Caritas-Präsidentin will Ministerium gegen Einsamkeit

APA/ROBERT JAEGER
Während der Koalitionsverhandlungen im Bund fordert Nora Tödtling-Musenbichler einen nationalen Aktionsplan sowie einen Regierungsbeauftragten gegen Einsamkeit.
Weihnachten steht an – das Fest, zu dem die ganze Familie zusammenkommt. Doch gerade ältere, jüngere oder armutsgefährdete Menschen haben manchmal niemanden, mit dem sie feiern können. Laut einer Caritas-Studie fühlen sich etwa 600.000 Menschen in Österreich einsam, sie sind mehr als die Hälfte ihrer Zeit unfreiwillig alleine.
Nora Tödtling-Musenbichler, Präsidentin der Caritas Österreich, bringt nun während der Koalitionsverhandlungen im Bund ein eigenes Einsamkeitsministerium ins Gespräch. Ein solches gibt es bereits andernorts, beispielsweise seit 2018 im Vereinigten Königreich. Die Caritas fordert „einen nationalen Aktionsplan gegen Einsamkeit und eine eigene Regierungsbeauftragte oder einen Beauftragten, der sich ganz bewusst diesem Thema annimmt“, sagte Tödtling-Musenbichler zum ORF Steiermark.
Initiativen bündeln
Es gebe laut Tödtling-Musenbichler mit Großbritannien und Japan gute Beispiele für Länder, die schon Einsamkeitsministerien schufen. „Ich würde sagen, wenn wir uns verständigen und diesen Pakt gegen Einsamkeit auf die Wege bringen, ist bereits ein erster Schritt getan“, wird sie zitiert.
Die Caritas bietet einzelne Initiativen für Menschen, die einsam sind oder einfach jemanden zum Reden brauchen. Dazu gehört das „Plaudernetz“, das Menschen via Telefon verbindet. Bei öffentlichen Orten wie Friedhöfen werden sukzessive „Plauderbankerl“ aufgestellt. Auf diesen Bänken nehmen sich Freiwillige Zeit und haben ein offenes Ohr. Projekte wie diese müssten gebündelt werden, so Tödtling-Musenbichler, die auch Direktorin der Caritas Steiermark ist.
Gesundheitliche Folgen
Einsamkeit kann auf verschiedene Arten krank machen – zu den gesundheitlichen Folgen zählen etwa Schlafstörungen, Depressionen oder Herzbeschwerden. Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen forderte kürzlich gemeinsam mit Hilfsorganisationen unter anderem eine Koordinationsstelle gegen Einsamkeit, mehr kostenfreie psychologische Versorgung und ein Recht auf analoge Angebote.