Ethik und Menschenrechte: Norwegischer Pensionsfonds trennt sich von umstrittenen Investments

Norwegens größter privater Pensionsfonds KLP hat – auf Basis seiner Richtlinien – zwei Rüstungsunternehmen aus seinem Portfolio ausgeschlossen. So kommt der deutsche Stahlkonzern Thyssenkrupp nicht mehr infrage, weil seine Tochter, Thyssenkrupp Marine Systems, Kriegsgerät nach Israel liefert.
Von Christoph Flatz
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Noch in diesem Jahr soll ein U-Boot ausgeliefert werden. Außerdem trennt sich die „Kommunal Landspensjonskasse Gjensidig Forsikringsselskap“von den Anteilen des US-Fahrzeugherstellers Oshkosh, der Lastkraftwagen liefert, die das israelische Militär zu gepanzerten Truppentransportern umbaut. Unternehmen hätten die Pflicht, so KLP, “Mitschuld an Verstößen gegen die grundlegenden Menschen-rechte und das humanitäre Recht zu vermeiden.“ Nach Angaben des Pensionsfonds beläuft sich der Verkauf auf 1,8 Millionen Euro im Falle von Oshkosh und 850.000 Euro bei Thyssenkrupp.
KLP wurde 1949 als gemanagter Fonds gegründet und verwaltet heute die Renten von norwegischen Gemeindebediensteten. Der Pensionsfonds investiert in Aktien, Anleihen und Immobilien außerhalb Norwegens und unterliegt äußerst strengen Regeln in Bezug auf Ethik, Menschenrechte und Umweltschutz. Entsprechend lang ist deshalb die Liste der bereits getroffenen ethischen Desinvestitionen: So trennte man sich beispielsweise 2001 von den Anteilen der Singapore Technologies Kinetics, die auch Antipersonenminen produzieren. Im Jahr 2014 schloss man alle Bergbauunternehmen und Stromerzeuger aus, deren Betrieb zu mehr als 30 Prozent von Kohle abhängig waren. 2017 veräußerte der Pensionsfonds auf Betreiben des norwegischen Sami-Parlaments sämtliche Anteile an Unternehmen, die mit dem Bau der Dakota Access Pipeline beschäftigt waren. KLP begründete dies mit dem Hinweis auf das „inakzeptable Risiko, zu schweren oder systematischen Menschenrechtsverletzungen“ beizutragen. Als Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine, verkaufte der Fonds Anteile von 22 russischen Unternehmen wie Gazprom, Rosneft oder Sberbank in der Höhe von fast 50 Millionen Euro.
Die KLP ist vollkommen unabhängig vom norwegischen Staatsfonds, der mit einem Vermögen von etwa 1600 Milliarden Euro als der größte Staatsfonds der Welt gilt. Allerdings greifen beide Fonds auf dieselbe ESG-Analyse, also dasselbe Nachhaltigkeits-Screening zurück. Der norwegische Staatsfonds kommt deshalb zunehmend unter Druck, sich nun ebenfalls von Anteilen zu trennen, die mit dem Krieg in Gaza oder der israelischen Siedlungspolitik im Westjordanland zu tun haben.
