Eine gelungene Dylan-Story

Ein Film über Bob Dylan, teils Musikgeschichte, teils Legendenbildung und mit einer Prise Liebesgeschichte.
Basierend auf dem Buch „Dylan Goes Electric!“ von Elijah Wald erzählt „Like A Complete Unknown“ die Zeit von Dylans Ankunft als junger Musiker in New York Anfang der 60er bis zu seinem legendären Auftritt 1965, als er die Folkszene mit Rockmusik elektrisierte. Dylanologen werden über Szenen stolpern, die sich so nicht zugetragen haben.
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Sehenswert
Der Regisseur verkürzt die Zeit von Dylans Anfängen bis zu seinem Aufstieg extrem, das eine oder andere essenzielle Detail in der Biografie des Künstlers bleibt angedeutet. Die politischen Hintergründe werden recht oberflächlich behandelt. Nicht zuletzt überspringt der Film einen Abschnitt, in dem Dylan die Beatles traf und Drogen für sich entdeckte. Aber das alles tut der Qualität keinen Abbruch, im Gegenteil. Es ist eben wie die Dokumentation „Rolling Thunder Revue“ (2019) von Martin Scorsese, die es mit der Wahrheit nicht immer genau nimmt, eine (und nicht: DIE) Bob-Dylan-Story – aber eine sehenswerte. Auch wenn Ausstattung, Setdesigns, Kostüme und Storytelling meisterhaft umgesetzt wurden, ist es letztlich der Cast, der „Like A Complete Unknown“ nicht scheitern lässt. Chalamet glänzt in der Hauptrolle, imitierte Dylan nicht bloß, was schnell peinlich hätte wirken können, sondern macht sich Dylan zu eigen. Man sollte den Film im Original sehen, um in den Genuss der sprachlichen Leistung Chalamets zu kommen. Wie alle Charaktere singt Chalamet selbst. „Like A Complete Unknown“ ist ein wichtiger Film. Nicht nur, weil er die große Kunst Dylans einem breiten Publikum und vielleicht einer neuen Generation näher bringt. Sondern auch, weil er im Zeitalter der Spotify-Einheitsalgorithmen verdeutlicht, dass große Kunst keinen Formeln folgen muss, dass Künstler aus Genres ausbrechen und nicht immer Erwartungen erfüllen müssen.



