Seltene Erden und Energiewende: Der geopolitische Flaschenhals im Rohstoffmarkt

Seltene Erden sind Schlüsselrohstoffe für die Energiewende. Sie stecken in leistungsfähigen Windrad-Turbinen, Elektromotoren, E-Auto-Batterien oder Solaranlagen. Die Medizintechnik und die Rüstungsindustrie kommen ebenso nicht ohne sie aus.
Aktuell werden Seltene Erden fast ausschließlich in China verarbeitet. Nun hat Peking Anfang April beschlossen, die Metalle nur unter bestimmten Voraussetzungen zu exportieren. Die ersten Anzeichen der Verknappung sind bereits in Europa spürbar.
Seltene Erden ist ein Sammelbegriff für 17 metallische Elemente wie Samarium, Thulium oder Neodym. Und weil deren Verarbeitung ein ziemlich schmutziges Unterfangen ist, zog sich der Westen in den 1990er Jahren weitgehend daraus zurück. Allein China blieb am Ball. Deshalb ist heute die westliche Welt bei den so wichtigen Technologiekomponenten auf chinesische Einfuhren angewiesen. Die Volksrepublik verfügt praktisch über ein Monopol.
Dabei kommen Seltene Erden gar nicht so selten vor. Rar sind jedoch große Erzlagerstätten mit einer ausreichend hohen Konzentration. Laut Internationaler Energieagentur baut China aktuell etwa 60 Prozent der Seltenen Erden weltweit ab. Danach folgt die USA mit rund 15 Prozent. Weitere Minen existieren unter anderem in Myanmar, Russland, Thailand, Indien, Brasilien und Kanada. Besonders rentable Lagerstätten vermutet man unter grönländischem Packeis. MP Materials mit Sitz in Las Vegas ist der einzige große Seltene-Erden-Produzent im Westen. Das Minenunternehmen reaktivierte seine in den 1990er Jahren stillgelegte Mountain-Pass-Mine und fördert mittlerweile bereits 15 Prozent der weltweiten Gesamtmenge. Gewonnen wird in der Mine Neodym-Praseodym, das essenziell für den Bau technologischer Komponenten in Elektroautos, Drohnen, Verteidigungssystemen oder in medizinischen Geräten ist. Bis vor kurzem wurden die Erzkonzentrate allerdings noch in China aufbereitet. Mit finanzieller Unterstützung der US-Regierung soll die Inhouse-Veredelung noch in diesem Jahr möglich werden. Auch die australische Lynas Rare Earths kann einen Teil der kostbaren Rohstoffe bereits vor Ort aufbereiten. Aus den Lagerstätten in Malaysia und West-Australien werden Neodym-Praseodym, Lanthan und Cerium sowie schwere Seltenerd-Mischungen gewonnen.
Während die USA bereits an Exit-Strategien aus dem künstlich herbeigeführten Engpass arbeitet, bleibt die Europäische Union bei Seltenen Erden in hohem Maße von China abhängig.
