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Lokale Blase und kosmischer Staub: Wie Antares unser Sternenbild beeinflusst

06.08.2025 • 10:00 Uhr
Lokale Blase und kosmischer Staub: Wie Antares unser Sternenbild beeinflusst
Antares, ein Roter Überriese im Skorpion, leuchtet rund 600 Lichtjahre entfernt in unserer Sommernacht.
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Ein rötlicher, großer Stern im Skorpion steht zurzeit tief am Südhorizont. Der „Gegenmars“ ist ein besonderer Himmelskörper. Er ist mitverantwortlich für die Staubverteilung in unserer Umgebung.

Von Robert Seeberger
neue-redaktion@neue.at

Antares ist der Hauptstern des Sternbilds Skorpion. Er hat – wenn auch wegen völlig unterschiedlicher Ursachen – eine ähnlich rötliche Farbe wie der Planet Mars. Von daher stammt die Bezeichnung Antares, was übersetzt Gegenmars heißt. Der Stern steht derzeit schon in der Abenddämmerung um 22 Uhr tief im Süden. Wie können wir unbekannte Sterne identifizieren? Drehbare Sternkarten, Astronomie-Software und Apps für Mobiltelefone sind hilfreich. Für Objekte, die sich entlang des Tiefkreises befinden, ist der Mond ein guter Richtungsweiser. Vergangenen Sonntag ist er im Skorpion gestanden und ist mittlerweile in den Schützen gewechselt. Jetzt gibt den Blick auf Antares frei, der weiterhin um 22:30 im Südsüdwesten über dem Horizont steht.

Mythologie trifft Astronomie: Der Skorpion und Orion

Einer Erzählung der griechischen Mythologie zufolge befahl die Erdgöttin, dass der hochmütige Himmelsjäger Orion durch den Stich des Skorpions getötet werden soll. Denn Orion hatte sich damit gebrüstet, dass er jedes Tier erlegen könne. Das Gift des Skorpions ließ Orion zusammensacken, er wurde aber wiederbelebt. Vorsichtshalber gehen sich die beiden aus dem Wege. Die Sternbilder liegen in entgegengesetzter Richtung am Himmel – wenn der Skorpion aufgeht, sinkt der Orion unter der Horizont und umgekehrt.

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Antares liegt im Rumpf des Skorpions. Darüber zeigt sich ein Fächer aus Sternen, der den Vorderkörper und den Kopf bildet. Die Scheren reichen bis ins heutige Sternbild Waage. Sein Stachel ist von Vorarlberg aus nicht zur Gänze zu sehen. Beobachter südlich des 40 Breitengrades (zum Beispiel Griechenland, Süditalien), sehen das gesamte Sternbild. Mit einem Fernglas ist eine Fingerbreite rechts von Antares der Kugelsternhaufen M4 zu sehen. Er besteht aus 100.000 Sternen uns ist mit 6000 Lichtjahren für diese Objektklasse recht nahe.

Ein Stern von gewaltigen Ausmaßen

Antares leuchtet rot, weil er eine kühle Oberfläche von 3400 Grad hat. Die meiste Energie gibt er im unsichtbaren Infrarot ab. Er ist ein Überriese, würde man ihn zur Sonne versetzen, würde er bis über die Marsbahn hinaus reichen. Antares ist 600 Lichtjahre entfernt und nur 15 Millionen Jahre alt. Er ist Teil der Scorpius-Centaurus-Assoziation, die aus einigen Tausend ähnlich jungen Sternen besteht. Bei ihrem gemeinsamen Entstehen haben diese Sterne große Mengen Staub und Gas aufgewirbelt. Antares wird in einer Supernova-Explosion sein Ende finden.

Staub im All: Die Rolle der Lokalen Blase

Das Sonnensystem liegt in einer 300 Lichtjahre großen Region, in der es praktisch keinen Staub und nur wenig Gas gibt. Pro Volumen von fünf Stück Würfelzucker gibt es ein Wasserstoffatom. Während der letzten Millionen Jahre haben Sternexplosionen den Staub aus der lokalen Blase gefegt. Doch auch in dieser fast leeren Blase ist, sind die Atome nicht gleichmäßig verteilt. Antares und die anderen Sterne der Scorpius-Centaurus-Assoziation sind für den lokalen Fussel, auch lokale Flocke genannt, verantwortlich. Die aufgewirbelte Staubwolke bei der Sternentstehung ist 30 Lichtjahre groß und die Sonne wandert noch die nächsten paar 10.000 Jahre durch diesen Fussel. Das geht im Alltagsleben spurlos an uns vorbei.

Für Astrophysiker birgt die inhomogene Staubverteilung einen Unsicherheitsfaktor in der Entfernungsbestimmung. Je weiter Sterne entfernt sind, umso schwächer leuchten sie. Die Differenz zwischen der absoluten Helligkeit, die nur von der Art der Sterne abhängt und der gemessenen Helligkeit ist ein Maß für die Entfernung. Wenn nicht bekannt ist, wie viel absorbierender Staub zwischen uns und dem Stern liegt, verringert das die Genauigkeit der Entfernungsmessung.