Freuds letztes Heim als Spielort

„Freud – Jenseits des Glaubens“ gibt vor, das Streitgespräch zweier Genies über die Frage nach der Existenz Gottes zu sein.
Freud spielt primär in jenem Haus, das sich der Wiener Psychoanalytiker nach seiner Flucht vor den Nazis mit seiner Tochter Anna in der britischen Hauptstadt eingerichtet hat. Man schreibt den 3. September 1939, zwei Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Anna stellt ihre eigene Universitätskarriere vollends hinter den Bedürfnissen des Vaters zurück. Letztlich liegt Freud bereits in den letzten Zügen. Sein Gaumenkrebs wuchert, der Intellektuelle verfault gleichsam innerlich.
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Gottesfragen
In dieser Situation stattet ihm der gläubige Gelehrte C.S. Lewis einen Besuch ab. Freud hat ihn eingeladen, um anhand von Lewis‘ „The Pilgrim‘s Regress“ über das Christentum respektive die grundsätzliche Frage zu sprechen, ob es Gott gibt. Und damit wäre das Sujet des Filmes auch schon umrissen. Unterbrochen von kurzen Flashbacks hie und da, kurzen Sidesteps zu Anna, die sich nicht traut, ihrem Vater die Lebensgefährtin Dorothy vorzustellen, fließt das Gespräch der beiden Gelehrten zäh vor sich hin.
Flughöhe
Wer jedoch die intellektuelle Auseinandersetzung zweier Geistesgrößen über die Theodizeefrage, einen leuchtenden Schlagabtausch über den Glauben und die Ratio erwartet, der wird enttäuscht. Letztlich kommen die beiden Filmfiguren über jene Weisheiten auf mittlerer Flughöhe nicht hinaus, die man selbst von Diskussionen am WG-Tisch kennt. Die Gedanken nehmen das Publikum mithin nicht an der Hand, um in unbekannte Gefilde aufzubrechen, sondern das „Geschehen“ verharrt in statischen Plattitüden. Diese afilmische Herangehensweise mag nicht überraschen, wenn man bedenkt, dass Regisseur Matthew Brown als Basis Mark St. Germains Theaterstück „Freud‘s Last Session“ herangezogen hat. Als Film ist „Jenseits des Glaubens“ aber eher jenseitig. Am Ende bleibt ein filmisches Zwiegespräch.



