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Google unter Druck

14.09.2025 • 11:00 Uhr
Google unter Druck

Wegen Verstößen gegen das EU-Wettbewerbsrecht muss Google eine Strafe von 2,95 Milliarden Euro zahlen. Die Europäische Kommission wirft dem Tech-Giganten vor, im digitalen Werbemarkt (Adtech) seine marktbeherrschende Stellung missbraucht zu haben.

Von Christoph Flatz
neue-redaktion@neue.at

Konkret soll Google eigene Werbedienste systematisch bevorzugt und damit Wettbewerber, Werbetreibende und Online-Verlage benachteiligt haben. Besonders kritisch: Google agiert gleichzeitig als Anbieter von Werbeplattformen und als Vermittler – ein struktureller Interessenkonflikt, so die Kommission. Google hat nun 60 Tage Zeit, um Vorschläge zur Anpassung seines Geschäftsmodells vorzulegen. Die Alphabet-Tochter weist die Vorwürfe zurück und kündigte rechtliche Schritte an.

Die Entscheidung der EU blieb nicht ohne politische Folgen: US-Präsident Donald Trump reagierte prompt und bezeichnete die Strafe auf seiner Plattform Truth Social als „unfair“ und als Angriff auf den „herausragenden amerikanischen Erfindergeist“. Er kündigte ein Verfahren nach Paragraf 301 an – eine Handelsvorschrift, die Strafmaßnahmen gegen Länder erlaubt, die US-Unternehmen benachteiligen.

Trotz der juristischen und politischen Turbulenzen präsentiert sich Alphabet wirtschaftlich in Bestform. Im zweiten Quartal 2025 erzielte der Konzern einen Umsatz von 96,4 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn stieg um 19 Prozent auf 28,2 Milliarden Dollar. Wachstumstreiber sind vor allem Google Cloud, die Suchmaschine und YouTube Ads. Mit Investitionen von 85 Milliarden Dollar im Jahr 2025 festigt Google mit seiner Gemini-Plattform klar seine Stellung als führender Akteur im KI- und Cloud-Markt.

Doch Google muss sich in einem zunehmend fragmentierten und innovationsgetriebenen Markt behaupten. Denn auch Unternehmen wie OpenAI, Microsoft, Meta, Amazon und NVIDIA treiben die Entwicklung generativer KI rasant voran und setzen eigene Standards in Bereichen wie Sprachverarbeitung, Bildanalyse und Cloud-basierter KI-Infrastruktur. Besonders OpenAI mit ChatGPT und Microsoft mit Azure AI gelten als ernstzunehmende Herausforderer. Auch die Open-Source-Bewegung gewinnt an Bedeutung und bietet Alternativen.

An Googles Marktmacht konnte auch das aktuelle Kartellverfahren in den USA nichts verändern. Ein Gericht untersagte dem Konzern zwar exklusive Verträge mit Geräteherstellern und verpflichtete ihn zur Öffnung bestimmter Daten und Dienste für Wettbewerber – ein Zwangsverkauf von Chrome oder Android wurde jedoch abgelehnt.

Christoph Flatz
Christoph Flatz ist Veranlagungsspezialist in der Sparkasse.