moderator, der er ist, setzte O’Brien mit der Geschichte hinter seinem Auftritt fort und versicherte der Band, sie in ihrer Mission zu unterstützen.
Ein “Lob” an Feldkirch
Dann ging es voll zur Sache. Im grölenden Duett mit Wendland offenbarte er den Gästen seine Ode an die Montfortstadt. „Feldkirch“ heißt der Song, mit dem er schreiend die Stadt „lobt“: Sie könnte viel schlimmer sein.
Am Ende gab es für jeden etwas. Die Schreierin erhielt ihr lang erwartetes T-Shirt, der Moderator sogar ein spezielles „Cringe Blizzard“ Oberteil. Wissend, dass so niemand vertrieben wird, endete der Abend mit einem unmissverständlichen Angebot: All jenen, die ihm Richtung Parkplatz folgen, wird er persönlich fünf Euro in die Hand drücken. Der Moderator hielt sein Wort.


Ankündigung
Wer das dritte Konzert der Band sehen möchte, hat am Samstag in Nenzing die Chance dazu. Denn ab 21 Uhr werden „Cringe Blizzard“ mit „the artifice“ und „Misanthropic Torsion“ ein etwas ungewöhnliches Adventskonzert im Jugendraum Join abhalten.