Eine deutsche Kriegsgeschichte

1945 auf einer kleinen Nordseeinsel steht ein Kind von Nazi-Eltern im Fokus. Es geht um Herkunft, Zugehörigkeit und Identität.
Amrum basiert auf den Kindheitserinnerungen von Hark Bohm, der ursprünglich Regie führen wollte. Bei aller Distanz, die Akin als Regisseur und als Sohn türkischer Migranten zu einer Geschichte über ein Kind deutscher Nationalsozialisten gehabt haben dürfte, ist daraus trotzdem ein gelungener Film geworden. Akin erzählt auf berührende Weise von einem Buben, der versucht, sich durch den harten Kriegsalltag zu navigieren und der dabei seine kindliche Unschuld verliert. Gerahmt ist das von beeindruckenden Landschaftsaufnahmen der Nordsee-Insel Amrum.
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Verantwortung
Tatsächlich sieht das Publikum für Akin ungewohnte Bilder – die Weite des Watts, Nahaufnahmen von diversen Tieren, fliegende Wildgänse, einen glitzernden Sternenhimmel. Im Zentrum steht der zwölfjährige Nanning, der mit seiner Mutter die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs auf Amrum erlebt. Seine Eltern sind überzeugte Nationalsozialisten. Die Familie, die eigentlich in Hamburg lebte, zog während des Kriegs auf die Nordsee-Insel. Dort bleibt Nanning ein Außenseiter. Von einem Mitschüler muss er sich anhören, „kein echter Amrumer“ zu sein. Der Regisseur erzählt, der Film habe ihn über seine Identität als Deutscher nachdenken lassen. „Goethe hat gesagt: Wo die Bildung ist, da ist das Vaterland. Und der Dude hat recht. Ich habe Lesen und Schreiben auf Deutsch gelernt, nicht auf Türkisch. Ich habe meine ersten Filme auf Deutsch gesehen, ich war in einer deutschen Filmhochschule. Das ist kein Teil meiner DNA – denn die liegt irgendwo im Kaukasus und Ägypten und Kreta -, aber Teil meiner Seele.“ Deutsch sein beschäftigt den Filmemacher auf vielen Ebenen. Es gibt eine zentrale Sequenz im Film, in der Nanning auf seinen Onkel trifft, der vor den Nazis geflohen ist. „Du bist nicht schuld, aber du hast dennoch damit zu tun“.




